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Alltägliche Homophobie

Twitter: 30.000 Faggots pro Tag

  • 28. September 2012 9 2 Min.

Die Website einer kanadischen Universität zählt, wie oft homophobe Sprache auf Twitter verwendet wird. Das Ergebnis ist erschreckend.

Von Dennis Klein

Seit dem 5. Juli haben Nutzer mehr als 2,5 Millionen Mal den amerikanischen Begriff "Faggot" (Schwuchtel) getweetet. Damit ist das Wort mehr als 30.000 Mal pro Tag verwendet worden – meist als Beleidigung ("You look like a fucking faggot"). Auf der Seite Nohomophobes.com, die von der University of Alberta betrieben wird, kann man in Echtzeit sehen, wie viele neue Schimpfwörter pro Sekunde in die Twitter-Welt aufgenommen werden. Dabei werden auch andere homophobe Worte gezählt: Dyke (abwertender Begriff für eine Lesbe) ist auf Twitter seit Anfang Juli bereits 350.000 Mal verwendet worden, die abwertende Kombination "No Homo" über 800.000 Mal.

Die kanadischen Forscher sehen Twitter als "gesellschaftlichen Spiegel" an, der auch in der echten Welt einen "realen Schaden" anrichten kann. "Wir hätten nicht gedacht, wie weit verbreitet Homophobie in sozialen Netzwerken wirklich ist", erklärte Projektleiter Kristopher Wells. Der Erziehungswissenschaftler ist Chef des Instituts für sexuelle Minderheiten an der kanadischen Universität. Er warnt davor, dass die von den meisten Nutzern als harmlos empfundenen Sticheleien ernste Konsequenzen haben können: "Der Gebrauch homophober Sprache ist eine der letzten akzeptieren Formen der Diskriminierung in unserer Gesellschaft. Die Äußerungen führen zu Isolation, Mobbing, körperlicher Gewalt und tragischen Selbstmorden unter Teenagern."

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Wells nennt die Twitter-Tiraden "alltägliche Homophobie". Einziges Ziel dieser Sprache sei es, Klischees beizubehalten und sexuelle Minderheiten zu isolieren. Die Nutzung auf dem sozialen Netzwerk "bestätigt den Glauben in unserer Gesellschaft, dass es okay ist, diese diskriminierende Sprache mit Freunden, in der Schule, am Arbeitsplatz und in der Umkleidekabine" zu benutzen. Andere minderheitenfeindliche Schimpfworte wie "Nigger" würden dagegen in der Gesellschaft weitgehend geächtet.

Dieses Problem ist freilich nicht nur auf die englischsprachige Welt beschränkt. "Schwul" wird im deutschsprachigen Twitter oft als Synonym für "schlecht" verwendet ("Überraschungseier sind schwul"). Auch die deutsche Entsprechung von "Faggot" ist überall zu finden: "Desperate Housewives? Wer guckt denn so ne Schwuchtel-Scheiße?", schreibt etwa ein Schüler im Netzwerk. Ein anderer wird – offenbar nach einer schlechten Klassenarbeit – ganz persönlich: "Der [Name eines Lehrers] ist eine Schwuchtel und will Sex mit dir", lässt er auf Twitter verlautbaren.

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#1 faggotAnonym
  • 28.09.2012, 10:47h
  • faggot wird auch als beleidigung genutzt, oft genug ist aber irgendetwas anderes gemeint und nicht das englischsprachige wort faggot.
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#2 FelixAnonym
  • 28.09.2012, 11:39h
  • Das zeigt die alltägliche Homophobie. Auch hierzulande wird bei Worten wie Schwuchtel, Tunte, Tucke, Hinterlader, etc. das Ergebnis sicher ähnlich sein.

    Umso wichtiger, dass die Politik endlich aktiv wird. Es muss mehreres getan werden:

    1. Volle rechtliche Gleichstellung inkl. Eheöffnung, Adoptionsrecht, Art. 3 GG, etc. Denn solange wir rechtlich Menschen zweiter Klasse sind, kann sich auch gesellschaftlich nichts ändern.

    2. Besserer Schutz vor Diskriminierung durch entsprechende Antidiskriminierungs-Gesetze.

    3. Umfangreiche Bildungs- und Aufklärungskampagnen; insbesondere auch an Schulen.
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#3 finkAnonym

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