Bereits in "Diamantenfieber" (1971) gab es ein fieses schwules Auftragskiller-Paar: Mr. Wint und Mr. Kidd
Raoul Silva in "Skyfall" ist nicht der erste queere Bösewicht in der 007-Agentenreihe. Eine Kritik des neuen Films, die auch an die lesbische Pilotin Pussy Galore und die schwulen Auftragskiller Wint und Kidd erinnert.
Von Peter Fuchs
Wer von den guten alten James-Bond-Zeiten mit Sean Connery schwärmt, sollte sich auch an die despektierliche Darstellung von homosexuellen Bösewichten und Schurkinnen erinnern. In "Goldfinger" (1964) zieht Geheimagent 007 die lesbische Staffelpilotin Pussy Galore nicht nur auf die Seite der Guten, sondern "korrigiert" mit seiner Testosteronaura auch gleich ihre sexuelle Orientierung. Die gute Seite, die war natürlich ausschließlich heterosexuell.
In "Diamantenfieber" (1971) gerät James Bond an Mr. Wint und Mr. Kidd. Über die beiden Auftragskiller wird im Film permanent angedeutet, dass sie neben ihren sadistischen Mordmethoden auch homosexuell seien. Ein Konnex, der dem schwulen Zuschauer unangenehm aufstößt. Auch weil die deutsche Synchronisation die beiden uncharmant nasalieren lässt, wo wir doch alle wissen, wie charmant man tuntig sein kann. James Bond macht die zwei natürlich fertig, wobei er Mr. Wint eine Bombe in den Schritt steckt, um sie explodieren zu lassen. Klar, es gibt auch schwule Sadisten, die einer gerechten Strafe zugeführt werden müssen, aber im Showdown den Schwanz des Homos zu zerfetzen, ist tiefenpsychologisch wohl eindeutig lesbar.
Auch der verletzliche Bond bleibt hetero
41 Jahre später zumindest eine optische Verbesserung: Bi-Bösewicht Raoul Silva (Javier Bardem) geht James Bond an die Wäsche (Bild: Sony Pictures)
Aber dann – nach einem Abgleiten ins Karikaturhafte und vier weiteren Bond-Darstellern – erfand Daniel Craig die Rolle des Geheimagenten neu. In "Casino Royale" (2006) beschränkt er sich nicht darauf, Schurken zu killen und die nächste Tussi flach zu legen. James Bond ist auch ein gebrochener Mann und verletzlich. Er trauert um seine große Liebe und gewinnt erst im Laufe der Handlung seine Tatkraft zurück. Dieser Reboot der Figur wich gänzlich von den gewohnten chauvinistischen Mustern ab und offenbarte auch dank des Darstellers Daniel Craig enormes Sexappeal. Damals machte sogar das Gerücht die Runde, dass James Bond auch mal einen Mann küssen könnte.
Aber der Folgefilm "Ein Quantum Trost" (2008) floppte an den Kassen. Und so versuchen Daniel Craig und Regisseur Sam Mendes ("American Beauty") im aktuellen Streifen "Skyfall" den Spagat zwischen gefälligem Mainstream und James Bond als komplexem Helden mit Film-noir-Flair. Durchwachsen ist auch das Ergebnis. Einerseits beendet er tadellose Stunts mit explodierendem Zugwaggon und Caterpillar, indem er sich die Manschetten seines Anzugs richtet. Oder er flirtet mit einem Bondgirl in Versform: "I like you better without your beretta". Das kann man mögen, muss man aber nicht. Andererseits setzt sich James Bond gelungen mit dem Älterwerden, dem Tod und seiner Beziehung zu M (Judi Dench) auseinander und muss tief in seine Vergangenheit eintauchen, um den aktuellen Schurken zu bezwingen.
Zart campy: Javier Bardem als wasserstoffblonder Silva
Noch ungeoutet: Ben Whishaw spielt in "Skyfall" den neuen Waffenmeister Q (Bild: Sony Pictures)
Der ist diesmal ein Bisexueller. Javier Bardem gibt Raoul Silva narbengezeichnet und nachtragend, mit wasserstoffblonden Haaren als Bonus. Bond scheint ihn auch körperlich anzuziehen. So fesselt er ihn an einen Stuhl, öffnet sein Hemd, streichelt zärtlich über die Haut und umfasst auch Bonds Knie und Oberschenkel. Der Dialog kreist mehrdeutig um "Das erste Mal" und James Bond Antworten lassen aufhorchen. Bei aller Erotik darf hier aber nicht vergessen werden, dass der Geheimagent nicht freiwillig in dieser Situation sitzt, eine berufliche Agenda verfolgt und Silva am Ende den Weg aller Bösewichte gehen muss. Javier Bardem stattet die Queerness seiner Figur jedoch zart campy und mit einiger Würde aus.
Ein Clou in "Skyfall" ist die Neubesetzung des Waffenmeisters Q (Ben Whishaw). Der ist erst Anfang zwanzig, computerversiert und ein entzückender Nerd. In seinem ersten Auftritt trifft er Bond bei einem Blinddate in der Londoner National Gallery und philosophiert über ein Gemälde von William Turner. Dabei prahlt er, zuhause in seinen Pyjamas mehr Unheil unter den Schurken dieser Welt anrichten zu können, als Bond draußen auf dem Feld. Eine reizende Vorstellung, vor allem das mit den Pyjamas.
Am Ende stellt sich aber doch die Frage, warum immer die Bösewichte queer sein müssen. Wie wäre es, wenn sich mal ein Geheimdienst-Kollege outet? Bonds Reaktion wäre interessant und mit Ben Whishaw als Q gäbe es dafür auch schon einen Favoriten.
Infos zum Film
Skyfall. Thriller. Großbritannien 2012. Regie: Sam Mendes. Darsteller: Daniel Craig, Javier Bardem, Judi Dench, Ben Whishaw, Bérénice Marlohe, Ralph Fiennes, Naomie Harris u.v.m. Bundesweiter Kinostart: 1. November 2012
Craig ist tatsächlich nur vom Kopf abwärts wirklich ansehnlich. Mann wünscht sich, Mann würde ihn am Pissoir des Kinos wiedertreffen. Die Fantasie ist aber bekanntlich besser als die Realität, deswegen kann es natürlich sein, dass er nur 16 x 4 hat. Dann hat sich das eh erledigt.
Der neue Nerd wäre ganz gut für Twink-Action mit Bond, aber selbst das wünscht man sich im Kino nicht wirklich. Die Bond-Girls sind einfach hotter.