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  • 01. Oktober 2012 18 4 Min.

Auf sener Website kündigt Dirk Bach seine baldige Rückkehr an (Bild: Screenshot www.dirk-bach.de)

Eigentlich sollte Dirk Bach in Berlin als "Kleiner König" auf der Bühne stehen. Ein Rückblick auf das bewegte und vor allem bunte Leben des verstorbenen Comedians.

Von Christian Scheuß

"Witzischkeit kennt keine Grenzen": Das Dirk Bach ein Profi-Komiker ist, der es auch noch nach seinem Tod schafft, uns zum Lachen zu bringen, das erlebten heute all die, die schnell mal auf seiner Website vorbeischauten, nachdem sie die schlechten Nachrichten vernommen hatten. "Dirk Bach ist gleich zurück…" begrüßt er uns auf seiner Website. Ein letzter Gruß vom König der (schwulen) Herzen, der am Montag in Berlin tot aufgefunden worden war. Dirk Bach wurde 51 Jahre alt.

Bach wurde in einer Zeit geboren, als das Wirtschaftswunder noch brummte, der Staub von tausend Jahren aber noch unter den Talaren steckte. Am 23. April 1961 erblickte er in Köln das Licht der Welt. Als die sexuelle Revolution ausbrach und die Tunten in New York mit ihrem Stonewall-Aufstand den Grundstein für unsere CSD-Paraden legten, lernte der kleine Dirk noch brav in der Realschule. Bach ist ein Spätzünder. Als er die Mittlere Reife in der Tasche hat und wild entschlossen ist, Schauspieler zu werden, ist er bereits 19. Auf weiteren Bildungswegen will er keinesfalls mehr wandeln. Die Schauspielschule betritt er erst gar nicht, seine Praxis holt er sich im Scheinwerferlicht auf der Bühne, für die Reifung seines komödiantischen Talents sorgt die freie Theaterszene, in der er sich wohl und Zuhause fühlt. Er bleibt mit seinen Engagements nicht in Deutschland, es treibt ihn nach Brüssel und Amsterdam, nach Wien und nach London. Auch die Bühnenluft der New Yorker Off-Szene bekam er in seine Nase.

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Walter Bockmayer machte ihn zur Rampensau, Alfred Biolek half ins Film-Genre.


"Im Himmel ist die Hölle los" brachte Bach 1985 den Durchbruch (Bild: Salzgeber Medien)

Regisseur Walter Bockmayer machte Bach 1984 zum neuen Kölner Shootingstar, als er ihn für die Trashkomödie "Geierwally" castete. Das schräge Stück wurde in der Filmdose gespielt, dem angesagtesten kleinen Theaterbetrieb der achtziger Jahre. Mehr als 300 Auftritte absolvierte Bach in der Filmdose. Mit TV-Moderator Alfred Biolek hatte der Bühnenschauspieler einen Draht in die Film- und Fernsehlandschaft. 1985 stand er als Willi Wunder aus Käseburg in der Komödie "Im Himmel ist die Hölle los" vor der Kamera. Und wurde dafür 1986 gleich mit dem Sonderpreis des Max-Ophüls-Wettbewerbs ausgezeichnet. In Hape Kerkelings Showgeschäft-Satire "Kein Pardon" stand er 1992 an der Seite von Heinz Schenk ("Der blaue Bock"), der sich selbst parodierte. Dass Dirk Bach in 20 Jahren selbst für die Musicalversion in Schenks Rolle des TV-Moderators Heinz Wäscher schlüpfen würde, ahnte da noch keiner.

Mit Sicherheit hätte Bach auch beim gemütlichen WDR etwas werden können. Und wenn nicht, wäre ihm das Theater und er ihm treu geblieben. Doch das Privatfernsehen, allen voran der Kölner Sender RTL, konnte einen wie Bach gut gebrauchen. Einen, der auch den größten kindischen Unsinn mitmacht. So wie seine gute Freundin und WG-Mitbewohnerin Hella von Sinnen, die mit Tortenwerferei in schrägen Kostümen bekannt wurde. Dass Dirk es nicht eilig hatte mit dem Erwachsenwerden zeigte er auch mit seiner mehr als tausend Exemplare großen Plüschtiersammlung.

