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- 13. September 2012 3 Min.
Der ZDF-Moderator mimt einen affektiert-nasalen Schwulen. Und fragt Schauspieler betroffen, ob schwule Rollen "eigentlich Spaß" machen. Es ist nicht seine erste Entgleisung.

Lanz am Mittwoch in einem hetero-unaffektierten Moment
ZDF-Moderator Markus Lanz hat am Mittwoch gezeigt, wie er sich Schwule vorstellt: als affektierte Tunten.
Als Gast hatte er Heiner Lauterbach in der Sendung, der von seinen Vorbereitungen in der Kölner Szene für die Rolle eines schwulen Ur-Großvaters im aktuellen Film "Vatertage" sprach. Wie in anderen Interviews betonte er, wie toll es sei, dass alle diese "extrovertierten Tunten" in ihrer Extrovertiertheit so aufrichtig sind: "Die wollen, dass man das sieht. Und wenn das einer in der letzten Reihe nicht mitbekommen hat, dann machen sie noch mehr."
Worauf Lanz einwendete: "In Köln kann es dir passieren, dass du über die Straße gehst und Menschen rufen dir hinterher, also Männer: 'Hör mal, Küsschen, Küsschen, Küsschen.'" Dazu sprach er so nasal und fuchtelte mit dem Handgelenk, als hätte Marcos Schlüter seinen Körper übernommen.
Das Video der Sendung in der ZDF-Mediathek (ab 30:30)
Minuten zuvor (bei 20:40) hatte Lanz das Gespräch mit Lauterbach damit eingeleitet, dass man das Wort "schwul" von Google in Verbindung mit seinem Namen als Suchvorschlag angezeigt bekomme – Lauterbach und andere Gäste, darunter Roger Willemsen, reagierten darauf noch souverän. Viele Chancen, nicht homophob zu klingen, gab Lanz seinen Gästen freilich nicht. Als ein anderer Schauspieler von einer früheren Rolle als Schwuler sprach (ab 34:20), fragte Lanz betroffen: "Macht das eigentlich Spaß?"
Macht das eigentlich Spaß, einen Schwulen zu spielen? Was für eine Frage. Lauterbach nutzte sie leider wieder, um zu erzählen, wie toll es doch sei, rumzutunten.
Wie damit umgehen? Aufregen und protestieren? Fremdschämen? Einfach ignorieren? Es ist jedenfalls nicht das erste Mal, dass sich der ehemalige RTL-Boulevardmann in die Nesseln setzt. Als Lanz den schwulen Theologen David Berger zu Gast hatte, wurde der von Lanz kritisiert, er habe die Leute jahrelang belogen (weil er nicht zu seiner Homosexualität stand). Dazu wurde nicht ein normaler Vertreter der Kirche eingeladen, sondern die besonders fundamentalistische Katholikin Gabriele Kuby – weil man Berger etwas gegenüber stellen müsse, so Lanz damals.
Der homophobe Rapper Bushido hingegen kam im letzten November gut weg, weil Lanz das Gespräch mit seinen Kritikern recht ziellos leitete (queer.de berichtete). Der Musiker Sido, der an der Runde teilnahm, behauptete später sogar, das ZDF habe eine Szene herausgeschnitten, in der Lanz von einer "Umschwulung" gesprochen habe (queer.de berichtete). Sido warf Lanz Homophobie vor, zumal der Moderator in einer kurz zuvor ausgestrahlten Sendung Jorge Gonzalez ("Germany's Next Top Model") gefragt hatte, ob er "für den Frauenmarkt verloren" sei oder es "Möglichkeit auf Heilung" gebe.
Einen Trost gibt es: Sucht jemand tatsächlich mal bei Google nach "Markus Lanz schwul", wird er Verrisse wie diesen finden. (nb)














