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Traum geplatzt
Russland: "Schwule" Fußballer haben Freundinnen
- 15. Januar 2013 3 Min.

Bilder wie diese hatten Alexander Kokorin (l.) und Pavel Mamaev von ihrem Miami-Urlaub verbreitet. Einige Medien sahen darin voreilig ein Coming-out.
Die beiden Fußballprofis Alexander Kokorin und Pavel Mamaev haben ihr vermeintliches Coming-out dementiert. Sie seien nur beste Freunde.
Von Norbert Blech
Es war wohl zu schön, um wahr zu sein: Zu Weihnachten waren plötzlich Berichte in der Welt, im russischen Fußball könnte es nicht nur das weltweit lang ersehnte Coming-out von Profi-Kickern gegeben haben, sondern gleich ein Liebespaar dazu.
Anlass für die Spekulationen waren Fotos von einem gemeinsamen Miami-Urlaub, die die Spieler Alexander Kokorin vom FK Dynamo Moskau und Pavel Mamaev vom ZSKA Moskau in sozialen Netzwerken verbreiteten. Man sah die Spieler, wie sich sich umarmen, sich küssen und gar eine Badewanne teilen. Zu einem Foto schrieb Kokorin: "Ich liebe ihn" (queer.de berichtete).
Danach haben die Spieler zu den "Flitterwochenbildern", so ein russisches Blog, lange geschwiegen. Erst am Dienstag ging Kokorin in der ersten Pressekonferenz seines Vereins nach der Urlaubspause auf Fragen nach den Fotos ein: "Ich kenne Pasha seit einer langen Zeit, seit seiner Schulzeit. Auf dem Feld waren wir Rivalen, aber wir wurden Freunde im echten Leben. Er ist wie mein Bruder."
Aber er habe doch ganz offensichtlich "Ich liebe ihn" geschrieben? "Ja, als Bruder." Auf die Frage, ob die Fußballer denn stattdessen Single seien, antwortete Kokorin, beide hätten Freundinnen. "Nebenbei: Die haben auch die Fotos von uns gemacht. Und wir haben sie fotografiert. Aber das nicht veröffentlicht."
Internationale Aufregung

Es hat lange gedauert, aber am Dienstag hat Alexander Kokorin etwas zu seinem Liebesleben erzählt
Kurz vor Weihnachten hatte das Portal sports.ru die Fotos als Bildergalerie veröffentlicht, einige andere Blogs und Medien griffen den Bericht auf, sprachen deutlicher von einer möglichen homosexuellen Beziehung und lobten oder kritisierten die Spieler dafür.
Es gab einige negative Kritiken in den Leser-Kommentaren und in sozialen Netzwerken, die Aufregung war aber bemerkenswert überschaubar – gerade in Russland, wo ein Fernsehsender auch schon einmal einen schwulen Kuss aus der TV-Serie "Glee" zensiert und Gesetze gegen Homo-Propaganda zwischen den Regionen hin- und hergereicht werden, ist das kein schlechtes Zeichen, auch für den Fußball weltweit.
So debattierte in der letzten Woche auch der rbb eine Stunde lang über das "erste schwule Outing im Profifußball". Dabei war die Sache längst nicht so klar: Die beiden Spieler schwiegen. In ihren öffentlichen Profilen auf Twitter oder der russischen Facebook-Variante vkontakte hatten sie zunächst nichts deutliches zu der Sache erklärt, trotz zahlreicher anderer Postings. Lediglich in einem Facebook-Profil Kokorins gab es Ende Dezember einen entsprechenden Eintrag, der aber nicht verifiziert werden konnte. Eurosport vermutete daraufhin sogar, die Spieler hätten ein Zeichen gegen hysterische Homophobie setzen wollen, egal, ob sie nun selbst schwul oder hetero seien.
Diskussion egal

Man wird Kokorin und Mamaev wohl auch in Zukunft als beste Freunde erleben
Bei der Pressekonferenz wurde Kokorin auch befragt, warum von den Jungs nichts zu hören war: "Die Gesellschaft hat sich auf eine Untersuchung der Bilder gestürzt. Ist dir die Diskussion bewusst?" Seine Antwort: "Es gab einiges zu lesen. Aber im großen und ganzen hat uns das nicht gekümmert. Warum sollten wir uns an einer Diskussion am anderen Ende der Welt beteiligen?"
Das ist eine bemerkenswert entspannte Haltung. In den letzten Tagen hatte es auch Gerüchte über einen Wechsel von Kokorin zu Zenit St. Petersburg gegeben (zu dem es wohl nicht kommen wird). Fans des Clubs hatten wenige Tage vor der Veröffentlichung der Fotos öffentlich gefordert, nur weiße und heterosexuelle Profis für den Verein spielen zu lassen (queer.de berichtete).

Natürlich haben die Freundinnen.
Aber ob echte oder als Alibi...das weiß man nicht.