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Homophobie
"Focus" an Schwule: "Es ist genug!"
- 08. Oktober 2012 2 Min.
Im "Focus" hat sich mal wieder ein Heterosexueller seinen Frust über Schwule von der Seele geschrieben: Michael Klonovksy, der das Debattenresort für das Münchener Nachrichtenmagazin leitet, beschwert sich in der neuesten Ausgabe darüber, dass Homosexuelle ihn nun auch beim Fußballgucken belästigten. Kurz zusammengefasst wirft er in "Es ist genug!" Schwulen vor, dass sie die "von den Medien sonst gern übersehene Normalos" (=Heteros) mit ihren Problemen nervten. Sein Fazit:
Homosexuellen-Probleme sind in der letzten Zeit in der Öffentlichkeit ausgiebig behandelt worden. […] Angesichts der Tatsache, dass die Probleme der Schwulen und Lesben für die Zukunft dieser Republik eher sekundär sind, vielleicht zu ausgiebig. […] Es ist […] nicht einzusehen, warum sich die heterosexuelle Mehrheit auch noch auf dem Fußballplatz mit schwulen Coming-outs beschäftigen soll. Die Grenzen der gebotenen Toleranz sind erreicht, wenn sie in Belästigung umzuschlagen beginnt.
Damit schlägt der 50-jährige Klonovsky in die selbe Kerbe wie sein "Bild"-Kollege Franz Josef Wagner: Er hatte vor wenigen Wochen erklärt, dass Schwule und Lesben doch bitte zufrieden sein sollen, dass man sie nicht mehr ins Gefängnis steckt (Mehr Infos hier).
Warum fühlt sich Herr Klonovsky denn von Schwulen belästigt? Er argumentiert, dass die Fankurve im Fußballstadion "die letzte Bastion gegen den Totalitarismus des Toleranzerzwinger" sei. Dort sei ein Platz für Männer (aber nicht für Frauen und Schwule!), die "archaische Sphäre" auszukosten – es sei ein Ort der "Enthemmung" und "Triebabfuhr", der den modernen Mann seinem inneren Neandertaler näher bringt. Der Journalist beruft sich dabei auf das "temporäre Menschenrecht", sich in der Fankurve daneben benehmen zu dürfen.
Und was hat das mit Schwulen zu tun? Nun ja, wenn man schon keine Bananen mehr auf schwarze Spieler schmeißen darf, kann der vorbildliche heterosexuelle Fußballfan laut Klonovsky offenbar nur noch mit "Schwule Sau"-Rufen seine Männlichkeit zur Schau stellen. Das schadet schließlich nicht: Im Artikel hat der "Focus"-Redakteur ja bereits klargestellt, dass die Probleme von Homosexuellen "eher sekundär" seien. (dk)
Der Kommentar ist im neuen "Focus" (48/12) auf Seite 123 veröffentlicht worden.
