Entschuldigt sich indirekt für seine Verfassungsklagen gegen die Homo-Ehe: Günther Beckstein
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Im "Süddeutsche Zeitung Magazin" nennt der frühere bayerische Ministerpräsident die Diskriminierung von Schwulen und Lesben eine "schlimme Verirrung".
Es war keine klare Antwort, aber doch eine große Überraschung, wie Günther Beckstein auf die Frage des "Süddeutsche Zeitung Magazins" reagierte. "Sind Sie für die Homoehe, Herr Beckstein?", fragte das Blatt den CSU-Politiker und ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten in einem Doppelinterview mit der Grünen-Chefin Claudia Roth. Die Antwort des 69-Jährigen: "Ich war einer derjenigen, die nach Karlsruhe gegangen sind. Heute weiß ich: Die systematische Diskriminierung der Homosexuellen war eine schlimme Verirrung."
Als bayerischer Innenminister hatte Beckstein gleich dreimal vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die von Rot-Grün eingeführten Eingetragenen Lebenspartnerschaften geklagt – die Staatsregierung sah den Schutz des Grundgesetzes für Ehe und Familie in Gefahr. Eine erste Verfassungsbeschwerde, die sich gegen das Gesetz insgesamt richtete, scheiterte 2002 in Karlsruhe wie ein Jahr zuvor bereits der Versuch, das Gesetz vorläufig zu stoppen. Eine 2005 eingereichte Klage gegen die später eingeführte Stiefkindadoption für homosexuelle Paare zog die Landesregierung vier Jahre später zurück. In dem Normenkontrollantrag hatte Bayern u.a. argumentiert, dass dies der "Natürlichkeit" widerspreche.
Noch 2011 war Beckstein gegen homosexuelle Pfarrer
Ein LGBT-Aktivist wurde Beckstein mit dem Rückzug der ohnehin aussichtslosen Klage jedoch noch lange nicht: Noch im Januar 2011 hatte er sich als Mitglied des Präsidiums der Evangelischen Kirche in Deutschland gegen offen schwule und lesbische Pfarrer ausgesprochen (queer.de berichtete). "Die Bibel verurteilt praktizierte Homosexualität ohne Ausnahme", erklärte der 67-jährige damals in der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Daher sei es für ihn "schwierig, dass in evangelischen Pfarrhäusern homosexuelle Partnerschaften gelebt werden."
Woher kommt nun der Meinungswandel und die indirekte Entschuldigung des ehemaligen Ministerpräsidenten? Anlass des Doppel-Interviews im "Süddeutsche Zeitung Magazins" war die enge Freundschaft zwischen Beckstein und der Grünen-Chefin Claudia Roth – bereits seit 2005 sind die beiden Politiker per du. Die Frage, ob die grüne Schwulenmutti dem Günther ins Gewissen geredet hat, hat das Magazin leider nicht gestellt.
Günther Beckstein war von 1993 bis 2007 bayerischer Innenminister und danach ein Jahr lang Ministerpräsident des Freistaates. Seit 1996 ist er berufenes Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche in Bayern. 2009 kandidierte er für das Amt des Präses der EKD-Synode, unterlag jedoch gegen die heutige Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt. Er wurde daraufhin zum Vizepräses gewählt. Außerdem ist er Kuratoriumsmitglied bei der evangelischen Organisation ProChrist, die in regelmäßigen Abständen Werbeveranstaltungen für das Christentum organisiert. Die Gruppe stand in der Vergangenheit in der Kritik, weil sie homofeindliche Positionen vertritt (queer.de berichtete). (cw)
Aber das macht natürlich nicht ungeschehen, was er Jahrzehnte lang in dieser Frage angerichtet hat.
Wenn er es wirklich ernst meint, sollte er jetzt offen die VOLLE Gleichstellung (inkl. Art. 3 GG, Eheöffnung und Adoptionsrecht) fordern und nicht nur die Ablehnung der eingetragenen Partnerschaft als Fehler bezeichnen.