Der Theologe David Berger koordiniert den Kampf gegen kreuz.net
Die Jagd gegen die Hintermänner des Hassportals "kreuz.net" geht voran. Inzwischen hat die Kampagne "Stoppt kreuz.net" des Bruno Gmünder Verlags einen ersten Kontakt zur Staatsanwaltschaft Berlin hergestellt.
Die Beamten sind allerdings noch lange nicht so weit, eine Razzia zu erwägen, wie ein anderes Nachrichtenportal am Dienstag in einer Überschrift groß schreibt. Stattdessen wurden bislang nicht mal Unterlagen übergeben. Die Staatsanwaltschaft hat ein Aktenzeichen angelegt, ein Treffen zwischen den Beamten und der Rechtsanwältin der Kampagne, Sissy Kraus, ist anvisiert.
Derweil sammelt die Aktion weiterhin Infos und Spenden; bislang sind 1.344 Euro eingegangen, die hauptsächlich für eine Erhöhung des Kopfgeldes für Informationen auf die Hintermänner des Portals verwendet werden sollen. Der Koordinator der Aktion, der Theologe David Berger hofft, genügend Informationen zu sammeln, um gezielte Ermittlungen zu ermöglichen (s. dazu das Interview mit ihm vom 11. Oktober).
Weitere Fronten
Berger sucht derweil auch nach weiteren Möglichkeiten, die homophobe Hetze zu stoppen. Wie der 44-Jährige am Dienstag gegenüber queer.de berichtete, laufe derzeit unter anderem der Versuch, den Machern die inzwischen außerordentlich bekannte Domain zu entziehen.
Kleine Erfolge konnten auch private Nutzer erzielen: So beendigte ein US-amerikanischer Provider nach Beschwerden seine Zusammenarbeit mit kreuz.net, da das Portal gegen die Geschäftsbedingungen verstoße. Allerdings hat kreuz.net schon mehrfach erfolgreich seinen Provider wechseln können.
Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) bietet seit einigen Tagen ein Blog zu kreuz.net. Dort wird von erfolgten Strafanzeigen in mehreren deutschen Städten berichtet. Zudem rät der Verband, sich mit konkreten Hinweisen an das Berliner Landeskriminalamt zu wenden (Adresse und Ansprechpartner s. Blog).
Beck fordert Exkommunikation
kreuz.net hetzt seit Jahren unter anderem gegen Schwule. Mit Artikeln zum Tod von Dirk Bach hat das Portal enorme Empörung ausgelöst.
Noch nichts gehört hat Berger von den deutschen und österreichischen Bischöfen: In der letzten Woche hatte die Kampagne einen Offenen Brief an die Bischofskonferenzen beider Länder aufgesetzt. Seitdem meldet sich in Presseberichten nur der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz zu Wort und gibt an, dass sich die Kirche entschieden von dem Portal distanziere.
Derweil hat auch der Grünen-Politiker Volker Beck die Kirche zum Handeln aufgefordert: In einem Brief an den Freiburger Bischof Robert Zollitsch mahnte er eigene Nachforschungen zu den Hintermännern des Portals an. Das rühme sich schließlich, von kirchlichen Mitarbeitern betrieben zu werden.
Zudem forderte er Konsequenzen: "Ich bitte Sie (…), öffentlich zu erklären, dass diese Menschen aus der Kirche exkommuniziert sind und vom Abendmahl ausgeschlossen werden, sowie zu erklären, dass die Mitarbeit bei kreuz.net eine Loyalitätspflichtverletzung für Mitarbeiter der Kirche darstellt, die bei Bekanntwerden zur Kündigung im kirchlichen Dienst führt." Eine Antwort steht noch aus. (nb)