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- 18. Oktober 2004 4 Min.
Von Norbert Blech
Die Union hat eine ganz besonders engagierte Christin als Gutachterin für die Ausschussberatungen zur Homo-Ehe berufen. Ausgerechnet Christl R. Vonholdt vom sogenannten "Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft" darf darüber spekulieren, warum die Angleichung der Lebenspartnerschaft an die Ehe ein Problem sein könnte. Das Institut ist das sogenannte "Forschungszentrum" der "Offensive Junger Christen" (OJC).
"Verunsicherung der nächsten Generation"
Dem Magazin "Jesus.de" sagte sie, die Homo-Ehe sei "eine Entwertung der Ehe, dem Leitbild Ehe ist seine Einzigartigkeit genommen. Und das kann nur zu einer zusätzlichen Verwirrung und Verunsicherung in der nächsten Generation führen. Besonders in der Pubertät und im Jugendalter muss von einer hohen Plastizität der sexuellen Orientierung ausgegangen werden." Hier hätten Staat und Kirche eine Bildungsaufgabe, "die sie verfehlt, wenn sie Jugendlichen die Ehe zwischen Mann und Frau und die homosexuelle Partnerschaft als gleichwertige und gleich erstrebenswerte Leitbilder vor Augen stellt."
Ehe und Familie würden "weitere Finanzen zugunsten homosexueller Partnerschaften entzogen" werden, die Homo-Ehe sei eine "völlige De-Konstruktion und Neu-Definition von Familie". Zur Segnung von Homo-Paaren in einigen evangelischen Kirchen sagte sie "Jesus.de": "Nach jüdisch-christlicher Lehre sind Mann und Frau in einmaliger Weise aufeinander verwiesen und bilden erst gemeinsam den ganzen Menschen nach Gottes Ebenbild." Die Segnung homosexueller Partnerschaften verleugne diese Grundkonstante. Sie werde "weiter dafür kämpfen, daß die schlimme Entwertung des jüdisch-christlichen Menschenbildes, die durch die Segnung homosexueller Partnerschaften eingetreten ist, irgendwann wieder aufgehoben wird."
Im "Rheinischen Merkus" sagte Vonholdt in einem Interview, Homosexualität sei nicht angeboren. Sie habe vielmehr "mit frühkindlichen, tiefen emotionalen Verwundungen zu tun, mit chronischen Traumata". Man müsse sich diesen Gefühlen stellen, so könne man "auch den Weg zur Veränderung finden, denn mit Gefühlen und Vorstellungen kann man therapeutisch umgehen." Und Kinder seien bei Homo-Paaren nicht gut aufgehoben, denn es gebe "Hinweise in Studien, dass Kinder, die in homosexuellen Partnerschaften leben, häufiger als andere Kinder in ihrer geschlechtlichen Identität verunsichert sind und häufiger homosexuelle Erfahrungen machen." Studien zur guten Verträglichkeit von Homopaaren und Kindern seien hingegen "methodisch völlig unzureichend".
Homosexualität Zerstörung des eigenen Lebens
Dass Jugendlichen in Schulen "eine neue Landkarte in den Kopf gesetzt" werde, die Homosexualität als gleichberechtigt neben Heterosexualität setze, schaffe eine "tiefe Verunsicherung": "Jugendliche, so ist zu vermuten, werden deshalb experimentieren, um herauszufinden, was sie nun 'eigentlich' sind", so Vonholdt im "Rheinischen Merkur". Das führe zu "Identitätsverwirrung und in vielen Fällen zerstörtes Leben".
Paare in Homo-Ehen suchten "zutiefst eine Stillung emotionaler Bedürfnisse, die in der Kindheit ungestillt blieben. Wenn man es aus tiefenpsychologischer Sicht zusammenfasst, kann man sagen: Es geht um das ungestillte Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung durch den gleichgeschlechtlichen Elternteil", so Vonholdt. "Homosexuell empfindende Männer" seien in ihren "frühen männlichen Beziehungen (meist zum Vater) verletzt worden". "Sie tragen dieses tiefe Gefühl in sich, dass da eine Kluft ist zwischen ihnen und dem Vater, dass sie zur Männergemeinschaft nicht dazugehören. Dieses tiefe Verlangen nach Zugehörigkeit, nach emotionaler Verbundenheit mit der Männlichkeit und nach Anschluss wird erotisiert und sexualisiert."
Die "Unreife", der häufige Partnerwechsel sei bei Schwulen "sehr verbreitet". Gleichzeitig wären Homosexuelle vor allem krank: "Eine umfangreiche, repräsentative Studie aus Holland aus dem Jahr 2001 zeigt, dass Personen, die sich homosexuell oder bisexuell verhalten, deutlich häufiger an psychischen Erkrankungen leiden. Bei den Männern sind es vor allem Angststörungen und schwere Depressionen, bei den Frauen vor allem Medikamenten- und Alkoholabhängigkeit", so Vonholdt im Merkur.
Vonholdt ist auch Herausgerin der Web-Seite "Bündnis für Familie" und hat einen Beitrag für das Buch "Homo-Ehe : Nein zum Ja-Wort aus christlicher Sicht" verfasst, in dem auch der unverbesserliche CSU-Rechtsaussen Norbert Geis zu Wort kommt. Vonholdts Institut bietet laut der "Plattform Christ und Homosexualität" auch "Seelsorgedienste zur Unterstützung von Menschen, die Heilung im Bereich ihrer Sexualität und Identität suchen", sie arbeitet auch mit dem angeblichen Homoheil-Verein Wüstenstrom zusammen. Ihr Institut stellt angebliche Forschung gegen Homosexualität zusammen und vertreibt auch Broschüren zur Homo-"Heilung".
Manfred Bruns hält dagegen
Der federführende Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages befasst sich am Montag um 17.30 Uhr in einer öffentlichen Anhörung im Paul-Löbe-Haus mit den vorliegenden Gesetzentwürfen der Regierungskoalition und der FDP zu einer Ergänzung des Lebenspartnerschaftsgesetzes. Als Sachverständige kommt neben einigen echten Wissenschaftlern auch Manfred Bruns vom Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) zu Wort.
Das Zurückziehen der Union auf religiöse und soziale Argumente ist wohl auch eine indirekte Folge des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur Homo-Ehe. Die Richter hatten damals geurteilt, dass der Gesetzgeber ohne Konflikt mit der Verfassung Lebenspartnerschaften und Ehen gleichstellen kann. Danach wird kein Rechtsexperte mehr das Gegenteil behaupten.
Zum Weiterärgern:
Bulletins des OJC zur Sexualität, unter anderem mit Vonholdt-Beitrag zum Adoptionsrecht
OJC-Themenschwerpunkt Homosexualität
Vonholdt-Interview im Rheinischen Merkur
Vonholdt-Interview bei "jesus.de"
18. Oktober 2004, 15 Uhr









