Hendrik Jolie ist Mitbegründer des konservativen Netzwerks katholischer Priester – und kann sich offenbar viel erlauben
Das Bistum Mainz hat angekündigt, dass die Mitarbeit des Pfarrers Hendrik Jolie beim Hassportal kreuz.net keine Konsequenzen haben würde – Volker Beck ist empört.
Der Pfarrer hatte bereits vor zwei Wochen einen "leichtfertigen Umgang mit dem anonymen Portal" zugegeben (queer.de berichtete). Nach langem Leugnen hat er gegenüber seinem Arbeitgeber auch erklärt, dass er Texte für das Portal geliefert habe, aber nie persönlich Kontakt mit der kreuz.net-Redaktion gehabt habe.
In einer Pressemitteilung erklärte das Bistum Mainz zwar, dass die Mitarbeit bei dem Portal "eines Priesters unwürdig" sei und "auch die Kirche beschädigt" habe. Für Jolie werde es aber keine Konsequenzen geben, da er nur über "kirchenpolitische Sachverhalte und Urteile" geschrieben habe. Jolie hatte zuvor den Mainzer Kardinal Karl Lehmann schriftlich "um Entschuldigung und Vergebung" gebeten.
Die Kirche sieht die Sache damit als erledigt an. Nach der internen Entscheidung fordert das Bistum die Öffentlichkeit auf, "die Klärungen nach diesem Gespräch zu respektieren und Herrn Pfarrer Jolie nicht mit anderen, verunglimpfenden, strafwürdigen und menschenverachtenden Äußerungen von kreuz.net in Verbindung zu bringen".
"Spackos" und "Gehirngnome"
Volker Beck (Grüne)
Der grüne Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck kritisierte die Nachsicht der Kirche im Fall Jolie: "Die Deutschen Bischöfe haben ernste Konsequenzen für den Fall einer Mitarbeit eines kirchlichen Mitarbeiters bei kreuz.net angekündigt. Diesen Worten muss Bischof Lehmann nun Taten folgen lassen", so Beck. "Es steht nicht mehr als die Glaubwürdigkeit der Distanzierung der Bischofskonferenz von kreuz.net auf dem Spiel". Gegenüber der "Rhein Main Presse" sagte der Kölner Bundestagsabgeordnete, dass sich Jolie ihm vorliegenden Rechercheinformationen zufolge nicht nur zu kirchenpolitischen Themen geäußert, sondern wiederholt Menschen diskriminiert und beleidigt habe. So habe er andere als "Spackos" und "Gehirngnome" diffamiert. Außerdem sei Jolie ein "kreuz.netler der ersten Stunde", da er bereits seit 2004 auf dem Portal aktiv gewesen sei.
Die Staatsanwaltschaften in Berlin und Wien ermitteln derzeit gegen die anonymen Betreiber der Website, die bereits seit Jahren Stimmung gegen Homosexuelle und Juden macht. Anlass waren herabwürdigende Artikel über den verstorbenen Komiker Dirk Bach. Weil die Seite über Server im Ausland betrieben wird, ist eine strafrechtliche Verfolgung jedoch schwierig.
Die katholische Kirche hat sich offiziell von der Seite distanziert. Die ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e.V. hat jedoch die katholischen Bischöfe kritisiert, die zum Thema hauptsächlich geschwiegen hätten (queer.de berichtete). (dk)
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LPg