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  • 19. November 2012 67 3 Min.

Seit zehn Jahren im Bundestag: Jens Spahn ist gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion (Bild: Stephan Baumann)

Der Bundestags­abgeordnete aus dem erzkatholischen Münsterland gibt sein "erstes und letztes Interview" über seine Homosexualität.

Von Carsten Weidemann

Bereits vor zwei Jahren fragte der "Spiegel" an, mit ihm ein Gespräch über das Leben als schwuler Abgeordneter der CDU zu geben – jetzt erst hat Jens Spahn zugesagt. Der 32-Jährige aus dem erzkatholischen Münsterland habe so lange gezögert, weil er sich als Politiker "nicht über das Schwulsein definiere", kann man in der heute erschienenen Ausgabe des Nachrichtenmagazins nachlesen. "Ich mache keine schwule Klientelpolitik, sondern will als Gesundheitsexperte die Probleme unserer Zeit lösen", so Spahn. "Ich möchte nicht, dass meine Art zu leben und zu lieben eine größere Rolle spielt als meine inhaltliche Arbeit".

Ein überraschendes Coming-out ist das "Spiegel"-Interview nicht. Spahn hat aus seiner Homosexualität nie ein Geheimnis gemacht, und bereits im Juli ist die "Süddeutsche" in einem ausführlichen Porträt ("Ein Mann wie eine Walze") auf seine sexuelle Orientierung eingegangen.

Zum dritten Mal direkt in den Bundestag gewählt

Zu seinem prominenten schwulen Kollegen von den Grünen, Volker Beck, hat Jens Spahn ein gespaltenes Verhältnis. "Ich bin Volker Beck und anderen dankbar für das, was sie erkämpft haben", lobt der ehemalige Messdiener auf der einen Seite. Auf der anderen ätzt er selbstbewusst: "Ich denke aber, dass man als CDUler im Münsterland besser für Toleranz werben kann als ein grüner Szenefunktionär aus Köln. Denn dem hört hier im Zweifel niemand zu."

Spahn räumt im "Spiegel"-Gespräch ein, dass seine erste Bundestagskandidatur vor elf Jahren parteiintern umstritten war: "Meine sexuelle Orientierung und mein Alter – ich war ja erst 21 – haben damals gewiss nicht jedem gefallen. Einige versuchten dann, meine Homosexualität zu thematisieren. Das hat mich schon sehr belastet", sagt er im Interview. Parteifreunde hätten befürchtet, mit ihm den katholischen Wahlkreis zu verlieren.

Zu Unrecht, wie sich dann herausstellte: Jens Spahn zog 2002, 2005 und 2009 als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Steinfurt I – Borken I in den Bundestag ein. Neben dem Stuttgarter Stefan Kaufmann ist er heute der zweite offen schwule Abgeordnete der Union. Andere Fraktionskollegen trauen sich dagegen noch immer nicht aus dem Schrank.

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Spahn: Norbert Geis muss man aushalten


Kann ein Schwuler bei der Union sein? Spahn antwortet mit einer Gegenfrage: "Kann ein Vielflieger bei den Grünen sein? Oder ein Selbständiger in der SPD?"

Im Sommer gehörte Spahn zu 13 Unions-Abgeordneten, die sich öffentlich für die steuerliche Gleichstellung von Eingetragenen Partnerschaften mit der Ehe ausgesprochen hatten. Dass die "Wilden 13" sich in der Fraktion nicht durchsetzen konnten, demotiviert ihn nicht. Spahn setzt auf Zeit: Seit Einführung der Eingetragenen Lebenspartnerschaft durch Rot-Grün habe "die ganze Gesellschaft, auch die Union, einen weiten Weg zurückgelegt", meint der Abgeordnete im "Spiegel"-Interview. "Das Positive ist doch: Es gibt keine Partei, die sich in dieser Frage stärker bewegt hat als die Union." Spahn gibt sich optimistisch: Während Ole von Beust einmal meinte, ein homo­sexueller CDU-Politiker könne allenfalls Ministerpräsident werden, kann sich der Münsterländer sogar einen schwulen Kanzler der Union vorstellen.

Auf homophobe Äußerungen von Fraktionskollegen angesprochen, meint Spahn: "Das ärgert mich natürlich mehr, als wenn ein Kollege eine andere Auffassung zum Straßenbau hat. Aber die Union spiegelt auch in dieser Frage die Gesellschaft wider. Und Ansichten, wie Norbert Geis sie vertritt, gibt es halt auch noch in Deutschland. Man muss solche Diskussionen führen und auch aushalten. Diese Menschen erreiche ich ja nicht, indem ich mich abwende und beleidigt bin."

Hat er deshalb nach zwei Jahren doch noch dieses Interview gegeben? "Ich möchte ein Signal setzen", sagt Jens Spahn im "Spiegel". "Es gibt viele Schwule in der Union, die mit ihrer Partei hadern. Trotzdem wird dies mein erstes und letztes Interview über meine Homosexualität sein."

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#1 GeorgB
  • 19.11.2012, 08:06h
  • Jens Spahn - war das nicht die Gurke, die zwar zu den "13 Rebellen" gehörte, aber trotzdem beide Male gegen schwule Rechte gestimmt hat? Und als Begründung konnte er keinen sachlichen Grund nennen, also gab er an, er habe gegen schwule Rechte gestimmt, weil der Antrag nicht aus der CDU kam und er nicht "über jedes Stöckchen von Volker Beck" springe.

    www.queer.de/detail.php?article_id=17707

    Also nix mit "will Probleme unserer Zeit lösen", nur BlaBla. Wenn ein Herr Greis gegen unsere Rechte stimmt, kann ich das Stimmverhalten nachvollziehen, weil der immer gesagt hat, dass er dagegen ist. Wenn ein Schwuler, der angeblich für die Rechte von Schwulen ist, dann aber zweimal dagegen stimmt, weil der Antrag von der Opposition kommt, kann ich das nicht nachvollziehen. Also auch nur so einer, der seine Überzeugung für seine Karriere opfert. Widerlich!
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#2 Thorsten1
  • 19.11.2012, 09:13hBerlin
  • Die CDU ist neben der katholischen Kirche die einzige bedeutende Institition in Deutschland, die die volle Gleichstellung der Schwulen und Lesben noch verhindert. Es gibt daher nichts wichtigeres als schwul-lesbische Emanzipationsarbeit in der CDU (und in der katholischen Kirche)! Wir sollten größten Respekt vor Leuten wie Jens Spahn haben, die schon seit Jahren gegen die Widerständen in der CDU ankämpfen.
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#3 FoXXXynessEhemaliges Profil
  • 19.11.2012, 09:17h
  • CDU-MdB Jens Spahn: "Viele Schwule hadern mit der Partei"

    Wie wahr, wie wahr!

    "Ich denke aber, dass man als CDUler im Münsterland besser für Toleranz werben kann als ein grüner Szenefunktionär aus Köln. Denn dem hört hier im Zweifel niemand zu."

    Volker Beck ein "Szenefunktionär"? Auch wenn er meine Lieblingslästerzielscheibe ist, muß ich über diesen Ausdruck aus vollem Halse lachen!
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