Stadtrat Dieter Blechschmidt will Homosexuelle "heilen" (Bild: Stadtrat Plauen)
Der sächsische CDU-Politiker Dieter Blechschmidt hat sich bei einer Ex-Gay-Veranstaltung fortgebildet – für den Lesben- und Schwulenverband ist damit das Fass übergelaufen.
Der Stadtrat aus Plauen war bereits wiederholt wegen seiner homofeindlichen Einstellungen aufgefallen. So hatte er sich vor wenigen Monaten darüber beschwert, dass die "Krankheit" Homosexualität "nicht zur gesellschaftlichen Normalität" werden solle (queer.de berichtete). Nun ist bekannt geworden, dass Blechschmidt am 17. November auch die christliche Homoheiler-Tagung "Homosexualität verstehen" im vogtländischen Pausa besucht hat.
In der von der "Studentenmission in Deutschland" organisierten Tagung trat auch Christl Vonholdt vom "Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft" auf. Der Verein sieht Homosexualität als "psychische Störung" an, die "geheilt" werden muss. Vonholdt wurde als Fachfrau für Homosexualität vorgestellt – und bestärkte Blechschmidt in seinen Ansichten. Sie betonte auf der Veranstaltung, dass Christen mit der Wahrheit manchmal anecken würde. Diese Wahrheit laute: "Homosexualität ist ein Symptom einer emotionalen Störung und ein Identitätskonflikt." Sie begründete dies mit den vom biblischen Gott festgelegten Identitäten von Mann und Frau. Schwule und Lesben verdienten "Mitleid", doch man könne ihnen mit Therapien helfen. Anwesend waren Fachkräfte der evangelischen Jugendarbeit, Therapeuten und Ärzte.
Christlich-fundamentalistisch geprägte Homosexuellenfeindlichkeit
"Die Veranstaltung war ein Paradebeispiel für die christlich-fundamentalistisch geprägte Homosexuellenfeindlichkeit", erklärte Hartmut Rus vom LSVD Sachsen – und verlangte Konsequenzen von der Landes-CDU: "Wir fordern die sächsische CDU dazu auf, sich von Herrn Blechschmidt zu distanzieren. Die Landesregierung muss sicherstellen, dass in Sachsen Lesben und Schwule selbstbestimmt, offen und diskriminierungsfrei leben können." Sachsen ist das Schlusslicht aller Bundesländer bei der Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben – so hat es die schwarz-gelbe Regierung abgelehnt, Homosexuelle im Landesrecht gleichzustellen (queer.de berichtete). In den 15 anderen Bundesländern ist die Gleichbehandlung inzwischen beschlossen worden.
Die Veranstalter sind Teil der Ex-Gay-Bewegung, die vor allem in den USA gut organisiert ist. In den US-Medien steht die Ex-Gay-Bewegung in den letzten Monaten in der Kritik, weil sie für eine Selbstmordwelle von schwulen Schülern und Studenten mitverantwortlich gemacht werden. Sie würden für eine homophobe Atmosphäre sorgen, in der Jugendlichen ein Coming-out unmöglich gemacht werde, kritisieren Psychologen und schwul-lesbische Aktivisten. (dk)