Uruguay gehört zu den liberalsten Ländern Südamerikas
Ein weiteres Land will Homo-Paare gleichstellen: In Uruguay hat die Linksregierung einen Gesetzentwurf zur Ehe-Öffnung eingebracht. Hauptgegner der Gleichstellung ist die katholische Kirche.
Von Dennis Klein
Nach Argentinien könnte Uruguay in Kürze als zweites Land Lateinamerikas Schwule und Lesben im Eherecht gleichstellen. Die gesellschaftliche Debatte dazu ist bereits weit fortgeschritten: 2007 führte die rund 3,5 Millionen Einwohner zählende Republik eingetragene Partnerschaften ein – als erstes Land auf dem Teilkontinent (queer.de berichtete). Seither hat sich die Debatte um Homo-Rechte entspannt: Das regierende Parteienbündnis Frente Amplio (FA, Breite Front) spricht sich bereits seit Jahren grundsätzlich für eine Modernisierung des Eherechts und die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben aus. Nun will sie die Gleichbehandlung mit einem Gesetz umsetzen.
Die Homo-Gruppe Ovejas Negras (Schwarze Schafe) hat einen Gesetzentwurf angefertigt, der in der vergangenen Woche von der Regierung grundsätzlich beschlossen wurde. Er diese Woche ins Parlament eingebracht werden. "Die heutige Gesellschaft ist viel mehr als heterosexuell und die Gesetze sollen das reflektieren: Die Ehe ist eine Institution, zu der alle Zugang haben müssen", erklärte Ovejas-Negras-Sprecher Federco Grana gegenüber der Nachrichtenagentur AP.
Liberalisierung auch bei Abtreibung und Cannabis
Aníbal Pereyra von der regierenden FA kündigte in der uruguayischen Presse an, dass die Ehe-Öffnung nach langjährigen Verzögerungen in Kürze beschlossen werden soll: "Der Gesetzentwurf passt zu unserer Politik, die darauf ausgerichtet ist, Diskriminierung zu beenden und Minderheiten den gleichen Zugang zur Gesellschaft zu ermöglichen." Die Ehe-Öffnung sei eine von vielen Projekten, die das Leben der Bevölkerung verbessern sollen. Auch Abtreibungen sollen erleichtert und der legale Zugang zu Cannabis ermöglicht werden, um Drogenbanden das Geschäftsmodell zu entziehen.
Kirche und Opposition gegen die Pläne
Bischof Jaime Fuentes sieht die Gleichstellung im Eherecht als Diskriminierung von Heterosexuellen an
Die katholische Kirche in Uruguay hat bereits eine Kampagne gegen die Liberalisierungen gestartet. So erklärte Bischof Jaime Fuentes, dass die Ehe-Öffnung in Wahrheit ein Gesetz sei, das Heterosexuelle schlechter stelle: "Wenn zwei Menschen des selben Geschlechts zusammen leben wollen, können sie das tun, aber eine Ehe ist das nicht. Wenn diese Art des Zusammenlebens als Ehe betrachtet wird, wäre das diskriminierend gegenüber verheirateten Paaren aus Mann und Frau". Schließlich hätten nur diese Paare die theoretische Möglichkeit, Kinder zu zeugen und müssten deshalb bevorzugt werden.
Auch die oppositionelle Nationale Partei will gegen die Ehe-Öffnung kämpfen und verwendet dabei ähnliche Argumente wie die Kirche. So erklärte Senator Gallinal Francisco gegenüber der uruguayischen Zeitung "El País", dass die Homo-Ehe "biologische Familien entmutigt".
Bereits jetzt besitzen Homo-Paare in Uruguay jedoch praktisch die gleichen Rechte und Pflichten wie Heterosexuelle, einschließlich des Adoptionsrechtes – sie dürfen ihre Beziehung nur nicht als Ehe bezeichnen. Allerdings gibt es in dieser Frage seit wenigen Monaten eine Ausnahme: Nach einer im Juni bekannt gegebenen Entscheidung des obersten Gerichtshofs muss der Staat im Ausland geschlossene Ehen von Schwulen und Lesben anerkennen. Sollten gleichgeschlechliche Paare also in Argentinien oder Kanada heiraten, wären sie auch in Uruguay verheiratet.