Anonymous-Hacker machen seit 2008 mit Aktionen gegen Organisationen, Konzerne oder Behörden von sich reden
Computerexperten des Kollektivs Anonymous haben am Dienstag Regierungsseiten in Uganda gehackt und mit homofreundlichen Mitteilungen versehen. Eine LGBT-Aktivistin aus Uganda sieht die Aktion kritisch.
Auf mehreren Seiten der ugandischen Regierung wurden Artikel veröffentlicht, in denen sich der Premierminister persönlich für die Homo-Verfolgung entschuldigt und eine schwul-lesbische Pride-Woche angekündigt wird. Die Seiten waren für mehrere Stunden online. Ein Hacker bekannte sich online zu der Aktion und erklärte, er wollte damit die homofeindliche Politik der Regierung kritisieren: "Wir werden nicht einfach danebenstehen, wenn LGBT-Menschen in Uganda von einer rücksichtslosen und korrupten Regierung schikaniert, misshandelt und ermordet werden". Man werde weiter Angriffe gegen ugandische Regierungsseiten starten, solange Schwule und Lesben verfolgt werden.
An der Aktion gibt es auch Kritik von Homo-Gruppen. So erklärte die ugandische Aktivistin Val Kalende in einem Blogeintrag, dass die Aktion die Arbeit von Bürgerrechtlern nicht einfacher mache: "Diese gut gemeinten Interventionen können zu einer heftigen Gegenreaktion gegen Aktivisten in Uganda führen", erklärte sie. Anonymous hat auch ein Bild mit ugandischen Homo-Aktivisten hochgeladen, die nun zur Hexenjagd freigegeben werden könnten. "Verstehen [die Hacker] überhaupt, wie ihre Aktion von Menschen in Uganda aufgefasst werden könnte?", fragte Kalende.
Die Regierung in Uganda geht in den letzten Jahren vermehrt gegen Homosexuelle vor. So wurde erst kürzlich das Verbot von 38 Nichtregierungsorganisationen verkündet, weil diese sich dafür einsetzten, Kinder zur Homosexualität zu "bekehren" (queer.de berichtete). Derzeit steht auf gleichgeschlechtlichen Sex eine lebenslange Haftstrafe - es wird auch noch über die Einführung der Todesstrafe debattiert, obgleich die Regierung diese Politik nach internationalem Druck offiziell nicht unterstützt (queer.de berichtete). In der Öffentlichkeit kommt die homofeindliche Rhetorik gut an: So erklärten in einer internationalen Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2010 79 Prozent der Ugander, dass Homosexualität "moralisch falsch" sei. (dk)