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Politische Einmischung gefordert
Englands Bischöfe verstärken Kampf gegen Ehe-Öffnung
- 31. Dezember 2012 3 Min.

Bigmouth strikes again: Nach seiner Weihnachtspredigt und einem BBC-Interview hat sich der Erzbischof von Westminister auch in einer Predigt am Wochenende gegen die Ehe-Öffnung ausgesprochen.
Bild: Wiki Commons / James Bradley / CC-BY-2.0
Die katholische Kirche in England und Wales macht weiter mobil gegen die geplante zivilrechtliche Öffnung der Ehe gür gleichgeschlechtliche Paare.
In einer Predigt forderte der Bischof von Westminster, Vincent Nichols, die Gläubigen am Sonntag direkt auf, an ihre Parlamentsabgeordneten zu schreiben. Diese sollten "der geplanten Neudefinition der Ehe mit all ihren Konsequenzen widerstehen", so der ranghöchste Vertreter der katholischen Kirche in England.
Im ausschließlich direkt gewählten Parlament Großbritanniens nehmen Abgeordnete die Sorgen und Wünsche der Bürger ihres Wahlkreises in der Regel ernst. Die Bedenken treffen zudem einen Nerv in der konservativen Partei: Viele Abgeordnete sind mit dem überraschenden Kurs ihres Premierministers David Cameron, der die Homo-Ehe ein konservatives Anliegen nannte, nicht zufrieden.
Ehe-Öffnung gegen Gottes Willen
Zum "Fest der Heiligen Familie" sagte Nichols, die Ehe-Öffnung habe "Konsequenzen vor allem in der Schule und der Frage, was Kindern über die wahre Natur der Ehe unterrichtet werde". Die Parlamentsabgeordneten sollten "die Beziehung zwischen Mann und Frau als wichtiges Element der Vision der Familie" verteidigen statt ändern, so der Bischof weiter. Es gehe um das "Beibehalten der Bedeutung der Ehe im Zivilrecht".
Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales sagte in der Predigt, für Christen sei es nicht immer einfach, den Willen Gottes zu verstehen. Es gebe einen langen Weg, um richtig einzuschätzen, "was Gott wirklich will. Bei diesem Weg sind die Kirche und ihre Lehre ein sicherer Führer, nicht zuletzt in der Frage von Beziehungen."
Die Ehe "zwischen Ehemann und Frau" sei "das Herz der Familie", so Nichols. Der Bischof betonte die "Wichtigkeit einer klaren Vision von Ehe und Familie, die auf der menschlichen Natur basiert." Diese Vision der Familie habe ihre Wurzel "in einer natürlichen Beziehung, gesegnet von Gott."
Konsequenzen für die Kinder

Der Bischof von Birmingham sorgt sich um die Kinder
In einem Brief an die Gemeinden warnte auch der Bischof von Birmingham, Bernard Longley, vor den Plänen der Regierung: Diese könne die "ganzen Konsequenzen, für die beteiligten Kinder und für die breite Gesellschaft, nicht absehen, die Konsequenzen, bei zwei Müttern ohne den Einfluss eines Vaters aufzuwachsen oder bei zwei Vätern ohne den Einfluss einer Mutter."
"Wir lernen erst über Vielfalt und erwerben einen Respekt für Unterschiedlichkeit dadurch, dass sich unsere Eltern [als Mann und Frau] ergänzen", so der Bischof, der zugleich die Leistungen von Alleinerziehenden unterstrich. "In einer Zeit, in der die christliche Lehre über die Ehe von einer lautstarken Minderheit beschuldigt wird, der Zeit hinterherzuhinken, müssen wir geduldig und höflich darauf bestehen, dass die Weisheit Gottes eine gute Nachricht für jedes Zeitalter und für alle Menschen ist."
Bereits in ihren Weihnachtspredigten hatten mehrere katholische Bischöfe Front gegen die Ehe-Öffnung gemacht (queer.de berichtete). Vincent Nichols fühlte sich an George Orwell erinnert, der Bischof von Shrewsbury sprach von dunklen Schatten wie einst durch Kommunismus und Nazismus.
Die katholische Kirche hat in den letzten Jahren auf der Insel an Zuspruch gewonnen, auch aufgrund des Zuzugs vieler Katholiken speziell aus Polen. Nach seiner Zeit als Premierminister ließ sich zudem Tony Blair umtaufen. Insgesamt identifizieren sich aber nur rund zehn Prozent der Bevölkerung mit der katholischen Kirche.
Auch in Schottland, wo die Regionalregierung eine eigene Ehe-Öffnung vorbereitet, hatten katholische Bischöfe teil heftig Kritik geübt. Wenn Homosexuelle heiraten dürften, müsste man auch Inzest legalisieren, erklärte etwa der Bischof der Aberdeen (queer.de berichtete). (nb)














