Die Gretchenfrage: Führen BB-Filme zu riskantem Sexverhalten? (Bild: Screenshot FS Magazine)
Englands Schwule gehen locker mit Pornografie um, auch Filme ohne Kondom werden regelmäßig angeschaut. Sieben Prozent glauben: Sie wurden dadurch zu unsafen Sex animiert.
Von Carsten Weidemann
Beim britischen Magazin "FS" wollte man es diesmal verdammt genau wissen. Wie ticken Englands Schwule in Sachen Pornokonsum? Mehr als 1.000 homosexuelle Männer füllten für das Blatt, das von der Organisation GMFA einmal im Quartal herausgegeben wird, einen Onlinefragebogen aus. GMFA ist eine Gesundheitsorganisation, die sich - wie hier die Deutsche Aids-Hilfe - gezielt an Männer richtet, die Sex mit Männern haben. Die schamlos mitgeteilten Ergebnisse zum Pornokonsum, die in der aktuellen Sommerausgabe veröffentlicht wurden, sind aufschlussreich und behandeln unter anderem die Frage, ob das Anschauen von so genannten Bareback-Pornos, bei denen das Kondom komplett weggelassen wird, dazu animiert, selbst riskanteren Sex zu haben. Knapp sieben Prozent der Befragten sind nämlich davon überzeugt.
Fast einhundert Prozent aller Befragten schaut sich den Stoff für Erwachsene an, viele davon mindestens einmal in der Woche. Da ist es nicht verwunderlich, dass unter den ausgewählten Titeln auch Produktionen ohne Gummi vorkommen. Rund 96 Prozent haben mindestens einmal Bareback-Videos gewählt, eine Mehrheit schaut regelmäßig hin. Schlicht, weil sie drauf stehen. Mit den geringen sieben Prozent, die glauben, dadurch erst mögliche Risiken eingegangen zu sein, wurde der Verführungstheorie eigentlich eine Absage erteilt. Und dennoch hält sich diese These hartnäckig, vor allem, wenn man nicht nach der Selbst- sondern nach der Fremdeinschätzung fragt. 53,6 Prozent denken, dass sich Männer durch Bareback Pornos zu ungeschützten Sex hinreißen lassen. Man hält sich selbst für vernünftiger als andere.
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Einfach "Bareback" aufs Kondom schreiben, ob das weiterhilft? (Bild: Contempo)
Ein Beleg für einen befürchteten Einfluss ist diese Umfrage natürlich nicht, sie gibt nur Haltungen wider. Wie bei der Diskussion um die Egoshooter-Videospiele, die Jugendliche angeblich zu gewalttätigem Verhalten animieren, muss man auch hier sehr genau hinschauen. Welches Wissen zur sexuellen Gesundheit hat der Konsument, welche Risikostrategien kennt er, in welchem sozialen Umfeld bewegt er sich? Es sind immer mehrere Faktoren, die zu einer Entscheidung führen. Pornos allein produzieren sicherlich keinen Barebacker.
Fakt ist allerdings, dass durch das Internet der Zugang zu Pornografie wesentlich einfacher geworden ist. Im FS-Magazin wird im Gespräch mit vier Pornoprofis, die regelmäßig vor der Kamera stehen, genau dies diskutiert. Gerade Jugendliche, die sich erstmals über Sexualität informieren, bekämen über die Videoclips eine verkehrte Vorstellung davon, wie Sex funktioniert, wird beklagt.
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Mehr als gelassen wird auf die Frage reagiert, wie man denn mit der Darstellung von ungeschützten Sex, für das sich die Pornoindustrie das griffige Label Bareback unter den Nagel gerissen hat, umgehen soll. Knapp 70 Prozent sind dagegen, Bareback-Videos per Gesetz als illegal erklären zu lassen, knapp 80 Prozent sind gegen eine Zensur entsprechender Angebote im Web. Eine Absage also an Vorstöße, wie man sie aus den USA kennt. In Los Angeles wurde Anfang 2012 ein Produktionsverbot für Bareback-Filme beschlossen. Aids-Gesundheitsorganisationen hatten dies zuvor vehement gefordert, die in Kalifornien konzentrierte Pornoindustrie kündigte als Konsequenz die Verlegung der Produktionen außerhalb des Stadtgebiets an (queer.de berichtete).
Sexkinos sind laut der Umfrage des FS-Magazins übrigens so gut wie out, auch die DVDs machen nur noch 30 Prozent der genutzten Medien aus. Wie beim Dating spielt auch beim Videokonsum das Internet die erste Geige. Für 92 Prozent ist diese der bevorzugte Kanal. Ansonsten beherrscht schwule Hausmannskost das Geschehen auf dem Schirm, das viele als Begleitung zur Selbstbefriedigung nutzen. In den Filmen möchte man überwiegend Männer derselben ethnischen Herkunft sehen, die sich anal und oral beglücken. Amateurvideos sind nach wie vor sehr beliebt, für Nachschub in diesem Genre sorgt die Hälfte der Befragten, die ihre eigenen Sextapes online stellen. Pornostar sein und dort Karriere machen wollen nur 20 Prozent, einem Date oder gar Sex mit einem bekannten Darsteller verschließt sich die Mehrheit dagegen nicht. Ganz oben auf der Wunschliste steht Brent Corrigan.
Oh man! Ob sich jemand nun einen Film mit oder ohne Gummi anschaut, sei doch bitte jedem selbst überlassen. Verbot bringt hier überhaupt nichts, denn würde man es überall "verbieten" - was lächerlich wäre, dann müsste man auch die Streifen von den Heten verbieten, denn dort ist Sex ohne Kondom zu 99% normal - nur bei den Homos nicht. Schwule müssen ja immer irgendeine Krankheit haben - also weg mit den ungeschützten Filmchen, die sich wohl fast jeder anguckt.
Irgendwelche Leute denken immer, dass sie die Weisheit mit Löffeln gefuttert haben.
Jeder soll doch bitte für sich selbst entscheiden, ob er nun zu einem "safen" Filmchen oder zu einem "Bareback" Streifen greift.