Die Village People: Kein schwuler Subtext
Mitglieder der amerikanischen Disco-Band Village People behaupten, sie seien "schockiert" gewesen, als ihre Lieder in der Öffentlichkeit als "schwul" bezeichnet worden sind.
Wie die Londoner "Times" berichtet, äußert sich die Band in der neuen kanadischen Dokumentation "The Secret Disco Revolution", die diese Woche beim 56. Londoner Filmfestival gezeigt werden soll. Demnach behaupten zwei der Band-Mitglieder, es gebe es keinen schwulen Subtext: So erklärt Felipe Rose, der in der Gruppe den Indianer verkörpert, in dem Film: "Wir sind nur eine Partyband!". David "Scar" Hodo, besser bekannt als der Bauarbeiter, behauptet zudem: "Die Leute haben immer davon gesprochen, dass es Doppeldeutigkeiten gibt. Es gibt aber keine Doppeldeutigkeiten in der Musik."
Beim Lied "In the Navy" sei es bei der Textzeile "Come on and join your fellow man" nicht um die Liebe zwischen Männern gegangen, sondern darum, neue Marine-Rekruten anzuwerben, so Hodo. Außerdem sei "YMCA" nur ein "Fülllied" gewesen, das eher zufällig entstanden sei: Einer der Produzenten sei an einem YMCA-Zentrum vorbeigelaufen und habe das Schild gesehen.
Regisseur Jamie Kastner beschreibt, dass das Thema Homosexualität beim Interview der Bandmitglieder schlecht angekommen sei. Nach der Frage sei die Gesprächsatmosphäre eisig gewesen.
Befreiung von Schwulen, Schwarzen und Frauen
Kastner, der zuvor sozialkritische Dokumentationen wie "Free Trade Is Killing My Mother" gedreht hatte, hält die Aussagen der Band für wenig glaubwürdig – und der Film nimmt diese auch wenig ernst: So heißt es in der Festivalsbeschreibung von "The Secret Disco Revolution", dass "man hinter der nichtssagenden Fassade der Disco-Bewegung das wahre Ziel erkennen kann: Die massenhafte Befreiung von Schwulen, Schwarzen und Frauen von den Klauen der konservativen, von Rockmusik dominierten Welt."
Die Village People haben seit ihrer Gründung 1977 mehr als 100 Millionen Alben verkauft. Die Mitglieder wurden vom 1991 verstorbenen schwulen französischen Komponisten Jacques Morali und seinem heterosexuellen Geschäftspartner Henri Belolo zusammengestellt. Der Name der Castingband verweist auf das Greenwich Village, eine der bekanntesten schwulen Stadtviertel. Die Produzenten wollten damit offensichtlich eine schwule Zielgruppe ansprechen, die Band schaffte es allerdings schnell in den Mainstream. Die Gruppe ist in teilweise anderer Besetzung heute noch aktiv. (dk)
Youtube | Was für ein Heten-Song...
- YMCA: ein Lied über den Spaß, den man in reinen Männerschlafsälen hat
- In the Navy: ein Lied über die Marine, wo Männer monatelang keine Frau sehen
- Go West: ein Lied, das auffordert, ins liberale San Francisco (neben New York die US-Schwulenhochburg) zu reisen
- Macho Man: ohne Worte
Also wenn die Lieder nicht schwul sind, weiß ich nicht, was schwule Lieder sein sollen...
Es ist echt peinlich, wenn Leute nachträglich nicht zu ihrem Schaffen stehen.