In den Hardcore-Streifen von TIM wird auch mal geküsst (Bild: Screenshot "Slammed" / TIM)
Die jüngste Veröffentlichung des US-Hardcorelabels "Treasure Island" steht in der Kritik. Zu sehen sind schwule Männer beim Sex unter Drogen.
Von Carsten Weidemann
Paul Morris, Chef des Videolabels "Treasure Island Media" (TIM) kündigte die bevorstehende Veröffentlichung von "Slammed" im August mit viel Trommelwirbel an: "Das ist Liam Cole's bislang extremstes Video. Es ist die ehrliche und wahre Aufzeichnung von gesetzlosen Männern des 21. Jahrhunderts." Mit "extrem" ist nicht der Sex ohne Kondom gemeint – das gehört zur Geschäftspolitik des Labels, das ausschließlich auf Bareback-Streifen setzt. Die "gesetzlosen Männer", die TIM-Videoproduzent Liam Cole in London vor seiner Kamera hatte, haben zum Teil Sex unter Drogeneinfluss. Der Trailer, der dazu online ging, machte es klar, ohne allzu deutlich zu werden, dass mit "Slammed" nicht ausschließlich der harte Fick gemeint ist, der ja gezeigt wird. Es geht auch um den bei privaten BB-Sexpartys nicht seltenen Gebrauch bewusstseinsverändernder Substanzen.
Das Pornoblog "The Sword" griff die im Titel liegende Provokation als erstes auf. Denn mit dem Slangbegriff "Slamming" ist die intravenöse Zuführung von Drogen wie Crystal Meth oder MDMA gemeint. "Ist das geil? Ist es safe?" fragt der Autor eher ratlos in die Runde. Für den ehemaligen Pornodarsteller Ryan Dixon (Künstlername Kameron Scott) ist mit "Slammed" eine Grenze überschritten. In einem Beitrag für das Onlinemagazin "Edge" schreibt er: "Ich bin HIV-positiv, ich habe bei Barebackpornos mitgemacht. Ich trinke ab und zu Alkohol, habe nie harte Drogen genommen. Dieser Film könnte sich als die Pornoversion des Horrorfilms 'Saw' herausstellen." Und er ergänzt, dass Bareback allein schon ein Spiel mit der eigenen Gesundheit sei: "Wer Alkohol und Drogen in den Mix kippt, der fordert die Katastrophe heraus."
Kann ein Porno zugleich eine Dokumentation sein?
Wie verpeilt ist dieser Mann wirklich? (Bild: Screenshot "Slammed" / TIM)
In den Blogs brannte nach der Trailer-Veröffentlichung und den ersten Berichten die Hütte. User beschimpften das Label und den Produzenten und halten sie schlicht für verantwortungslos. Andere wiederum lobten, dass Liam Cole das zeige, was sie aus ihrer eigenen Erfahrung her kennen. Cole selbst zeigte sich etwas verschnupft nach den harschen Reaktionen. Man kenne doch bislang nur den kleinen Ausschnitt, klagt er in seinem Blog. "Das Video ist eine zutreffende Dokumentation dessen, was überall um mich herum in London geschieht. Weder glorifiziere ich hier etwas, noch verkaufe ich einen Lebensstil. Ich zeige die Dinge so, wie sie sind. Ich betrachte es auch als ein historisches Dokument."
Ein Pornofilm mit dokumentarischen Ansprüchen? Das ist sicherlich eine Überforderung für ein Genre, das in der Regel sexuelle Handlungen inszeniert und überzeichnet, statt sie wahrheitsgetreu abzubilden. Die Videos des 1998 von Paul Morris gegründeten Labels gelten aber zumindest als sehr authentisch, da in ihnen mit nur sehr wenigen Mitteln der Inszenierung gearbeitet wird. Außerdem sind Männer zu sehen, die nicht den Porno-Stereotypen entsprechen und dann auch noch ihren Spaß am Sex zeigen.
Und wie extrem ist nun das "extremste Video"?
Jon Phelps (li.) blickt herausfordernd in Liam Coles Kamera (Bild: TIM)
Die komplette Sichtung des nun vorliegenden Films bringt zwei Erkenntnisse: Dokumentarisches Interesse beherrscht Liam Coles Motivation keinesfalls, er ist einfach ein Pornoproduzent, der die üblichen Bilder zeigt, die die sexuellen Fantasien der Käuferschaft von TIM-Videos bedient. Der Drogengebrauch wird nur angedeutet in wenigen kurzen, teils verfremdeten Sequenzen. Wer nun genau wie "high" ist und was wer genommen hat, wird nicht näher erläutert. Womöglich fällt es vielen nicht einmal auf, was da am Rande thematisiert wird.
Liam Cole selbst bleibt in seinem Blog schwammig: "Weder dementiere noch bestätige ich, dass hier Meth injiziert wird." Auch zur kurzen Szene, in der Darsteller Jon Phelps etwas trinkt, das vermutlich GHB/GBL ist, meint er nur, es könne auch Mineralwasser gewesen sein. Wenn hier ein Tabu gebrochen wurde, dann das der Vermarktung eines Pornos im Zusammenhang mit harten Drogen.
Und Bareback, naja, das ist so ein Thema. Ich machs auch viel lieber ohne... weils einfach viel intensiver ist.
Das sollte wohl jeder für sich selbst entscheiden. wenn mir nen Typ von vornherein so kommt das er nur ohne fickt kann er es vergessen..