Symbolbild: Eine Frisör-Schere in Regenbogenfarben
In England ist ein 26-jähriger schwuler Frisör am Dienstag zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden, nachdem er mit einer Haarschere auf einen Mann eingestochen hatte, der ihn homophob beleidigt hatte.
Lee H. aus Essex saß Medienberichten zufolge angetrunken auf einer Bank im Bahnhof von Basildon, als sich eine ebenfalls angetrunkene Gruppe von drei Männern lautstark näherte – die Männer kamen von einem Fußballspiel und feierten, dass einer von ihnen kurz zuvor erfahren hatte, dass er Vater werden würde.
Nachdem der Frisör die Gruppe aufforderte, ruhig zu sein, kam es zu einer Streiterei, in deren Verlauf er nach eigener Aussage von einem der Männer homophob beleidigt wurde. Er nahm darauf eine Arbeitsschere aus seiner Tasche und stach dem Mann in den Bereich der rechten Schulter.
Mildernde Umstände, aber keine Rechtfertigung
Der Richter hielt es für glaubhaft, dass H. beleidigt wurde. Als Frisör sei er auch berechtigt gewesen, eine Schere in der Öffentlichkeit zu tragen; in Großbritannien ist das Mitführen bestimmter Messer und Scheren in der Regel verboten. Der Richter sah auch mildernde Umstände: Der 26-Jährige sei in seiner Jugend gemobbt worden und habe am Tatabend bereits eine Auseinandersetzung mit einem Ex-Partner gehabt, der ihn in der Zeit seiner Beziehung Gewalt angetan habe.
Das sei aber keine Rechtfertigung für die Tat, bei der das Opfer eine 4-Zentimeter tiefe Schnittverletzung erlitt, die mit fünf Stichen genäht werden musste. Der Richter erkannte auch keine Notwehrsituation: Wie Aufnahmen einer Videokamera zeigten, hatten die Männer den Frisör weder körperlich bedroht noch angegriffen, vielmehr hatte sich H. ihnen immer wieder genähert. Er hätte sich von der Gruppe entfernen und etwa die Polizei rufen können, sagte der Richter. Der wegen Diebstahls vorbestrafte Mann hatte sich zu der Tat schuldig bekannt. (cw)