
Abgeschafft: Die Losziehung bei der Sieger-Pressekonferenz nach den Eurovision-Halbfinals.
Viele Eurovision-Fans glaubten an einen Aprilscherz, als sie diese Meldung am Mittwoch erreichte: Die Reference Group, die die Regeln des Song Contests festlegt, hat entschieden, dass die Startreihenfolge der Teilnehmer in allen drei Live-Shows nicht mehr per Los, sondern von den Produzenten der Sendung festgelegt werden – also vom jeweils ausrichtenden Sender.
Die Entscheidung, die vom TV-Komitee der European Broadcasting Union inzwischen gebilligt wurde, soll das TV-Erlebnis vergrößern: "Wir wollen großes Fernsehen machen, für unsere Zuschauer, aber auch für die Teilnehmer", so Eurovision-Supervisor Jon Ola Sand. "Den Produzenten zu erlauben, die Running Order zu entscheiden, wird dabei helfen, aufregendere Shows zu machen, und den Teilnehmern die Gelegenheit geben, sich von anderen abzugrenzen, anstatt von Beiträgen ähnlicher Art oder mit gleichem Tempo umgeben zu sein."
In der Tat gab es in den letzten Jahren immer wieder mal langweilige Strecken – und solche, in denen mehrere Power-Hits direkt hintereinander liefen. Dass die Running Order bislang per Los verteilt wurde, war allerdings fairer – mit dem zweiten Startplatz wurde noch nie die Show gewonnen, mit dem ersten selten. In den letzten Jahren siegten hingegen immer Teilnehmer, die im letzten Drittel antraten.
Damit ist klar, dass gegen die Show demnächst der Vorwurf der Manipulation erhoben werden wird, dafür muss man gar nicht Weißrussland auf Platz 1 und etwa Großbritannien weit hinten starten lassen (das Land könnte aus EBU-Sicht einen Push benötigen, ironischerweise weil Bevölkerung und Medien die schlechten Ergebnisse der letzten Jahre mit "political voting" in Verbindung bringen). Es reicht, den einen Favoriten in der Mitte der Running Order zu platzieren, den anderen weit hinten.
Weiterhin ausgelost wird die Verteilung der Länder auf die beiden Halbfinale (wobei es dazu immer mehr Regeln gibt, um zu starkes Blockvoting zu verhindern) und der Startplatz des Gastgeberlandes im Finale. Der nächste Eurovision Song Contest findet im Mai 2013 im schwedischen Malmö statt, nach einem umstrittenen Jahr in Aserbaidschan.
Es gab danach die Hoffnung, Reference Group und EBU würden die Richtlinien für die austragenden Ländern verschärfen. Nun besteht die Befürchtung, man hätte sich von Aserbaidschan ganz anders inspirieren lassen. (nb)
Nachtrag: Die Reference Group muss die Vorschläge der Produzenten jeweils absegnen. Über die Entscheidung auch nicht glücklich: Prinz, aufrechtgehn.de und Jan Feddersen.
"Die Reference Group, die die Regeln des Song Contests festlegt, hat entschieden, dass die Startreihenfolge der Teilnehmer in allen drei Live-Shows nicht mehr per Los, sondern von den Produzenten der Sendung festgelegt werden."
Weiter unten steht dann aber:
"Weiterhin ausgelost wird die Verteilung der Länder auf die beiden Halbfinale (wobei es dazu immer mehr Regeln gibt, um zu starkes Blockvoting zu verhindern) und der Startplatz des Gastgeberlandes im Finale."
Was stimmt denn nun!?!?