Ob das Ding um Lady Gaga auch mal ein Tier war? (Bild: Wiki Commons / Sricsi / CC-BY-2.0)
PETA-Vizepräsident Dan Mathews bezeichnet sich selbst als "schwulen Fan" von Lady Gaga. Er ist jetzt aber sauer auf die Sängerin, weil sie in Pelzmänteln abgelichtet wurde – und Tiere wie Schwule unterdrückt werden würden.
In einem offenen Brief beschuldigt Mathews die 26-jährige Künstlerin, das Versprechen gebrochen zu haben, nie wieder Pelz zu tragen. Er berief sich dabei auf einen Fernsehauftritt der Sängerin aus dem Jahr 2009, in dem sie der Moderatorin Ellen DeGeneres gesagt hatte: "Ich hasse Pelz und ziehe das nicht an".
"Viele deiner schwulen Fans, unter ihnen auch ich, haben dich lange bewundert dafür, was du Ellen gesagt hast", schreibt Mathews. Bei einer Internetsuche hat er aber mehrere Bilder gefunden, die Gaga in edlen Pelzen zeigen: "Diese Fotos, die dich in Fuchs und Hasen oder mit dem Kadaver eines Wolfes zeigen, scheinen anzudeuten, dass du unter Gedächtnisschwund leidest".
PETA: Tiere werden wie Schwule diskriminiert
PETA-Vizechef Dan Mathews belegte 2007 im US-Schwulenmagazin "Out" Platz 37 der 50 mächtigsten homosexuellen Männer und Frauen in Amerika (Bild: Wiki Commons / David Shankbone / CC-BY-1.2)
Unter Schwulen seien besonders viele Tierschutzaktivisten, so Mathews weiter. Das habe einen Grund: "Wir erkennen an, dass die gleiche Arroganz und Gleichgültigkeit, die manche gegenüber dem Leiden von Tieren an den Tag legen, auch gegen uns gerichtet ist wegen unserer Orientierung." Daher engagiere sich PETA auch bei CSDs und bei den Protesten gegen die Fastfood-Kette Chick-fil-A.
PETA hat bereits in der Vergangenheit mit gewagten Vergleichen für Aufregung gesorgt: So geriet die amerikanische Tierschutzorganisation 2004 in Deutschland mit einer Werbekampagne in Verruf, in der die Massentierhaltung von Hühnern mit der Behandlung von Juden in Konzentrationslagern verglichen wurde. Jüdische Organisationen warfen den Tierschützern daraufhin eine Relativierung des Holocausts vor, mehrere deutsche Gerichte untersagten die Werbeaktion.
Vegetarische Aktivisten haben sich bereits 2010 über Lady Gaga empört, weil bei den MTV Video Music Awards ein aus rohen Steaks bestehendes Kleid getragen hatte. (dk)
Hinter dieser Aussage würden wohl auch einige Soziolog_innen und Psycholog_innen stehen, wenn sie auch andere Worte wählen würden.
Tatsächlich gibt es soziologische Untersuchungen, die zeigen, dass die Art und Weise, wie wir andere Tiere behandeln und unterdrücken (Speziesismus genannt) die Basisfolie bildet für menschliche Diskriminierungen, wie Rassismus, Sexismus und auch Homophobie. Viele erkennen das leider nicht, was ja auch normal ist, sonst würden die meisten wohl schon lange vegetarisch oder vegan leben. Es gibt ein wunderbares Zitat vom deutschen Soziologen und Philosophen Theodor W. Adorno zu den Verbindungen von menschlichen Diskriminierungen mit der Unterdrückung von anderen Tieren:
„Vielleicht ist der gesellschaftliche Schematismus bei der Wahrnehmung bei den Antisemiten so geartet, dass sie die Juden überhaupt nicht als Menschen sehen. Die stets wieder begegnende Aussage, Wilde, Schwarze, Japaner glichen Tieren, etwa Affen, enthält bereits den Schlüssel zum Pogrom. Über dessen Möglichkeit wird entschieden in dem Augenblick, in dem das Auge eines tödlich verwundeten Tiers den Menschen trifft. Der Trotz, mit dem er dieses Bild von sich schiebt – ‚es ist ja bloß ein Tier’ –, wiederholt sich unaufhaltsam in den Grausamkeiten an Menschen, in denen die Täter das ‚Nur ein Tier’ immer wieder sich bestätigen müssen, weil sie es schon am Tier nie ganz glauben konnten.“
Zudem ist der Holocaust-Vergleich natürlich vor allem in Deutschland extrem heikel und ein riesengroßes Tabu. Das ist schade. Wir sollten offen darüber reden können ohne gleich dumpfsinnig alles mit der Massenvernichtung in Nazi-Deutschland vergleichen zu müssen. Aber Tatsache ist, dass Hitler sich die Baupläne für die Konzentrationslager von amerikanischen Massentierhaltungsbetrieben abgeschaut hat.
Doch das Thema ist äußerst komplex. Ich empfehle zur Lektüre folgenden Artikel:
www.jeffmannes.blogspot.com/2012/04/gesellschaft-menschen-ti
ere-innere.html