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Von Willi Wunder aus Käseburg bis zu den Känguru-Hoden bei "Ich bin ein Star"


Voller Einsatz für die Community, hier beim CSD Köln mit Freundin Hella von Sinnen (Bild: Wiki Commons / Elke Wetzig (Elya) / CC-BY-SA-2.5,2.0,1.0CC-BY-SA-3.0)

Das Verspielte gehörte ebenso zum Wesen des kleinen Mannes wie der üppige Bauch zum Image. Als schlanker Comedian, der in Sitcoms wie "Lukas" im ZDF, als Zauberer Pepe in der "Sesamstraße" oder – wie in den vergangenen Jahren – als Co-Moderator im "Dschungelcamp" bei RTL zu sehen war, hätte es mit seiner Karriere vielleicht etwas schwerer gehabt.

Bach hielt wesentlich engeren Kontakt zur Community und ihren inhaltlichen Anliegen als so mancher seiner Kölner Künstler- und Schauspielerkollegen. Die Benefiz-Gala "Cover Me" der Kölner AIDS-Hilfe, die er eigentlich in wenigen Wochen wieder hätte moderieren sollen, war mit seine Idee. Die elfte Ausgabe des Kultkonzerts am 10. Dezember im Kölner Maritim wird mit Sicherheit sehr tränenreich. Ganz bestimmt wird man gemeinsam die wehmütige Hymne eines weiteren kölschen Originals schmettern: "Niemals geht man so ganz" von Trude Herr.

Es wäre auf jeden Fall ein passender Farewell-Song für einen, der nach seinem Ableben einfach frech behauptet, er käme gleich zurück…

-w-

#1 FelixAnonym
  • 01.10.2012, 23:34h
  • Dirk Bach hat in seinem künstlerischen Leben so unglaublich viel geschafft - von lustig bis ernst, von heiter bis traurig, von (positiv) albern bis lehrreich. Und sich für so viele Dinge engagiert - u.a. für unsere Gleichstellung.

    Und bei alledem hat er sich nie verbiegen lassen und ist sich immer treu geblieben. Er war immer für jeden da. Egal ob Kollege oder Fan und vielleicht auch deshalb so unglaublich beliebt.

    Dirk, Du wirst immer ein Star sein. Und unvergessen bleiben.

    Wir werden Deinen Kampf für unsere Gleichstellung weiterkämpfen. Und auch wenn die Eheöffnung für Dich und Deinen Verlobten leider zu spät kommt, werden wir an dem Tag, wo das Ziel erreicht ist, auch an Dich und Deinen Beitrag zu unserer Gleichstellung denken.

    Du hast sowohl mit Deinem politischen, sozialen und ökologischen Engagement als auch mit Deinem vielfältigen künstlerischen Schaffen die Welt ein Stück verändert. Und das wird fortleben.
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#2 MariusAnonym
  • 01.10.2012, 23:42h
  • Lieber Dirk,

    Dein großer Wunsch war es, Deinen Freund zu heiraten. Aber Ihr wolltet warten, bis die Ehe 2. Klasse durch eine Eheöffnung ersetzt wird.

    Leider hast Du unsere Gleichstellung, für die Du so sehr gekämpft hast, nicht mehr erlebt.

    Aber wir werden Deinen Kampf weiterführen und wenn es geschafft ist, auch Deinen Beitrag dazu kennen.

    Es ist unverzeihlich, dass es für Dich zu spät kommt. Wollen wir hoffen, dass es nicht für andere auch noch zu spät kommt.

    Ich persönlich werde vor allem lernen, wirklich mein Leben zu leben und auch das an mir zu akzeptieren, was mir nicht gefällt. Und jeden Tag bewusst zu nutzen und mit Freude zu leben.

    Mach et joot...
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#3 anonymusAnonym
  • 01.10.2012, 23:45h
  • Dir alles Gute in der anderen Welt, Dirk.
    Ich war überrascht als ich die Nachricht heute abend gehört habe.
    Ich war manchmal wütend auf dich weil du dich mit und im Trash TV auf so ein entsetzlich tiefes Niveau runtergelassen hast - nur Gott und du wissen, warum du das getan hast.
    Es war schön dass es dich auf der Erde gab. Gottes Segen und Frieden für dein Dasein in der anderen Welt.
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