In Deutschland dürfen Schwule generell kein Blut spenden, unabhängig von ihrem Sexualverhalten (Bild: Latente / flickr / by-sa 2.0)
Die NRW-Regierungsfraktionen von SPD und Grünen bringen diese Woche einen Antrag in den Düsseldorfer Landtag ein, der das Ende des generellen Blutspendeverbots für Schwule fordert.
Das Thema wird am Donnerstag im Landesparlament behandelt. Die Antragsteller erklärten, dass der Ausschluss aller männlichen Homosexuellen Menschen "aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert". Zwar ließe sich aus Daten des Robert-Koch-Instituts ableiten, dass "HIV-Neuinfektionen bei MSM (Männer, die Sex mit Männern haben, Red.) im Vergleich zu heterosexuellen Männern ca. 100fach häufiger sind". Allerdings sei das generelle Verbot eine unfaire "Pauschalverurteilung". So werde bei Homosexuellen Promiskuität "generell vorausgesetzt" und monogame Partnerschaften würden für nicht denkbar gehalten. "Dabei leben rund die Hälfte aller homo- bzw. bisexuellen Männer in einer festen Partnerschaft ohne ständig wechselnde Sexpartner", heißt es in dem Antrag. Es sei daher besser, nach dem Risikoverhalten von Homo-, Bi- und Heterosexuellen zu fragen, anstatt die sexuelle Orientierung als Ausschlusskriterium zu nutzen.
Zwar wird das Blut aller Blutspender stets auf sexuell übertragbare Krankheiten getestet. Weil in den ersten Tagen nach einer HIV-Infektion selbst modernste Bluttests die Viren nicht nachweisen können, werden Schwule als Risikogruppe generell ausgeschlossen. Von 2000 bis 2010 sind in Deutschland fünf HIV-Infektionen durch Blutprodukte aufgetreten. Davon sind zwei auf Männer zurückzuführen, die sexuellen Kontakt mit Männern hatten. Das Risiko, sich bei einer Bluttransfusion mit HIV anzustecken, beträgt dem Antrag zufolge eins zu 4,3 Millionen.
Blutspendedienst sieht keine Diskriminierung
Der Blutspendedienst West reagierte nach einer dpa-Anfrage zurückhaltend auf die Forderung von SPD und Grünen. So habe die Sicherheit oberste Priorität, erklärte Sprecher Heinz Kapschak. Es würden außerdem nicht nur Schwule, sondern auch andere Personengruppen generell ausgeschlossen. Dazu gehörten etwa Menschen, die zwischen 1980 und 1996 länger als sechs Monate in Großbritannien oder Nordirland aufgehalten hätten. Grund ist in diesem Fall die mögliche Übertragung der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ("Rinderwahnsinn").
In den meisten anderen Ländern sind ebenfalls Schwule vom Blutspenden ausgenommen. So darf in den USA ein Mann nicht Blut spenden, wenn er in den letzten 35(!) Jahren mindestens ein Mal Sex mit einem Mann gehabt hat. In manchen Ländern gibt es aber Bewegung: So dürfen in Großbritannien Männer Blut spenden, die ein Jahr lang keusch gelebt haben (queer.de berichtete). Zuletzt hat das argentinische Parlament beschlossen, niemanden wegen seiner sexuellen Orientierung vom Blutspenden auszuschließen (queer.de berichtete). Dies verstößt nach Ansicht der Abgeordneten gegen den in der Verfassung verankerten Gleichbehandlungsgrundsatz. (dk)
Jeder hier weiss, dass das nicht stimmt!
9 von 10 schwulen Partnerschaften sind "offen".