Ein Bürgermeister im Fummel: Jón Gnarr beim Gay Pride Reykjavik 2011
Mit deutlichen Worten hat Jón Gnarr, Bürgermeister der isländischen Hauptstadt Reykjavik, auf die Massenproteste gegen die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben in Frankreich reagiert: "Homophobie ist keine Phobie. Sie haben keine Angst. Sie sind nur ein Haufen Arschlöcher", postete der 45-jährige Politiker in der Nacht zum Sonntag auf seiner Facebook-Page – zusammen mit einem Link zu einem BBC-Bericht über die Proteste.
Jón Gnarr, ein ehemaliger Komiker, Schauspieler, Schriftsteller und Bassist der Punkrockband Nefrennsli (Rinnende Nasen), ist erst seit zwei Jahren Oberbürgermeister von Reykjavik. Bei der Kommunalwahl am 27. Mai 2010 erzielte seine Spaßliste "Beste Partei" mit 34,7 Prozent überraschend die meisten Stimmen und ging eine Koalition mit den Sozialdemokraten ein, die nur auf dem dritten Platz landeten. Premierministerin Jóhanna Sigurdardóttir bezeichnete das Ergebnis damals als "Schock".
Ein Eisbär für den Zoo von Reykjavik
Jón Gnarr als Pussy-Riot-Mitglied beim CSD im August 2012
Die "Beste Partei" war als Reaktion auf die isländische Finanzkrise entstanden und wollte die Parteienlandschaft umkrempeln. Auf der Spaß- und Protestliste kandidierten Musiker, Schauspieler, Comic-Zeichner, Künstler, Szenegrößen und Intellektuelle. Zum Wahlprogramm gehörten folgende Punkte: 1. Offene statt heimliche Korruption. 2. Kostenlose Handtücher für alle Schwimmbäder. 3. Ein Eisbär für Reykjavíks Zoo. Nach ihrem Einzug in das Berliner Abgeordnetenhaus nahmen die hiesigen Piraten Kontakte zur "Besten Partei" auf.
Doch nicht alles ist für Jón Gnarr nur Spaß: Der selbst heterosexuelle Oberbürgermeister setzt sich seit langem aktiv für LGBT-Rechte ein. Zum CSD in Reykjavik erscheint er traditionell im Fummel. In diesem Jahr nahm der "Gayor" nicht nur mit Kleid, sondern auch mit Sturmhaube am Pride-Marsch teil, um seine Solidarität mit der regierungskritischen russischen Punkband Pussy Riot auszudrücken (queer.de berichtete).
Youtube | Inspired by Iceland über Jón Gnarr
Tolerantes Island
Island gilt als ausgesprochen tolerantes Land. Die Ehe ist seit 2010 für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet (queer.de berichtete). Die sozialdemokratische Premierministerin Jóhanna Sigurdardóttir ist die einzige offen lesbische Regierungschefin der Welt (queer.de berichtete). (cw)
Event-TippRainbow Reykjavik heißt das junge Gay-Event, das sich sowohl an Isländer als auch an Gäste aus Europa und den USA richtet.
Das Programm vom 31. Januar. bis 3. Februar 2013 ist ein ungewöhnlicher Mix aus Natur, Kultur, Party, Politik und kulinarischen Erlebnissen. So geht es gleich nach Ankunft auf dem Flughafen Keflavik zur Blauen Lagune – ein geothermal beheiztes Freibad mit naturblauem Wasser. Auf dem Programm stehen außerdem ein Besuch des einzigen Phallus-Museums der Welt, an den Abenden Konzerte und Partys. Kurztrips führen darüber hinaus zu Gletschern und Geysiren.
Für "Rainbow Reykjavik" bietet Icelandair
Online-Reisepakete ab 870 Euro an. Die Pakete beinhalten Hin- und Rückflug ab Frankfurt oder München, drei Übernachtungen in gehobenen Hotels, tägliche Mahlzeiten sowie alle Transfers, Ausflüge und Eintrittsgelder. Individuelle Verlängerungen sind möglich.
aber traurig das es einen ganzen artikel wert sein muss wenn sich ein bürgermeister einer relativ unbeudeutenden stadt in frauenklamotten gegen homophobie stellt. gibt es sonst so wenige die sich, egal wie angezogen, dagegen stellen?
wichtiger wäre ein statement mitteleuropäischer und südeuropäischer politiker, denn die nordeuropäer sind schon immer ein gutes stück weiter und schneller gewesen.