Die Washington National Cathedral wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und ist die zweitgrößte Kirche der Vereinigten Staaten.
In der Washington National Cathedral, der sechstgrößten Kathedrale der Welt, können in Kürze auch gleichgeschlechtliche Paare ihre Eheschließung im kirchlichen Rahmen feiern.
Die anglikanische Kirche in den USA hat bereits im vergangenen Jahr einen Ritus für gleichgeschlechtliche Eheschließungen zugelassen. Die National Cathedral, die vom US-Kongress den Titel "Nationales Haus des Gebetes" verliehen bekommen hat, heißt in Kürze heiratswillige Schwule und Lesben willkommen, berichtete die "Washington Post" am Mittwoch. Die US-Hauptstadt Washington, D.C. hat bereits 2009 die Ehe für Homo-Paare geöffnet (queer.de berichtete).
Die National Cathedral gehört zu den bedeutendsten Kirchen der Vereinigten Staaten. Dort wird etwa in gut einer Woche das offizielle Gebet anlässlich der zweiten Amtseinführung von Präsident Barack Obama stattfinden. Mehrere Präsidenten haben in den vergangenen Jahrzehnten in dieser Kirche ihre Amtszeit begonnen. Außerdem wurden hier die Gottesdienste nach dem Tod von Präsidenten abgehalten, etwa für Ronald Reagan und Gerald Ford.
Pfarrer: Gleichgeschlechtliche Eheschließung auch gut für Heteros
Der Hausherr der Kathedrale, Pfarrer Gary Hall, ist davon überzeugt, dass die Eheschließungen den Segen von ganz oben erhalten werden: "Ich lese die Bibel mit dem gleichen Ernst wie Fundamentalisten. Wenn ich die Bibel lese, will ich diesen Schritt tun, weil ich denke, dass es genau diese Gemeinschaft ist, die Jesus wollte", so Hall. Als öffentliche Kirche wolle seine Gemeinde etwas dafür tun, dass sich "die Gleichbehandlung im Eherecht in der Nation und in der Gesellschaft" durchsetzt. Der Pfarrer glaubt zudem, dass die gleichgeschlechtlichen Eheschließungen positive Auswirkungen auf die heterosexuelle Ehe habe, da der traditionelle Ritus noch immer an "Überbleibseln des Patriarchats" festhalte.
Die Episkopalkirche, wie sich die US-Anglikaner nennen, ist eine der fortschrittlichsten christlichen Gemeinschaften. Mit Gene Robinson hat sie vor einem Jahrzehnt den ersten schwulen Bischof gewählt, 2010 kam mit Mary Glasspool die erste lesbsiche Bischöfin hinzu. Die liberale Einstellung gegenüber Frauen und Homosexuellen ist in der anglikanischen Weltkirche, der 80 Millionen Mitglieder angehören, umstritten. Insbesondere afrikanische Anglikaner kritisieren Homosexualität als Sünde, selbst in England dürfen Frauen nicht Bischöfin werden. Immerhin hat die Church of England kürzlich zugelassen, dass schwule Männer in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft das Bischofsamt übernehmen dürfen – allerdings nur, wenn sie keinen Sex mit ihrem Partner haben (queer.de berichtete). (dk)