Der 79-jährige Paul Biya ist seit 1982 Staatschef in Kamerun. Er lässt nicht nur Schwule und Lesben verfolgen, sondern auch politische Gegner und kritische Journalisten.
Amnesty International schlägt Alarm: Schwule und Lesben werden in Kamerun nicht nur Opfer von Lynchmorden, sondern werden systematisch vom Staat verfolgt.
In einem neuen Bericht beklagt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI), dass das Strafrechtssystem Kameruns nicht nur Jagd auf politische Gegner, Menschenrechtsaktivisten und Journalisten macht, sondern auch als "Waffe gegen Schwule, Lesben und Transgender" genutzt werde. Es gebe einen "auffallenden Anstieg" von Verhaftungen von mutmaßlichen Schwulen und Lesben, die im Gefängnis oft Folter ausgesetzt seien. Dabei dokumentierte AI neben Prügelattacken durch Gefängniswärter auch Anal-Untersuchungen, mit denen die Behörden schwulen Sex nachweisen wollten. Diese Praxis wurde bereits vor Jahrzehnten vom Weltärzteverband als Folter verurteilt.
"Es gibt keinerlei Rechtfertigung für diese illegale, entwürdigende Behandlung. Sie ist unethisch und muss sofort beendet werden", erklärte Godfrey Byaruhanga, der Autor des Berichtes. AI hat mehrere dutzend Fälle dokumentiert, allerdings liege die Dunkelziffer weit höher. Die Menschenrechtsorganisation beschuldigt außerdem Kameruns Präsident Paul Biya, politische Gegner gezielt verfolgen zu lassen.
Außerdem würden viele Morddrohungen gegen Mitglieder sexueller Minderheiten ausgesprochen. Amnesty glaubt, dass Mitarbeiter der Regierung für viele dieser Drohungen verantwortlich sind.
Fünf Jahre Haft für Homosexualität
In Kamerun steht auf gleichgeschlechtlichen Sex fünf Jahre Haft. Allerdings werden mehrfach Menschen verurteilt, bei denen aktive Homosexualität nur vermutet wird. In den letzten Wochen hat es immer wieder Berichte über Verhaftungen von mutmaßlichen Schwulen in Kamerun gegeben. So wurde vergangenes Jahr ein Mann zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil er einem anderen Mann per SMS seine Liebe gestanden hatte (queer.de berichtete). Zwei Männer waren sogar verurteilt worden, weil sie schwul aussahen und in einer Bar ein "schwules Getränk" (Bailey's Cremelikör) bestellt hatten. Ihre Verurteilung wurde zwar Anfang Januar aufgehoben, allerdings hatten sie zu diesem Zeitpunkt bereits ein Jahr im Gefängnis verbracht (queer.de berichtete).
Letztes Jahr hat der Libanon nach internationalen Protesten Anal-Zwangsuntersuchungen von mutmaßlichen Schwulen verboten (queer.de berichtete). (dk)