Es sieht aus wie der Eurovision Song Contest, es klingt wie der Eurovision Song Contest, es ist peinlich wie der Eurovision Song Contest. Doch was da am Samstag in Seoul stattfand, war das erste ABU TV Song Festival.
Der Unterschied zum Original: Die Show der Asia-Pacific Broadcasting Union wurde nicht live übertragen, sondern wird in den nächsten Wochen in den Teilnehmerländern ausgestrahlt. Insgesamt rechnet man mit zwei Milliarden Zuschauern – zwanzig Mal mehr als beim ESC.
Eurovision-Fans aus Australien haben mit der Show endlich wieder ihren eigenen, heiß erwarteten Wettbewerb bekommen (auch wenn es bei der Premiere keine Abstimmung gab). Aber auch Länder wie Südkorea, Japan und Singapur durften sich über eine Teilnahme freuen.
Insgesamt nahmen elf Länder teil, darunter auch China und Afghanistan. Zum Abschluss sangen alle Teilnehmer "Heal the world", und es ist davon auszugehen, dass die Show des friedlichen Nachbarseins in den nächsten Jahren noch mehr Länder in ihren Bann zieht. Wie beim europäischen Vorbild wird subtil auch der Akzeptanz von Schwulen Vorschub geleistet, da muss man gar nicht erst auf die Teilnahme des ABU-Mitglieds Thailand warten:
Ein weiterer Unterschied zu Europa: Wenige Tage zuvor wurde auch ein eigener Radio-Wettbewerb abgehalten, mit 13 Teilnehmern, darunter Iran und Pakistan. Die Beiträge wurden live in einer Halle vor Publikum gesungen und eine Jury durfte Punkte vergeben. Der erste Platz, schön "Grand Prix Award" genannt, ging an den Gastgeber Südkorea.
Wie der Intervision Song Contest des Ostblocks ist das Song-Festival keine lizensierte Version des Eurovision Song Contests – die Verhandlungen über einen "Asiavision Song Contest" hatte die ABU vor einigen Jahren abgebrochen. Der Senderverbund hatte bereits in den Achtzigern und Neunzigern einen ähnlichen Wettbewerb abgehalten. (nb)