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- 06. November 2012 3 Min.

Nach mehreren Hetzartikeln zum Tod von Dirk Bach hatte der Bruno Gmünder Verlag eine Initative zur Ergreifung der Macher gestartet und eine Belohnung für Hinweise ausgelobt
Rund vier Wochen nach der Gründung der Initiative "Stoppt kreuz.net" haben sich der Koordinator und die Rechtsanwältin der Kampagne am Dienstag mit der Berliner Staatsanwaltschaft getroffen. David Berger und Sissy Kraus übergaben dabei zahlreiche Hinweise, die in den letzten Wochen zusammengekommen waren.
Nach Informationen des "Spiegel" sei unter anderem eine Liste mit fünf Personen übergeben worden, die man der Mitarbeit an dem Hass-Portal verdächtige: Eine Person lebt demnach in Deutschland, eine in der Schweiz, drei leben in Österreich. Alle Verdächtigen sollen Angestellte der katholischen Kirche sein. Den Namen einer weiteren Person, eines deutschsprachigen Bischofes, habe man noch nicht weitergegeben, weil die Beweise noch nicht ausreichten.
Nach Angaben von Berger habe sich der Staatsanwalt sehr kooperativ und interessiert gezeigt. Zwei Vertreter der Kriminalpolizei seien anwesend gewesen und werden die Ermittlungen weiter führen, einer ist ein Fachmann für Internetkriminalität.
Priester aus Mainz unter Verdacht
Der Artikel des "Spiegels" befasst sich zudem mit dem Priester Hendrick Jolie aus dem Bistum Mainz, der auch als ein Sprecher des konservativen Netzwerks katholischer Priester fungiert. Mehrere Texte des Priesters waren auf kreuz.net erschienen; er hatte bislang allerdings abgestritten, diese zur Verfügung gestellt zu haben.
Allerdings legten Online-Kommentare, die Jolie zuzuordnen sein könnten, und ein eMail-Verkehr mit der Redaktion eine größere Zusammenarbeit nahe, so das Magazin. Dies sei wohl "unter Mitwissen des Priesternetzwerks" geschehen. Dieses hatte sich zuletzt von diffamierenden und diskriminierenden Artikeln distanziert – solche hatte Jolie allerdings offenbar auch nicht veröffentlicht. Der Sprecher des Bistums Mainz sagte dem Magazin über Jolie: "Er hat verneint, mit kreuz.net in Verbindung zu stehen und sich ausdrücklich distanziert".
Leiter der Lukas-Schule schrieb homofeindliche Texte

Die Webseite der Lukas-Schule
Am Wochenende hatte bereits ein Bericht der "Süddeutschen Zeitung" für Empörung gesorgt, wonach der Leiter der Münchner Lukas-Schule auf kreuz.net veröffentlicht hätte. Die staatlich geförderte Schule der evangelischen Kirche war zuvor unter Beschuss geraten, nachdem Lehrer im Unterricht erzählt haben sollen, dass Homosexuellen der Teufel droht (queer.de berichtete).
Entsprechende Berichte der "Süddeutschen" hatte die Schule zunächst zurückgewiesen und einzelne Eltern beschuldigt; inzwischen wird die Schule vom Kultusministerium und der Kirche überprüft. Der neue Vorwurf mit der Verbindung zu kreuz.net könnte der Zeitung allerdings Probleme bringen: Das Portal hatte offensichtlich nur Texte veröffentlicht, die an anderer Stelle schon online waren.
So gehörte Schulleiter Jörg Birnbacher zu den Unterzeichnern einer auch auf kreuz.net verbreiteten Resolution, die sich vor einigen Jahren im Streit um ein "Homo-Heiler"-Seminar in Marburg für Meinungsfreiheit aussprachen (queer.de berichtete). Allerdings mit deutlichen Worten: Homosexualität sei ein "erhebliches gesundheitliches und psychisches Risiko", "international ausgewiesene Wissenschaftler" hätten zudem bezeugt, "dass Veränderung einer homosexuellen Neigung möglich ist." Die "totalitären Bestrebungen der Lesben- und Schwulenverbände" versuchten mit Einschüchterungen und Verleumdungen, die Debatte zum Schweigen zu bringen.
Als der Schulleiter noch Sprecher des "Forums Geistige Wende" war, schrieb er zudem 2006 einen Text, in dem er einen Homo-Protest anlässlich des Besuches des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski in Berlin kritisierte. "Ein solches pöbelhaftes Verhalten, das den guten Ruf unseres Landes schädigt", sollte von den Behörden unterbunden werden. Denn die "radikalen Homo-Aktivisten" könnten "für ihre absurden politischen Forderungen keine vernünftigen Argumente vorbringen", sondern verwendeten "nicht selten Methoden der Einschüchterung und des psychologischen Drucks gegen Andersdenkende".
Anlass des Homo-Protests waren CSD-Verbote in Polen. Die Kritik von Birnbacher war ebenfalls auf kreuz.net erschienen. Unabhängig von der Frage, ob eine Verbindung zu dem Hetzportal besteht, wird in den nächsten Tagen die Frage zu klären sein, ob der Autor solcher Texte Schulleiter bleiben kann. Zuvor unterrichtete er Deutsch, Geschichte und Ethik am Nürnberger Abendgymnasium. (nb)
Links zum Thema:
» Initiative "Stoppt kreuz.net"














