Selbst die Parteifreunde der LSU weinen Norbert Geis keine Träne nach (Bild: Deutscher Bundestag/Lichtblick/Achim Melde)
Jahrzehntelang wetterte Norbert Geis (CSU) im Bundestag gegen Homo-Rechte, doch damit ist voraussichtlich 2013 Schluss: Am Montagabend hat er seinen Wahlkreis in Aschaffenburg gegen die Kreisvorsitzende der Frauen-Union verloren.
Der 73-Jährige ist in einer Abstimmung über die CSU-Direktkandidatur der 42-jährigen Scheidungsanwältin Andrea Lindholz deutlich unterlegen: Bei der Stichwahl votierten 87 Delegierte für Lindholz, nur 71 stimmten für Geis. Damit wird die stellvertretende Landrätin Direktkandidatin für den sicheren CSU-Wahlkreis in Unterfranken. Die Bundestagswahl wird im September oder Oktober nächsten Jahres stattfinden. 2009 konnte Geis mit 42 Prozent der Erststimmen die Kandidaten von SPD (19 Prozent) und Grünen (17 Prozent) klar auf Distanz halten.
Bei den Lesben und Schwulen in der Union (LSU) wird über die Entscheidung aus Aschaffenburg gejubelt: "Ein Hetzer weniger im Bundestag", erklärte Bundesgeschäftsführer Ronny Pohle auf seiner Facebook-Seite. Pohle kandidiert bei der LSU-Bundesmitgliederversammlung Mitte Oktober in Düsseldorf für den Posten des Bundesvorsitzenden (queer.de berichtete).
Geis hätte nun noch die Möglichkeit, auf der CSU-Landesliste zu kandidieren. Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass er über diese Liste in den Bundestag einziehen kann: Bei der Bundestagswahl 2009 konnte kein einziger Kandidat über die Landesliste einziehen, weil die CSU mehr Wahlkreise gewonnen hat als der Partei dem Zweitstimmenergebnis nach zugestanden hätten.
Geis: Homosexualität ist eine "Perversion"
Norbert Geis ist seit 1987 Mitglied des Bundestages und gilt dort als einer der konservativsten Abgeordneten. Bei der Debatte um die Einführung von eingetragenen Partnerschaften 2001 behauptete er auf seiner Bundestagswebsite, Homosexualität sei eine "Perversion". Der damalige rechtspolitische Sprecher von CDU und CSU erklärte, das Gesetz stünde im Widerspruch zu den "Prinzipien der drei großen Religionen". Noch heute behauptet er, die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben sei ein Verstoß gegen den im Grundgesetz verankerten Schutz von Ehe und Familie – obgleich das Bundesverfassungsgericht bereits 2002 entschieden hatte, dass auch eine völlige Gleichstellung der Lebenspartnerschaft mit der Ehe nicht gegen die Verfassung verstoße (queer.de berichtete).
Seine Gegner attackierte Geis stets mit einer Portion Aggressivität: So warf er 2009 dem grünen Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck "totalitäre Anwandlungen" vor, weil dieser die Teilnahme von Homo-Heilern bei einem Psychologenkongress kritisiert hatte (queer.de berichtete). Erst im August diesen Jahres beklagte er sich in der rechtsgerichteten Zeitung "Junge Freiheit", dass eine "kleine, aber lautstarke Homo-Lobby" ihn mundtot machen wolle (queer.de berichtete). (dk)
Geis gehört schon lange aus dem Bundestag raus und auf das politische Abstellgleis.
Das ist eine erfreuliche Nachricht, auf die ich schon seit Jahren warte.