Jiří Dienstbier, Jan Fischer und Miloš Zema bei der Podiumsdiskussion in Prag. Anfang 2013 wird der tschechiche Präsident erstmals direkt vom Volk gewählt
In der Prager Václav-Havel-Bibliothek versprachen die drei tschechischen Präsidentschafts-Kandidaten Jiří Dienstbier, Jan Fischer und Miloš Zeman, sich für LGBT-Rechte einzusetzen
Am Abend des 7. August organisierte der Verein Prague Pride die erste Debatte mit Kandidaten für das Amt des Staatspräsidenten der Tschechischen Republik, die bei der Wahl im Januar 2013 antreten werden. Das Staatsoberhaupt wird dann zum ersten Mal direkt vom Volk gewählt.
Die Bedeutung dieser Debatte erwies sich bereits im vergangenen Jahr, als der Prague Pride durch den derzeitigen Staatspräsidenten der Tschechischen Republik, Václav Klaus, schwer angegriffen wurde. Dieser erachtete das Wort "Devianten" ("Abartige"), das durch den Stellvertretenden Leiter der Kanzlei des Staatspräsidenten zur Beschreibung Homosexueller verwendet wurde, als wertneutral (queer.de berichtete). Klaus sagte: "Der Prague Pride ist keine Demonstration der Homosexualität, sondern des Homosexualismus, den ich – wie auch eine ganze Reihe anderer "-ismen", sehr fürchte. Das ist genau die Position, die ich bereits im Jahr 2006 bei meinem Veto gegen die eingetragene Partnerschaft vertreten habe." Das entsprechende Gesetz wurde nachfolgend trotz seines Vetos angenommen.
Zur öffentlichen Podiumsdiskussion in der Prager Václav-Havel-Bibliothek kamen die drei führenden Kandidaten für das Amt des Staatspräsidenten: Jiří Dienstbier, Jan Fischer und Miloš Zeman. Das Gespräch drehte sich um die Themen Menschenrechte, Zivilgesellschaft und die Situation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern in Tschechien.
Nur Sozialdemokrat Dienstbier sprach sich für ein Adoptionsrecht aus
Homophobes Staatsoberhaupt: Die Amtszeit von Václav Klaus endet Anfang 2013
Alle drei Kandidaten unterstrichen die Bedeutung einer aktiven Förderung und des Schutzes von Menschenrechten, einschließlich der Rechte der LGBT-Community. Sie bezeichneten die Tatsache, dass das gegenwärtige tschechische Staatsoberhaupt die Ratifizierung einiger internationaler Konventionen zum Schutz von Menschenrechten blockiert, als nicht hinnehmbar. Während sich die Kandidaten in der Frage der Bedeutung der eingetragenen Partnerschaft einig waren, konnten sie sich nicht zu einer gemeinsamen Position zum Thema einer Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare durchringen – nur der Sozialdemokrat Dienstbier sprach sich hier für ein volles Adoptionsrecht für schwule und lesbische Paare aus.
Czeslaw Walek, der Leiter des Prague Pride, kommentierte die Debatte: "Ein Präsident beeinflusst die Wahrnehmung der ganzen Gesellschaft und deren Einstellung gegenüber der Zivilgesellschaft und den Menschenrechten. Daher ist es wichtig, die Meinungen und die Ideen jener Menschen kennen zu lernen, die sich um das Amt des Präsidenten in diesem Land bewerben. Ich freue mich wirklich, dass der Prague Pride als erster überhaupt eine Debatte dieser Art organisieren konnte. Wir haben gezeigt, dass sich auch ein Verein wie der unsrige aktiv in die Debatte über die Frage einbringen kann, was für einen Präsidenten wir wollen."
Die offizielle Prager Pride-Woche startet am Montag, dem 13. August, und endet erst am Sonntag, dem 19. August. In dieser Woche werden mehr als 80 verschiedene Events geboten, mit einem Umzug durch die Prager Innenstadt und einem Konzert am Samstag, dem 18., als Höhepunkt.