Tobi (li.) und Ernie (re.) sind eigentlich ein Dreamteam... (Bild: PRO-FUN MEDIA)
Die Ära der "Feel Good-Movies" ist vorbei? Nö, jarnüscht! Eine verspielte Komödie aus Berlin feierte am Wochenende in der Hauptstadt Premiere, am Donnerstag startet sie bundesweit im Kino.
Von Carsten Weidemann
Kommt ein schwuler Panzerknacker in die Bank und trifft auf Ernst Knuddelmann, den neuen Kundenberater eines Berliner Geldinstituts. Der Mann mit dem roten Shirt und der typischen schwarzen Maske will aber gar kein Geld stehlen. Tobi will eigentlich nur inkognito seinem Ernie die Pausenbrote vorbeibringen, die dieser am Morgen daheim vergessen hatte. Klingt alles irgendwie nach einer Story aus den "Lustigen Taschenbüchern"? Nicht ganz, auch wenn der Film "Männer zum Knutschen" durchgehend einen ähnlichen Comic-Erzählstil pflegt. Es macht zwar – sinnbildlich – ganz viel "Peng", "Zack", "Puff", dennoch sucht die schwule Liebeskomödie, die am 1. September in Berlin Kinopremiere feiert, nach Antworten auf die existenzielle Frage, was das Wesen der Liebe eigentlich ausmacht. Die Antwort, die der Film uns gibt, ist weit weniger trivial, als der Panzerknacker-Auftritt zum Auftakt.
Die Story: Ernst Knuddelmann hat den passenden Familiennamen: Ein ganzer Kerl zum Liebhaben, etwas zu ernsthaft, etwas zu naiv. Ein Landei, das einen Job als Banker in der Hauptstadt antritt, und sich gleich am ersten Abend in Berlin in eine überlebensgroße Ameise verliebt. Im Kostüm steckt Tobias Rückert, ein exaltierter Homosexueller von edelstem Tuntengeschlecht. Tobi kann gewaltig glitzern und Ernie gefällt das. Er lernt jede Menge verrückte und glamouröse Gestalten in den Clubs kennen. Doch im Laufe der Zeit steigt seine Unzufriedenheit. Ernie möchte, dass Tobi etwas runterschraubt, etwas fürsorglicher und vor allem etwas konkreter wird. Was will er von dieser Beziehung? "Ich kann dich nicht greifen", klagt Ernie. Und meint damit "Besitz ergreifen". Doch diese Sicherheit will Tobi ihm nicht geben, er entzieht sich jeder Diskussion darüber und gießt eine große Portion Harmoniesauce drüber, mal mit Sex, mal mit Drogen.
Die Schulfreundin-Schlange kämpft gegen den hyperschwulen Lover
Wäre da nicht die intrigante "beste Freundin" Uta... (Bild: PRO-FUN MEDIA)
Als mit Uta eine alte Schulfreundin von Ernst aus den Staaten in Berlin eintrifft, beginnt ein Zickenkrieg nach bester Dallas-Manier. Uta will ihre alte Jugendliebe – egal ob er nun schwul ist oder nicht – für sich allein. Lover Tobias versucht verzweifelt, die Intrigenspiele von "Puta", wie er sie nennt, zu durchkreuzen. Doch selbst große Geschütze, wie das höllenscharfe Guacamola-Rezept von Tobias transsexueller Mutter Rutila verfehlen ihre Wirkung. Das Luder Uta schafft es, die beiden Jungs auseinander zu bringen. Aber – hey – es ist schließlich ein Feel Good-Movie: es gibt ein Happy End. Ernies Erkenntnis aus dem Off: "Plötzlich war es mir völlig egal, wie verrückt Tobi war, denn ich wusste, ich war verrückt auf ihn." Anders gesagt: Keine eingeforderte Liebeserklärung gibt einem die Sicherheit, die sich jeder in der Beziehung wünscht. Es ist allein die Gewissheit über die eigene Liebe gegenüber dem Partner, die Basis für alles Weitere ist.
Die Low Budget-Produktion wäre beinahe an der Finanzierung gescheitert. Doch dann übernahmen die Hauptdarsteller Frank Christian Marx (35) und Udo Lutz (43) das Ruder, gründeten die Filmfirma "Ente Kross" und fungierten fortan als Produzenten für den Film, an den sie glaubten. Mit viel Herzblut und eigenem Geld schufen sie "Männer zum Knutschen", stellten ihn im Februar erstmals auf einem Filmfestival vor und werden seitdem weltweit mit Freuden von weiteren Szenefestivals eingeladen. Den Sprung auf die deutschen Kinoleinwände haben sie jetzt auch hinbekommen.
Neben den vielen süßen Albernheiten freuen einen vor allem die zahlreichen Gastauftritte bekannter Berliner Szenegrößen. Nina Queer (die erstaunlicherweise gar keinen Dialog hat) und Barbie Breakout sind dabei. Es gibt ein Wiedersehen mit Ex-Cazzo-Darsteller Marcel Schlutt, der seinen ersten Auftritt als Schauspieler 2004 im Drama "Gefangen" hatte. Und Rosenstolz lieferten einen ihrer Songs für den Abspann. Kleine Highlights sind die Dada-Szenen mit dem verwirrten Taxifahrer (Klaus Hoser) und der Luftballon-Fachverkäuferin Edith (Ades Zabel).
Ich kann den Film sehr empfehlen.Hatte auf Grund einer Geldspenden für die Produktion Anrecht auf zwei Premierenkarten im Kino International. Der Film ist witzig ohne es zu übertreiben und bunt ohne wirklich kitschig zu sein. Die Story steht dabei im Vordergrund und zeichnet dabei ein eindeutiges Charakterbild der Hauptfiguren, ohne dabei die Handlung vorhersehbar zu machen .Sehr lustig, angenehm schwul ohne es zu übertreiben und echt witzig.