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Presserat
Keine Rüge für Wagner
- 25. September 2012 2 Min.

Franz-Josef Wagner schreibt täglich seine Post in "Bild"
Eine "Bild"-Kolumne, in der Franz-Josef Wagner gegen die Gleichstellung der Homo-Ehe angeschrieben hatte, verletzt nicht den Pressekodex. Das hat am Dienstag der Deutsche Presserat Medienberichten zufolge entschieden.
Insgesamt hatten sich 70 Personen über den am 23. August erschienenen Text beschwert. Wagner schreibt darin zu einem Gesetzentwurf des Justizministeriums: "Ich fühle mich dabei nicht wohl. Homosexuelle kriegen biologisch keine Kinder." Dabei herrsche für Schwule und Lesben doch eine "glorreiche Zeit": "Niemand steckt Euch ins Gefängnis."
Eine Diskriminierung, wie sie viele Leser darin sahen, sieht da Entscheidungsgremium jedoch "nicht gegeben": Bei der Kolumne handele "es sich um eine kritische Positionierung, die man nicht teilen muss, die aber vom Recht auf freie Meinungsfreiheit gedeckt ist".
"Bild" kam schon einmal gut weg
Die Beschwerden hatten sich unter anderem auf Ziffer 12 des Pressekodex bezogen, der Diskriminierung verbietet. Das Merkmal sexuelle Orientierung wird dabei, wie im Grundgesetz auch, nicht erwähnt. Wörtlich heißt es: "Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden." Manche bemängelten auch einen Verstoß gegen Ziffer 1 (Wahrung der Menschenwürde) und Ziffer 9 ("Es widerspricht journalistischer Ethik, mit unangemessenen Darstellungen in Wort und Bild, Menschen in ihrer Ehre zu verletzen").
2006 hatte der Presserat eine Entgleisung von "Bild" bereits milde beurteilt: Das Blatt hatte das inzwischen berühmte Bild von zwei gehängten jungen Schwulen im Iran mit der Überschrift "Hier werden zwei Kinderschänder gehängt" auf die Titelseite gebracht und mit einer entsprechenden Darstellung einer iranischen Nachrichtenagentur gerechtfertigt (queer.de berichtete). Der Presserat sprach nach zahlreichen Beschwerden nur eine Missbilligung, keine Rüge aus (queer.de berichtete). Nur letztere muss abgedruckt werden.
Zu dem Wagner-Text erhielt das Gremium in diesem Jahr die zweithöchste Anzahl an Beschwerden; die Kolumne hatte, viel mehr als weit homophobere Berichte in der deutschen Presse, eine große Verbreitung in sozialen Netzwerken erhalten. Am Donnerstag entscheidet der Presserat über das Papst-Titelbild der "Titanic", zu dem 180 Beschwerden eingingen. (nb)














