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- 08. Oktober 2012 3 Min.

Mit hetzenden Artikeln zum Tod von Dirk Bach scheint kreuz.net endgültig zu weit gegangen zu sein
Neben etlichen Privatpersonen hat am Montag auch der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) gegen die Betreiber und Autoren des Portals kreuz.net Strafanzeige gestellt. Das anonym betriebene Blog hetzt seit Jahren unter anderem gegen Schwule und Juden.
"Normalerweise lässt der LSVD diese Hetzer rechts liegen, denn sie haben keinen Einfluss auf die Mehrheitsmeinung in der Gesellschaft", so LSVD-Sprecher Manfred Bruns. "Aber es ist empörend, dass die Hetzer von kreuz.net selbst angesichts des Todes jeglichen menschlichen Respekt vermissen lassen." Damit bezieht er sich auf in der letzten Woche erschienenen Artikel zum Tod des Komikers Dirk Bach. Der "homosexuelle Sittenverderber" werde in der "ewigen Homo-Hölle" brennen, hieß es etwa (queer.de berichtete).
Diese Artikel hatten eine große Empörung nicht nur unter Schwulen ausgelöst, viele Personen stellten Strafanzeigen, es gibt eine (recht ziellose) Online-Petition mit mittlerweile über 7.200 Unterschriften und ein Kopfgeld auf die Betreiber des Portals. Es hatte schon vorher Strafanzeigen gegen kreuz.net gegeben, die aber zu nichts führten, weil die Staatsanwaltschaften die Betreiber nicht ermitteln konnten oder wollten.
Appell an die Staatsanwaltschaft
"Wo der Server tatsächlich steht, auf dem die Webseite liegt, wissen wir nicht", schreibt auch der LSVD in der Strafanzeige. "Wir wissen auch nicht, ob es eine Redaktion und ein Redaktionsbüro gibt und wo sich dieses befindet. Wir haben den Eindruck, dass die Autoren Deutsche sind, die in Deutschland leben."
"Die Macher von Kreuz.net verstecken sich feige in der Anonymität, um für ihre menschenverachtende Hasspropaganda nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden", so Bruns weiter. "Das muss ein Ende haben. Wir werden sehr genau darauf achten, dass die Sicherheitsbehörden ihrer Pflicht nachkommen und auch bei homophoben Straftaten intensiv ermitteln. Mit dem billigen Verweis auf den Server im Ausland ist es nicht getan."
Facebook-Gruppe für Kopfgeld-Aktion

Seit Jahren demonstrieren die Piusbrüder und ihre Anhänger gegen den CSD in Stuttgart. Es gibt Vermutungen, dass sie auch hinter keuz.net stecken. (Bild: Guido Klein)
Auf der Suche nach den Hintermännern des Portals ist auch der Bruno-Gmünder-Verlag aktiv. Am Wochenende hatte er ein Kopfgeld in Höhe von 15.000 Euro für Hinweise auf die Betreiber ausgeschrieben (queer.de berichtete). Inzwischen hat der Verlag den Theologen David Berger, der selbst schon mehrfach ins Visier von kreuz.net geriet, mit der Koordination beauftragt.
Über die Facebook-Gruppe "Stoppt kreuz.net!" sollen Hintergründe und Hinweise gesammelt werden und Interessierte auf dem Laufenden gehalten werden. So wurden bereits ein paar Autoren der Seite benannt – die aber laut Berger keinen Kontakt zur Redaktion haben: "Solange die Autoren in ihren Beiträgen nichts Strafbares gesagt haben, wird man über diese nichts erreichen."
Am Wochenende hatte es bereits eine Aktion gegen kreuz.net gegeben: Ein paar Hacker starteten eine Denial-of-Service-Attacke gegen den Server auf kreuz.net, recht unkoordiniert via Twitter. Die Seite war mehrfach für einige Stunden nicht erreichbar, konnte sich aber durch einen Serverumzug aufrappeln. Andere Hacker, die DDoS-Attacken zum Zweck der Zensur ablehnen, mokierten sich über "Zensur-Schwuchteln" und stellten als Gegenaktion Spiegel der Seite online (queer.de berichtete).
Dirk Bach beigesetzt
Die Urne von Dirk Bach wurde indessen am Sonntag auf dem Kölner Melatenfriedhof beigesetzt. Am Freitag hatten Freunde und Bekannte bei einer Trauerfeier Abschied von dem TV-Star genommen, der am letzten Montag verstorben war (queer.de berichtete). Bis Montag Abend konnten Bürger auch mit einem öffentlich ausgelegten Kondolenzbuch Abschied nehmen.
Die Beerdigung war kreuz.net erneut eine Meldung wert. Es wäre schon viel gewonnen, würde die halbe Szene das nun nicht auf dem Portal nachlesen und kommentieren. (nb)














