David Phan nahm sich vor den Augen seiner Mitschüler das Leben
Im Mormonenstaat Utah hatten Lehrer bei einer Taschendurchsuchung ein Kondom bei einem 14-jährigen Schüler gefunden und ihn dafür offenbar suspendiert – einen Tag später erschoss er sich.
Die Bürgerrechtsorganisation ACLU hat sich beim Schulbezirk von Salt Lake City über den Umgang mit dem schwulen Schüler David Phan beschwert, der sich vor drei Wochen nach einer Suspendierung auf dem Schulgelände mit einer 22-Kaliber-Handfeuerwaffe das Leben genommen hat. Er lief mit der Pistole gegen 15 Uhr zu seiner Schule und schoss sich vor den Augen der Mitschüler in den Kopf. In den Wochen zuvor war er offenbar wegen seiner Homosexualität gemobbt worden. Er hatte erst wenige Monate zuvor sein Coming-out gehabt.
Bislang ist nach Angaben der "Salt Lake City Tribune" der Grund für die Suspendierung am 29. November nicht gegenüber den Eltern bekannt gegeben worden. Die Mutter des Schülers war an diesem Tag mittags in die Bennion Junior High School gerufen worden, der Schulleiter sagte ihr aber nicht, warum ihr Sohn zu Hause bleiben sollte. Sie glaubt, dass die Lehrer ihr Englisch für zu schlecht hielten und sie deshalb ohne Erklärung fortschickten. Bislang wurde nur bekannt, dass ein Lehrer nach einem Streit den Rucksack von David durchsucht und ein Kondom gefunden hatte. Es ist aber nicht klar, ob das der einzige Grund für den Schulverweis gewesen ist.
Vertrauliche Informationen geleakt
Am Tag nach dem Selbstmord veröffentlichte der Schulbezirk zudem vertrauliche Informationen über den Schüler. So behauptete der Bezirk, dass der Schüler gemobbt worden sei, in Beratungsgesprächen aber stets das Gegenteil behauptet habe. Außerdem warf die Schule dem 14-Jährigen vor, psychisch instabil gewesen zu sein. "Mit diesen Leaks will die Schule offenbar die Familie des Kindes verleumden, um nicht auf Fragen nach Mobbing in der Schule antworten zu müssen", erklärte die ACLU in einem offenen Brief an die Schule.
Davids Vater und Mutter erklärten, sie machten den Fall öffentlich, damit andere Kinder nicht das selbe Schicksal erleiden müssen: "Wir wollen nicht vor Gericht ziehen, sondern herausfinden, was passiert ist", so der Vater des verstorbenen Teenagers. Die Familie hofft nun, dass weitere Schritte unternommen, um homosexuellen Jugendlichen aus Migrantenfamilien zu helfen, weil sie einer doppelten Diskriminierung ausgesetzt seien.
Utah hat in der Vergangenheit mit homofeindlichen Gesetzen von sich reden gemacht: Das Parlament des Bundesstaates hatte etwa Anfang des Jahres ein Gesetz beschlossen, das jegliches Gespräch über Homosexualität an öffentlichen Schulen verbietet (queer.de berichtete). Das Gesetz scheiterte jedoch am Veto von Gouverneur Gary Herbert. (dk)