https://queer.de/?17530
- 03. Oktober 2012 3 Min.

Getrieben von "Sex, Drugs 'n' Jazz" blicken drei Außenseiter auf die muffige US-Gesellschaft der 40er und 50er Jahre. Ganz oben: Garrett Hedlund als Dean Moriarty
Männer wie Frauen lieben Dean Moriarty aus Jack Kerouacs Roman "On The Road". In der Verfilmung von Walter Salles spielt ihn Hedlund überzeugend wie sexy – jetzt im Kino.
Von Peter Fuchs
Dean Moriarty aus dem Roman "On The Road" ist eine der charismatischsten Figuren der Weltliteratur. Er ist ein lässiger junger Mann, wild, ständig auf der Suche nach einem Kick und stiehlt gelegentlich Autos. Fast alle lieben ihn, Frauen wie Männer. Und wer ihn nicht liebt, hat Angst vor ihm. In der Verfilmung des Romans spielt Garrett Hedlund den Dean Moriarty. Mit der Tiefe seiner Bassstimme und einem gefährlichen Jungslächeln liefert Hedlund ihn auch nachvollziehbar sexy auf die Leinwand. Wohl kein Zufall, dass er gleich nackt durch seine erste Szene läuft…
"On the Road" von Jack Kerouac ist das Manifest der Beat-Generation, einer Gruppe von Schriftstellern und Lebenskünstlern zu der auch William S. Burroughs und der schwule Allen Ginsberg gehörten. Getrieben von "Sex, Drugs 'n' Jazz" blickten sie aus der Perspektive von Außenseitern auf die muffige Gesellschaft der 40er und 50er Jahre und stellten überkommene Lebensentwürfe und soziale Regeln in Frage. Sie alle haben im Roman ein Alter Ego, so entspricht der Protagonist Sal dem Autor selbst, Carlo Marx ist Allen Ginsberg und Old Bull Lee der Autor William S. Burroughs. Geplant seit über 60 Jahren – zwischendurch auch mit Marlon Brando als Dean Moriarty – läuft nun endlich die erste Verfilmung im Kino.
Fröhliche Dreier und ein unglücklich verliebter Schwuler
Kurz nach dem Tod seines Vaters lernt der angehende Schriftsteller Sal (Sam Riley) in New York den Hedonisten Dean und seine blutjunge Ehefrau Mary-Lou (Kristen Stewart) kennen. Schon bald geht Sal mit den beiden "on the road" auf einen Trip Richtung Westen.
Auf verschiedenen Reisen durch die USA und Mexiko experimentieren sie mit diversen ekstatischen Zuständen, probieren die freie Liebe und berauschen sich am harten Bebop-Jazz. Dabei kommt es schon mal zum fröhlichen Dreier zwischen Sal, Dean und Mary-Lou. Oder Dean wirft sich den verliebten Carlo Marx über die Schulter und zieht sich benzedrinvernebelt mit ihm und einer Frau ins Schlafzimmer zurück.
Der attraktive Schauspieler Tom Sturridge leidet als Carlo Marx voll Sehnsucht an der Verliebtheit zu Dean und zeigt mit großem Zartgefühl das schwere Coming-out seiner Figur. Spannend, wenn man weiß, dass aus all diesen Erlebnissen einmal das Gedicht "Howl" entsteht.
Schwuler Sex nur hinter verschlossenen Türen
Regisseur Walter Salles sucht die episodische Vorlage des Romans zu ordnen, um seinen Film tauglich für den Mainstream zu bekommen und fokussiert deshalb auf die Freundschaft zwischen Sal und Dean. Ein kontraproduktiver Ansatz. Salles zeigt zwar ästhetisch die weitläufigen amerikanischen Landschaften kombiniert mit einem hörenswerten Jazzsoundtrack, bleibt in der Erzählung der Geschichte jedoch bieder.
Aus queerer Perspektive fällt besonders negativ auf, dass zwar die heterosexuellen Sexszenen ausführlich zu sehen sind, aber die historisch verbürgten schwulen Begegnungen Andeutung bleiben, weil sich die Türen davor schließen. Nur wenn sich Dean für das gemeinsame Reisebudget mit einem bigotten Klemmschwuli (Steve Buscemi) prostituiert, hält die Kamera drauf. Dramaturgisch kennzeichnet die Szene das Ende der Freundschaft zwischen Dean und Sal. Klar, dass damit ein schaler Geschmack zurück bleibt.
On The Road. Spielfilm. USA 2011. Regie: Walter Salles. Darsteller: Garrett Hedlund, Sam Riley, Tom Sturridge, Kristen Stewart, Kirsten Dunst, Amy Adams, Viggo Mortensen. Deutscher Kinostart: 4. Oktober 2012
Links zum Thema:
» Homepage zum Film
» "On The Road" auf Facebook
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de
22:00h, WDR:
Kölner Treff
Folge 749: Susan Link und Micky Beisenherz begrüßen u.a. den schwulen Comedian Lutz van der Horst, der gerade seinen ersten Roman "Konfetti-Blues" veröffentlicht hat.
Talk, D 2025- 6 weitere TV-Tipps »
















läuft der Film unter Mainstream oder unter queer cinema?
Wenn Mainstream: Männliche Bisexualität hat dort seltenheitswert, daher gut das es mal Thema wird!
Wenn queer: Nichts besonderes, eher nervig das Bisexualität in queeren Filmen fast mehr Stellenwert hat als Homosexalität ( oft wird der Protagonist als bi dargestellt, nicht als schwul), vor allem wenn man bedenkt wie selten im Vergleich Bisexualität und Homosexualität in Mainstream vorkommen.
Nichts desto trotz ein sich interessant anhörender Plott.
Das die schwulen Sexszenen weniger explizit gezeigt werden als die heterosexuellen ist typisch und ärgerlich.
Auch das die Protagonistin "blutjung" sei, scheint man nur in heterosexueller Beziehung politisch korrekt darstellen zu dürfen.
Ist ein mänlicher Protagonist blutjung und der schwule Sex wäre gezeigt worden, hätte es für viele einen faden Beigeschmack. Typische Doppelmoral, wahrscheinlich aufgrund der "Verführungsthese"