Ohne Verhüterli ist im amerikanischen Porno-Mekka Anal-Sex vor der Kamera verboten
Porno-Produzenten sehen ihr Grundrecht auf freie Meinungsäußerung in Los Angeles verletzt, weil in der Filmmetropole Vollerotik-Filme nur noch mit Kondom gedreht werden dürfen.
Das Label Vivid Entertainment, das Hetero-, Bi- und schwule Pornos produziert, hat nach AP-Informationen vor einem Gericht in Los Angeles Verfassungsbeschwerde gegen die Kondompflicht in Pornoproduktionen eingelegt. Hintergrund: Im Bezirk Los Angeles hatte die Bevölkerung im November letzten Jahres bei einem Volksentscheid mit 56 Prozent der Stimmen einem Verbot von Bareback-Sex in Filmen zugestimmt. Wenige Monate zuvor hatte bereits der Stadtrat von Los Angeles mit neun zu eins Stimmen die Kondom-Pflicht beschlossen (queer.de berichtete).
Größter Befürworter des Safer-Sex-Gebots ist die lokale Gruppe Aids Healthcare Foundation, die bereits seit Jahren für die Kondom-Pflicht in heimischen XXX-Filmen wirbt. Damit sollen in erster Linie Darsteller geschützt werden, die Filme sollen aber auch Zuschauer zu Safer Sex ermuntern.
In der Vergangenheit gab es bereits mehrfach Drehpausen, nachdem sich Darsteller mit dem HI-Virus infiziert hatten. So stand die Industrie 2004 zwei Monate still, nachdem mehrere Pornodarsteller positiv getestet worden waren. Die kalifornische Gesundheitsbehörde hatte zwischen 2007 und 2011 Geldstrafen in Höhe von über 125.000 US-Dollar verhängt, weil Pornoproduzenten die bestehenden Richtlinien zum Gesundheitsschutz nicht einhielten.
Pornoindustrie: Selbstkontrolle ist genug
Nach Ansicht der Produzenten ist die Regulierung unverhältnismäßig und verfassungswidrig: "Ich kämpfe leidenschaftlich dafür, dieses Gesetz zu kippen. Ich denke, unsere Selbstkontrolle beim Testen klappt gut", sagte Vivid-Gründer Steven Hirsch. "Seit 2004 haben wir mehr als 300.000 Szenen gedreht und es gab keine einzige HIV-Übertragung. Das neue Gesetz ist daher sinnlos und gibt der Regierung eine Zensurmöglichkeit, was die amerikanische Verfassung nicht gestattet." Außerdem beklagte er, dass die Pornoproduzenten mit einer Zusatzabgabe die staatlichen Kontrolleure selbst finanzieren müssen. Mehrere Darsteller schlossen sich der Klage an.
Die große Mehrheit der amerikanischen Porno-Filme – schwul und hetero – wird im San Fernando Valley im Nordwesten von Los Angeles gedreht. Zwar ist Bareback in der etablierten US-Pornoszene bereits jetzt verpönt. Beispielsweise werden bei den jährlich vergebenen GayVN-Awards Filme automatisch disqualifiziert, bei denen keine Kondome verwendet werden. Auch Star-Regisseurin Chi Chi LaRue setzt sich seit Jahren aus Sorge um die Gesundheit der Darsteller für eine Kondom-Pflicht ein. Allerdings produzieren gerade kleine Pornofirmen gerne Bareback-Filme, da insbesondere in Europa eine große Nachfrage nach diesen Filmen besteht. Das zeigt auch eine Umfrage unter britischen Schwulen aus dem vergangenen Jahr: Laut dem Magazin "FM" konsumieren 96 Prozent der Schwulen Bareback-Filme (queer.de berichtete). (dk)