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Ehegattensplitting für Lebenspartnerschaften

Schäuble bleibt beim Nein

  • 26. August 2012 38 3 Min.

Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht in der Gleichstellung ein Nachhaltigkeitsproblem

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sperrt sich weiterhin gegen eine Einführung eines Ehe­gatten­splittings für Homo-Paare. "Menschen, egal in welcher Konstellation sie leben", dürften nicht diskriminiert werden, so der 69-Jährige im Sonntags-"Tagesspiegel".

"Aber Artikel sechs des Grundgesetzes stellt Ehe und Familie unter besonderen Schutz, weil sie das zentrale Element in dem Verhältnis der Generationen untereinander bilden", so Schäuble weiter. "Für das friedliche Zusammenleben und die Nachhaltigkeit einer Gesellschaft ist das Verhältnis zwischen den Generationen besonders wichtig."

Auch der Ansicht der FDP, die Gleichstellung sei im Koalitionsvertrag enthalten, widersprach der Finanzminister: "Wir haben in den Koalitionsverhandlungen gesehen, dass wir nicht einig sind, und uns deshalb darauf verständigt, dass wir Konsequenzen ziehen, wenn das Bundes­verfassungs­gericht das verlangt. Ich gehe davon aus, dass die gegenwärtige Regelung verfassungskonform ist."

Beck: Offener Bruch der Verfassung

Die Aussagen Schäubles seien "eine Unverschämtheit gegenüber den Schwulen und Lesben und ein Affront gegenüber seinem Koalitionspartner", kritisierte am Sonntag der Grünen-Politiker Volker Beck. "Wenn die FDP jetzt nicht mal auf den Tisch haut, muss sie sich bei den Lesben und Schwulen nicht mehr blicken lassen."

Das Bundesverfassungsgericht habe bereits mehrmals geurteilt, dass der besondere Schutz von Ehe und Familie keine Ungleichbehandlung von Ehe und Lebenspartnerschaft rechtfertige. Bereits bei der Erbschafts- und Schenkungssteuer wie bei der Grunderwerbssteuer habe Schäuble in Karlsruhe "mit exakt den gleichen Aregumentation, die er jetzt für die Diskriminierung bei der Einkommenssteuer ins Feld führt, Schiffbruch erlitten", so Beck, der von einem "offenen Bruch der Verfassung" durch den Politiker redet.

- w -

Weiter Streit zwischen Union und FDP


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger plädierte am Wochenende: "Wir sollten nicht auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts warten" (Bild: Wiki Commons / Emdee / CC-BY-SA-3.0)

Derweil hat es Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) durch ein Interview mit der "Frankfurter Neuen Presse", in dem sie erneut ein Adoptionsrecht sowie die Gleichstellung im Eherecht fordert, am Samstag erneut in die "Tagesschau" geschafft. Dabei hat sie dazu bislang keinen Gesetzentwurf vorgelegt und gibt es Vorbehalte in der Union selbst gegen einen anderen Gesetzentwurf, der in dieser Woche öffentlich wurde und hauptsächlich unwichtige Gesetze an die Lebenspartnerschaft anpasst (queer.de berichtete).

FDP-Generalsekretär Patrick Döring sagte der "Bild am Sonntag", im Koalitionsvertrag stehe, die Regierung wolle die Diskriminierung im Steuerrecht abbauen. "Dazu gehört für die FDP, dass wir jetzt schnell die Frage des Ehe­gatten­splittings auch für eingetragene Lebenspartnerschaften im nächsten Jahressteuergesetz klären. Es gilt der Koalitionsvertrag – nicht nur für die FDP, sondern auch für unsere Partner."

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt wollte das in dem Doppel-Interview nicht stehen lassen: "Ich habe großen Respekt vor gleich­geschlechtlichen Lebensgemeinschaften, aber die Priviligierung von Ehe und Familie, wie sie im Grundgesetz steht, hat für die CSU einen besonderen Wert." Mit dem Lebenspartnerschaftsgesetz seien bereits wichtige Regelungen für gleich­geschlechtliche Paare getroffen worden. "Für uns kommt eine Ausweitung des Ehe­gatten­splittings auf gleich­geschlechtliche Lebensgemeinschaften nicht infrage."

CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt warf der FDP der Nachrichtenagentur DAPD zufolge eine "Salamitaktik" vor. "Seit Tagen bringt sie scheibchenweise immer wieder neue Vorschläge zur Gleichstellung von gleich­geschlechtlichen Lebenspartnerschaften mit der Ehe, was weder Grundlage noch Ziel der christlich-liberalen Koalition ist", sagte sie in Berlin. "Ehe und Familie haben in unserer Gesellschaft eine herausgehobene Stellung, denn sie tragen unsere Zukunft." (nb)

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#1 Thorsten1
  • 26.08.2012, 12:30hBerlin
  • Ein böser und verbitterter alter Mann!
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#2 HannibalEhemaliges Profil
#3 Timm JohannesAnonym
  • 26.08.2012, 12:55h
  • Schäuble ist ein Mensch, dem die Urteile unseres Bundesverfassungsgerichtes vollkommen egal sind.

    Jetzt hat mehrfach Karlsruhe die Gleichstellung gefordert und festgestellt und er ignoriert weiterhin unbelehrbar die Haltung des Bundesverfassungsgerichtes.

    Ob bei der Grunderwerbssteuer, bei der Erbschafts- und Schenkungssteuer oder bei der Besoldung und Versorgung der Bundesbeamten, Soldaten und Entwicklungshelfer, überall musste er Federn lassen und seine grundgesetzwidrige Haltung schrittweise räumen. Überall hatte er auch dort entsprechend argumentiert und überall hatte er verloren.

    Und gleichwohl: weiterhin bleibt er unbelehrbar und ignoriert den Tenor der Urteile aus Karlsruhe.

    Von der FDP erwarte ich, dass Sie endlich "Eier in der Hose" hat und sich hier durchsetzt. Notfalls muss nun mit Koalitionsende gedroht werden, falls Schäuble nicht einlenkt.

    Die FDP kann nicht erwarten, dass überhaupt jemand die FDP noch wählt, wenn sie die versprochene Gleichstellung in der Einkommensteuer nicht durchsetzt.

    Setzt die FDP sich hier bei der Gleichstellung in der Einkommenssteuer nicht durch, dann wird sie 2013 unter die Fünf-Prozent-Hürde stürzen, da überhaupt niemand ("selbst eingefleischte liberale Wähler") Interesse haben, die FDP zu wählen. Für Westerwelle, Leuttheusser-Schnarrenberger und Co geht es hier darum, ob sie überhaupt wieder in den Bundestag als FDP kommen, denn gerade auch Stimmen aus dem homosexuellen Lager und den mit Ihnen solidarischen Freunde verschafften der FDP den letzten Bundestagssieg.
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