Der Politiker Jean-Marie Le Pen ist nicht als umgänglicher Zeitgenosse bekannt: Der 84-Jährige wurde wiederholt wegen rassistischer und antisemitischer Äußerungen verurteilt – so erhielt er 2004 eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro wegen Aufstachelung zum Rassenhass (Bild: RemiJDN / flickr / by 2.0)
Der rechtsradikale Politiker Jean-Marie Le Pen soll eine gleichgeschlechtliche Beziehung mit einem sozialistischen Politiker gehabt haben, heißt es in einer neuen Biografie.
Im Buch "Le Pen, une histoire française" (Le Pen: Eine französische Geschichte) erzählen die beiden Journalisten Philippe Cohen und Pierre Péan von einer langjährigen Beziehung des 84-Jährigen mit dem 2006 verstorbenen Parlamentsabgeordneten André Labarrère. Der Sozialist versteckte seine Homosexualität nie, outete sich aber erst 1998 in der Öffentlichkeit. Er gilt als erster offen schwuler Politiker Frankreichs.
Laut des Buches erlebten die Politiker in den 1970er Jahren gemeinsam eine "zärtliche Einführung in die Liebe unter Männern". Ein Jahrzehnt später soll Le Pen Labarrère einen Liebesbrief geschickt haben. Darin erinnert er unter anderem an die "wunderbaren Augenblicke, die wir zusammen verbracht haben".
In der Vergangenheit hat Le Pen Homo-Gerüchte stets dementiert. Er erklärte etwa nach dem Coming-out von Labarrère, dass der Sozialist über ihn "fantasiert" habe.
Homofeindliches Programm der "Front National"
Le Pen war fast 40 Jahre lang Vorsitzender der von ihm gegründeten Partei "Front National", bevor er die Führung im vergangenen Jahr an seine jüngste Tochter Marine Le Pen abgab. Er trat fünf Mal bei Präsidentenwahlen an. Sein bisher größter Erfolg war 2002 der Einzug in die Stichwahlen zur französischen Präsidentschaftswahl gegen Jacques Chirac. Heute ist Le Pen Europaabgeordneter.
Seine Partei lehnt Homosexualität grundsätzlich ab und macht derzeit mobil gegen die von den Sozialisten geplante Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben. So fordert Marine Le Pen derzeit einen Volksentscheid, um die Gleichbehandlung im Eherecht noch zu verhindern (queer.de berichtete). Zudem hat die "Front National" dieses Jahr in Auxerre versucht, mit Gewaltandrohungen den CSD zu verhindern (queer.de berichtete).
Trotz des homofeindlichen Programms hat Jean-Marie Le Pen seine Anhänger zeitweise mit recht liberalen Ansichten gegenüber Homosexualität überrascht, heißt es in dem Buch. So habe er 2004 bei einer Parteiveranstaltung gesagt: "Wo liegt das Problem, wenn sich zwei Männer lieben? Wenn sie das offenbaren, ist das keine Staatsaffäre". (dk)
Wer am meisten hetzt, will damit nur von sich selbst ablenken.