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Verfolgung nicht bewiesen
Keine Gedenktafel für lesbische Frauen in Ravensbrück
- 04. Januar 2013 2 Min.

Das Krematorium des Konzentrationslagers (Bild: Wiki Commons / Norbert Radtke / CC-BY-SA-3.0 )
Ein alter Streit flammt wieder auf: Die KZ-Gedenkstätte in Ravensbrück will keine Gedenktafel für lesbische Frauen anbringen, weil deren systematische Verfolgung durch die Nazis nicht nachgewiesen sei.
Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten hat den Antrag auf Anbringung einer Tafel zur Erinnerung an alle lesbischen Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück nach einer langen Debatte abgewiesen. Die Gruppe Schwule und Lesben in der Uckermark (UM Queer), das Lesbenarchiv Spinnboden und der LSVD Berlin-Brandenburg wollten mit einer Erinnerungsstätte im größten Frauen-Konzentrationslager des Deutschen Reiches darauf aufmerksam machen, dass Lesben von den Nationalsozialisten als "Asoziale" verfolgt wurden.
Nach Ansicht der Stiftung sei bislang jedoch kein einziger Fall nachweisbar, dass eine von gesellschaftlicher Ächtung wegen homosexuellen Verhaltens bedrohte Frau aufgrund ihrer sexuellen Identität im KZ Ravensbrück inhaftiert worden war. Auch gebe es keine überzeugenden Beweise dafür, dass Lesben unter einem anderem Vorwand verhaftet und in das Konzentrationslager verschleppt worden seien.
Der Lesben- und Schwulenverband erklärte, dass die Verfolgung von Lesben im Dritten Reich in der Wissenschaft stiefmütterlich behandelt worden sei: "Der Diskussionsstand innerhalb der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten zeigt, dass die Lebenssituation lesbischer Frauen im Nationalsozialismus bisher zu wenig erforscht ist", sagte Katrin Wolf, Vorstandsmitglied des LSVD Berlin-Brandenburg. Der Verband setze sich dafür ein, dass die "Lebensverhältnisse von lesbischen Frauen in der historischen Aufarbeitung" zukünftig wie die Verfolgung von Schwulen berücksichtigt und abgebildet werden solle.
Streit um Lesbenverfolgung im Dritten Reich
Die Frage der Berücksichtigung von lesbischen NS-Opfern sorgte bereits nach der Eröffnung des Homo-Mahnmals in Berlin für Streit. Insbesondere die Frauenzeitschrift "Emma" kritisierte vor sechs Jahren die angebliche Ausgrenzung von Lesben, weil im ursprünglichen Entwurf nur ein kurzer Film mit einem Kuss von zwei Männern gezeigt werden sollte (queer.de berichtete). Schwulenaktivisten verwiesen aber darauf, dass der 1935 verschärfte Paragraf 175 nur für Männer gegolten hatte. Demnach konnte schon ein lüsterner Blick zur Strafverfolgung führen, die in der Kastration oder im Konzentrationslager enden konnte. Gegen Lesben gab es im Dritten Reich jedoch formal keine Gesetze. Lesbische Aktivistinnen argumentierten , dass die Verfolgung von homosexuellen Frauen auch ohne ein ausdrückliches Gesetz stattgefunden habe.
In einem Offenen Brief warnten im Jahr 2010 rund zwei Dutzend Unterzeichner, darunter auch die Gedenkstätte in Ravensbrück, dass eine Veränderung des Homo-Mahnmals die Geschichte verfälschen könnte (queer.de berichtete). Dennoch wurde das Video Anfang 2012 geändert (queer.de berichtete). (dk)















irgendwie geht mir der Minderwertigkeitskomplex mancher Lesben auf den Sack.
Ich hätte jedes Verständnis dafür, entsprechende Gedenktafeln aufzuhängen, wenn denn nachweislich eine Verfolgung stattgefunden hat. Dies scheint aber nach bisherigen Erkenntnissen nicht der Fall zu sein.
Und fehlende Nachweise auf mangelnde geschichtliche Verfolgung zu schieben, finde ich arg einfach argumentiert. Na dann recherchiert doch! Findet wissenschaftlich statthafte Belege und wir reden weiter. Aber so macht man sich lächerlich und verliert Gewicht bei wirklich wichtigen Diskussionen und Problemen.
Insofern finde ich es schon arg traurig, wenn sich der LSVD bei jedem Hauch potentieller Diskriminierung vor den Karren spannen lässt. Etwas mehr Selbstkritik, bevor man Diskussionen unterstützt sollte doch wohl kein Problem sein.