Bischof Gene Robinson sorgte für Wirbel in der angestaubten anglikanischen Kirche (Bild: @bastique / flickr / by-sa 2.0)
Mit seiner Wahl zum anglikanischen Bischof von New Hampshire sorgte Gene Robinson 2003 für einen Eklat: Homo-Hasser aus aller Welt wollten sich nicht mit einem Schwulen in diesem Amt abfinden, doch Robinson blieb. Nach rund einem Jahrzehnt geht er am Samstag in Rente.
Von Dennis Klein
"Ich glaube, die Kirche wird mehr und mehr so, wie sie Christus gerne haben würde – eine offene und einladende Gemeinschaft", sagte Robinson kurz nach seiner Wahl zum Bischof im queer.de-Interview. Der in seiner anglikanischen Landeskirche, der so genannten Episkopalkirche, äußerst populäre Theologe sorgte für eine der größten Krisen in der weltweit 80 Millionen Mitglieder zählenden Gemeinschaft, die sich zwar weitgehend mit weiblichen Theologinnen angefreundet hat, aber noch immer kritisch sexuelle Minderheiten als Sünder beäugt.
Robinson widmete sein ganzes Leben der anglikanischen Kirche, die im 16. Jahrhundert vom englischen König Heinrich XVI. gegründet wurde. Nach seinem Theologiestudium in New York City übernahm Robinson in den 70er Jahren einen Posten als Pfarrer. Damals war er noch mit einer Frau verheiratet, die zwei Töchter zur Welt brachte. Mitte der 80er Jahre kämpfte er dann mit seiner sexuellen Orientierung – und trennte sich nach langen Gesprächen von seiner Ehefrau, mit der er aber bis heute befreundet ist. 1988 zog er dann mit seinem neuen Partner Mark Andrew zusammen, mit dem er sich 2009 verpartnerte (queer.de berichtete). Die Lebenspartnerschaft wurde ein Jahr später automatisch in eine Ehe umgewandelt, als der Bundesstaat Schwule und Lesben im Eherecht gleichstellte. Trotz seiner sexuellen Ausrichtung ist der heute 65-Jährige in seinem jahrzehtelangen Dienst für die Kirche im homofreundlichen Neuengland immer weiter aufgestiegen, bis er gegen den Widerstand der britischen Mutterkirche zum Bischof gewählt wurde.
Robinson als "Krebsgeschwür" beschimpft
Insbesondere konservative Anglikaner in afrikanischen und asiatischen Ländern fühlten sich durch die Ernennung provoziert. So bezeichnete der Chef der anglikanischen Kirche in Nigeria die US-Landeskirche als "Krebsgeschwür", das aus der Gemeinschaft entfernt werden müsse. Mehrere amerikanische Gemeinden trennten sich aus Protest von der anglikanischen Kirche ab. Die Drohung einer vollständigen Kirchenspaltung wurde jedoch nie wahr gemacht – wohl auch, weil die "Church of England" alles tat, um die liberalen US-Anglikaner in die Schranken zu weisen. So wurde Robinson 2009 nicht zum alle zehn Jahre stattfindenden weltweiten Anglikanertreffen nach Südengland eingeladen – als erster Bischof seit 1867 (queer.de berichtete).
Heute ist Robinson froh, dass er der amerikanischen Kirche ein menschliches Antlitz verliehen und gezeigt hat, dass auch Homosexuelle willkommen sind. Sein Ziel war die Gleichstellung in der Kirche und in der Gesellschaft: "Mir wurde diese wunderbare Möglichkeit gegeben und es wäre egoistisch gewesen, wenn ich sie nicht genutzt hatte", sagte Robinson anlässlich seines bevorstehenden Ruhestandes der Nachrichtenagentur AP. "Es hat angefangen mit einer internationalen Kontroverse. Neun Jahre später werden aber schwule, lesbische und transsexuelle Gemeindemitglieder auf allen Ebenen der Landeskirche begrüßt, auch als Bischof".
Am Samstag wird der 65-Jährige seine letzte Aufgabe als Bischof erfüllen: Er wird seinen Nachfolger A. Robert Hirschfeld bei einer Zeremonie in der St.-Pauls-Kirche im Städtchen Concord das Amt übergeben. Aber ein geruhsames Renterleben will der Theologe noch nicht führen: Er wird als Teilzeitangestellter einer linksliberalen Expertenkommission Politiker beraten. Zunächst wird er aber – nach einem kurzen Urlaub mit seinem Ehemann in Kalifornien – bei der zweiten Amtseinführung seines Idols Barack Obama am 20. Januar in Washington erwartet.
Menschen wie der anglikanische Bischof Gene Robinson oder die lutherische Bischöfin Eva Brunne oder der lutherische Bischofskandidat Horst Gorski sind sehr wichtige Menschen im Bereich der LGBT-Bewegung. Es ist gut, dass Sie sich unermüdlich für die Liberalisierung Ihrer jeweiligen Kirchen eingesetzt haben und dafür gebührt Ihnen mein Dank.
Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von christlichen liberalen und mainline Kirchen weltweit, in denen offen verpartnerte/verheiratete Pfarrer und sogar Bischöfe Ihr Amt ausüben können, in denen es öffentliche Segnungsgottesdienste bzw. kirchliche Trauungen nach dem Gang zum Standesamt gibt, beispielsweise gibt es in der lutherischen Schwedischen Kirche von Bischöfin Eva Brunne reguläre kirchliche Trauungszeremonien und ebenso in der lutherischen Dänischen Kirche oder der protestantischen United Church in America.
Und wenn man vergleicht, welchen guten Weg die anglikanische Kirche von Robinson in den USA oder die lutherische Kirche von Eva Brunne in Schweden genommen hat, und wie negativ bis geradezu hetzend die Katholische Kirche von Ratzinger sich verhält, dann bin ich doch sehr froh, dass es Menschen wie den anglikanischen Bischof Gene Robinson gibt.
Irgendwie sogar beschämend als Deutscher, dass ausgerechnet einer der Hauptantreiber gegen die innerkirchliche Anerkennung homosexueller Paare mit Joseph Ratzinger ein Bayer ist.
Wenn man den anglikanischen Bischof Gene Robinson mit Joseph Ratzinger vergleicht, dann treffen da zwei sehr konträre christliche Theologen aufeinander.
Daher ein Dankeschön an Gene Robinson für seine unermüdliche Arbeit und sein Wirken.