Kool Savas und Xavier Naidoo bei ihrem Auftritt beim "Bundesvision Song Contest" im September (Bild: Pro Sieben)
Die Staatsanwaltschaft Mannheim wird kein förmliches Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung und Aufruf zur Gewalt gegen Xavier Naidoo und Kool Savas einleiten.
Wie die Behörde am Donnerstag gegenüber "Spiegel Online" mitteilte, bestehe "kein Anfangsverdacht auf eine strafbare Handlung". Die Linksjugend hatte die beiden Künstler angezeigt, weil ihn ihrem neuen Album "Gespaltene Persönlichkeit" ein versteckter Track enthalten ist, in dem Naidoo über Kindesmissbrauch und rituelle Kindesmorde singt. Dabei setzt er nach Ansicht der Linksjugend Kinderschänder mit Homosexuellen gleich und ruft zur Gewalt auf (queer.de berichtete). Am Mittwoch hatte die Staatsanwaltschaft gegenüber deutschen Medien angekündigt, die Vorwürfe zu prüfen. In dem Lied heißt es etwa: "Warum liebst du keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer ist?" und "Ich schneid euch jetzt mal die Arme und die Beine ab, und dann ficke ich euch in den Arsch, so wie ihr es mit den Kleinen macht".
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft kann unter der gebotenen Beachtung des Grundrechts der Meinungs- und Kunstfreiheit kein Anfangsverdacht der Volksverhetzung begründet werden. Das Lied enthalte auch keine "Aufforderung dahingehend, dass Dritte sich ebenso verhalten sollen".
Am Donnerstag hatten sich Naidoo und Savas via Facebook erstmals direkt zu den Vorwürfen geäußert. Die Künstler beklagten, dass die Texte missverstanden worden seien. Naidoo erklärte, er setze sich vielmehr für die Akzeptanz von Homosexuellen ein:"Ich stehe, seit ich denken kann, mit der katholischen Kirche auf Kriegsfuß, weil sie Schwule, Lesben und Transsexuelle nicht respektiert und akzeptiert. Diese Haltung ist völlig inakzeptabel, und wer gegen diese Menschen Verachtung und Hass aufbringt, der hat Jesus nicht verstanden", erklärte der 41-Jährige. Auch Savas distanzierte sich von strafbaren Handlungen: "Ich möchte klar stellen, dass es nie die Absicht unseres Liedes war, Homosexualität und Pädophilie gleichzusetzen, oder zur Gewalt gegen Menschen aufzurufen" (queer.de berichtete).
Xavier Naidoo und Kool Savas gehören mit ihrem gemeinsamen Projekt "Xavas" zu den derzeit erfolgreichsten Sängern im deutschsprachigen Raum. Ihr Album landete auf Platz eins der deutschen und schweizerischen Charts. Außerdem konnten sie im September für Baden-Württemberg den Bundesvision Song Contest gewinnen. (dk)
Nachtrag, 18.20 Uhr: Xavier Naidoo und Kool Savas sind am Nachmittag in der Bundesgeschäftsstelle der Linksjugend aufgetaucht und haben ein Gesprächsangebot vorgeschlagen. "Dieses Angebot nehmen wir gerne an!", schreibt dazu der Verband auf seiner Facebook-Seite. Zuvor hatte die Linksjugend geschrieben, dass die Stellungnahme der Sänger nicht ausreiche, da am Text des Liedes festgehalten werde: "Wenn die – nach wie vor – problematischen Textstellen nicht so gemeint waren, wie beide beteuern, fordern wir Xavier Naidoo und Kool Savas dazu auf, konsequent zu sein und den besagten Text abzuändern oder zurückzunehmen", so die Stellungnahme.
Wenn es ihm so ernst ist mit seinem Engagement für Homosexuelle, warum spendet er dann nicht einfach mal den gesamten Gewinn des Albums für LGBT-Gruppen?