Der Regenbogen soll Barack Obamas Wiederwahl im November sichern (Bild: TijsB / flickr / by-sa 2.0)
Barack Obama will im November wiedergewählt werden: Auf ihrem Parteitag werben seine Demokraten dabei insbesondere um die Stimmen von Schwulen und Lesben.
Von Dennis Klein
Was für ein Unterschied: Während auf dem Parteitag der Republikaner vergangene Woche vor allem alte weiße Männer mit albernen blinkenden Hüten den Reden lauschten, wirkt die "Democratic National Convention" in North Carolina wie ein langer Benetton-Werbespot. Gerade mit Blick auf ethnische Minderheiten und Homosexuelle präsentiert sich die Obama-Partei als weltoffen und tolerant.
Die innerparteiliche Homo-Gruppe Stonewall Democrats berichtet stolz, dass rund 500 der Delegierten auf dem am Dienstag gestarteten Parteitag offen schwul oder lesbisch seien – das entspricht acht Prozent aller Teilnehmer. "Wir waren so lange unterrepräsentiert in der Politik", erklärte Stonewall-Sprecher Jerame Davis gegenüber dem "Boston Herald". "Es ist so aufregend, dass wir endlich angemessen repräsentiert werden." Am ersten Tag des Parteitages durfte zudem der offen schwule Kongressabgeordnete Jared Polis eine Rede vor den Delegierten halten, in der er zum Respekt vor allen Menschen aufrief.
Youtube | Die Rede des schwulen Kongressabgeordneten Jared Polis
Viele Hypotheken für Obama
Eigentlich stehen die Chancen für die Wiederwahl von Barack Obama nicht gut: Die US-Wirtschaft schwächelt, was Wechselwähler ins Lager seines Herausforderers Mitt Romney treibt. Zwar tappt Romney von einem Fettnäpfchen ins nächste, dennoch liefern sich die beiden Kandidaten in Umfragen derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die eigenen Anhänger hat Obama außerdem zu oft enttäuscht, Stichwort Guantanamo. Viele werden wohl bei der Wahl zu Hause bleiben. Um das zu verhindern, tun die Demokraten derzeit alles. Besonders Schwule und Lesben sollen das Ruder herumreißen: Anders als vor vier Jahren, als Obama noch die Ehe-Öffnung ablehnte und Homo-Aktivisten sogar gegen ihn demonstrierten, gibt sich der US-Präsident heute als der größte schwul-lesbische Aktivist in den USA. So gilt es als historisch, dass er sich im Mai als erstes amtierendes amerikanisches Staatsoberhaupt für die Gleichstellung von Schwulen und Lesben im Eherecht ausgesprochen hat (queer.de berichtete).
Homofreundliches Wahlprogramm
Mitt Romneys Republikaner setzen sich für ein Verbot der Homo-Ehe in der US-Verfassung ein
Die Delegierten haben am Dienstag auch ein Wahlprogramm beschlossen, in dem erstmals die Ehe-Öffnung gefordert wird: "Wir unterstützen das Recht aller Familien auf Respekt. Sie sollen die gleichen Rechte und Pflichten erhalten", heißt es in dem Dokument. Darin wird auch der Unterschied zu den Republikanern hervorgehoben: "Im November wählen wir nicht einfach einen von zwei Kandidaten oder eine von zwei politischen Parteien. Es geht um eine Richtungsentscheidung für unser Land und unsere Familien."
Und tatsächlich: Auf ihrem Parteitag vor einer Woche haben die Republikaner noch ein äußerst homofeindliches Programm beschlossen (queer.de berichtete). Auch in ihrem Werbespots macht die Partei von Abraham Lincoln und Dwight Eisenhower deutlich, dass sie bei Homo-Rechten keine Kompromisse kennt. So schaltet die Lobbygruppe des republikanischen Politikers Gary Bauer derzeit fiese Werbespots, in dem sich ein heterosexuelles Ehepaar über die Unterstützung Obamas für die Homo-Ehe erregt: "Das ist nicht der 'Change', den ich gewählt habe", sagt die Ehefrau im 30-Sekunden-Film. Ihr Mann antwortet: "Wir können jemanden wählen, der Werte hat" – und dieser Jemand soll Mitt Romney sein.
Youtube | Republikanischer Werbespot gegen die Homo-Ehe
Hoffen wir das die Demokraten gewinnen!