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- 26. Dezember 2012 3 Min.

Vincent Nichols griff die Pläne der Regierung zu Weihnachten direkt zweimal an: erst in einer Predigt, dann in der BBC
Bild: Wiki Commons / James Bradley / CC-BY-2.0
Mehrere römisch-katholische Bischöfe haben sich zu Weihnachten gegen die von der konservativen Regierung geplante Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in England und Wales ausgesprochen. Sie schreckten dabei nicht vor Vergleichen mit dem Kampf gegen die Nazis und gegen den von George Orwell beschriebenen Totalitarismus zurück.
So sagte der Erzbischof von Westminster, Vincent Nichols, der BBC, die Pläne der Regierung seien geradezu undemokratisch: "Es gab keine Ankündigung in den Wahlprogrammen der Parteien, keinen Entwurf und keine Ankündigung in der Ansprache der Königin vor dem Parlament. Und nun stehen wir vor der Verabschiedung eines wesentlichen Gesetzes."
"Von einem demokratischen Standpunkt aus gesehen, ist das ein Durcheinander ('shambles')", so Nichols. "George Orwell wäre stolz auf dieses Manöver. Ich denke, dieser gesamte Vorgang ist chaotisch." Der ranghöchste Bischof der römisch-katholischen Kirche in England und Wales hatte zuvor in seiner Weihnachtspredigt die Pläne der Regierung kritisiert.
Die "Liebe von Ehemann und Frau, die neues Leben erschafft", sei die geteilte Liebe Gottes, hatte der Bischof da gesagt. Es gebe aber Ausdrücke von Sexualität außerhalb der Ehe. "Selbst Regierungen promoten fälschlicherweise solche Arten von sexueller Intimität als objektiv zu billigende und selbst unter den Jungen zu ermutigende."
Dunkle Zukunftsschatten wie zur Nazi-Zeit

Der Bischof von Shrewsbury sieht dunkle Schatten zwischen all dem Glanz (Bild: Catholic Church of England and Wales)
Der Bischof von Shrewsbury, Mark Davies, ging in einer vorab veröffentlichten Weihnachtspredigt noch weiter: "Vergangene Generationen haben sich in dieser Kathedrale in der Heiligen Nacht versammelt unter vielen Schatten, die ihre Zukunft zu verdunkeln schienen. Wir denken an die Ideologien des letzten Jahrhunderts, Kommunismus und Nazismus, die drohten, die ganze Zukunft der Menschheit zu prägen und zu zerstören."
Diese Ideologien hätten im Namen des Fortschritts das "Verständnis über die Heiligkeit des menschlichen Lebens und der Familie" herausgefordert. Winston Churchill habe in "diesem tödlichen Kampf nichts anderes als die Verteidigung der Christlichen Zivilisation" gesehen.
Dieses Weihnachtsfest sei man sich nun "bewusst von neuen Schatten, geworfen von einer Regierung, die zu ihrer Wahl noch versprochen hat, die Institution der Ehe zu unterstützen", so Davies weiter. "Der Premierminister hat sich entschieden, ohne Mandat und ohne ernsthafte Beratung, die Identität der Ehe neu zu definieren, das Fundament der Familie für alle zukünftigen Generationen."
In den letzten Monaten hatten bereits schottische Bischöfe mit teils heftigen Ausfällen die Pläne der regionalen Regierung zur Öffnung der Ehe kritisiert. Wenn Homosexuelle heiraten dürften, müsste man auch Inzest legalisieren, erklärte etwa ein Bischof (queer.de berichtete).
Das letzte Wort zum Thema hatte in Großbritannien aber nicht die Kirche, sondern eine andere Institution, die vielleicht auch mehr Einfluss hat: In einem Weihnachtsspecial der BBC-Serie "Doctor Who" spielte (erneut) ein gleichgeschlechtliches Frauenpaar aus einer Erdbewohnerin und einer Außerirdischen mit. Auf die "unmoralische" Beziehung angesprochen (die Folge spielt 1842) sagte eine der Frauen, man sei verheiratet.
Auch Bischof in Kamerun gegen Homo-Ehe

Bischof Victor Tonye Bakot sieht in der Homo-Ehe ein Verbrechen
Der Widerstand der katholischen Kirche geht allerdings weiter, und das international. Papst Benedikt XVI. selbst hatte dem Kampf gegen die Homo-Ehe in den letzten Tagen in zwei Reden breiten Raum eingeräumt und sie unter anderem als "schwere Verletzung der Gerechtigkeit und des Friedens" (queer.de berichtete) und "Manipulation der Natur" (queer.de berichtete) bezeichnet.
So haben wohl viele Bischöfe Weihnachtspredigten genutzt, um ihre Sicht auf die Ehe zu verteidigen. Bekannt wurde die Aussage des Erzbischofs von Yaounde in Kamerun, der die Homo-Ehe als "ernstes Verbrechen gegen die Menschheit bezeichnete."
"Wir müssen zum Kampf aufstehen mit all unserer Energie", so Victor Tonye Bakot, einer der ranghöchsten Bischöfe des Landes, in dem Homosexualität von Männern wie Frauen bereits strafbar ist und Betroffene auch tatsächlich verfolgt und inhaftiert werden.















Oder wollen sie doch nur wieder mal ihren diktatorischen Machtansprach durchsetzen und von ihren eigenen Verbrechen ablenken?!