Netto betreibt rund 200 Filialen in Polen
Ein Gericht im Westen Polens hat einen Supermarkt der Kette "Netto" wegen Diskriminierung eines schwulen Mitarbeiters verurteilt.
Wie "Polskie Radio" berichtet, muss der Netto-Markt in Slubice an der Grenze zu Deutschland dem 44-jährigen Kassen-Mitarbeiter Ireneusz Muzalski 18.000 Zloty (4.400 Euro) Schmerzensgeld bezahlen. Das entspricht zwölf Monatseinkommen. Außerdem muss die Kette dem Kläger die Gerichtskosten erstatten. Muzalski hatte geklagt, nachdem er von seinem Chef zunächst homophob beleidigt und schließlich entlassen worden ist.
"Er hat mich eine Schlampe und eine männliche Hure vor anderen Mitarbeitern und Kunden genannt", erklärte Muzalski vor dem Verfahren gegenüber der Zeitung "Gazeta Wyborcza". Auch die Beschimpfung "fettes Schwein" sei üblich gewesen. "Er hat gefragt, wie es möglich ist, dass die Firma eine solche Schwuchtel eingestellt hat". Während des Verfahrens haben Kollegen ausgesagt, dass der 44-Jährige ein guter Mitarbeiter gewesen sei, aber ständig von seinem Chef gehänselt wurde. Der Richter erklärte, das Urteil solle eine Warnung an andere Arbeitgeber sein, die Mitarbeiter diskriminierten.
Ireneusz Muzalski wurde wegen seiner Homosexualität gefeuert
In Polen gibt es seit 2003 ein Antidiskriminierungsgesetz, das im Arbeitsrecht auch das Merkmal "sexuelle Ausrichtung" einschließt. Damit setzte das osteuropäische Land eine EU-Richtlinie um. Beim Zugang zu Dienstleistungen dürfen Schwule und Lesben jedoch – im Unterschied zu Deutschland – nach wie vor benachteiligt werden.
Die Bürgerrechtlerin Monika Wieczorek von der "Polnischen Gesellschaft für das Antidiskriminierungsgesetz" begrüßte das Urteil als "bedeutend". Im Land gebe es immer noch viel Diskriminierung gegenüber Homosexuellen, aber nur die wenigsten Menschen würden es wagen, ihr Recht einzuklagen. Außerdem würden die Gerichte nur in wenigen Fällen zugunsten des Klägers entscheiden.
Netto ist eine dänische Supermarktkette, die auch in Schweden, Polen und Norddeutschland Filialen unterhält. Sie hat aber keine direkten Verbindungen zur größeren Kette "Netto Marken-Discount", die in Deutschland verbreiteter ist. (dk)