Ganz so harmonisch wie 2012 wird die Verleihung der Kompassnadel im Kölner Gürzenich nicht ablaufen. (Bild: CS, Cover Spiegel Archiv, Montage: queer)
Scharfe Kritik aus Berlin erntet das Schwule Netzwerk NRW für seine Entscheidung, dem Nachrichtenmagazin die Kompassnadel zu verleihen.
Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat sich die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) vom Vorhaben des Landesverbandes Schwules Netzwerk NRW distanziert, dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in diesem Jahr die Kompassnadel zu verleihen (queer.de berichtete). "Die DAH wird die Preisverleihung im Juli im Kölner Gürzenich in keinster Weise unterstützen", heißt es in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme.
Mit Entsetzen habe der Berliner Dachverband die Nachricht von der Auszeichnung zur Kenntnis genommen: "Wir erinnern an die unsägliche Berichterstattung des 'Spiegel' zu Zeiten des Höhepunktes der Aids-Krise, womit der Grundstein für die Stigmatisierung der Menschen mit HIV gelegt wurde. Betroffene haben bis heute unter den Folgen dieser Skandalisierung zu leiden."
DAH: Aids-Berichterstattung des "Spiegel" an der Grenze zur Hetze
Die Kompassnadel wanderte bereits durch zahlreiche prominente und verdiente Hände.
Die Artikel von Spiegel-Autor Hans Halter, so die DAH, seien für ihre Schärfe und an die Grenze der Hetze reichende Tendenz berüchtigt. Halter habe in regelmäßigen Abständen das Bild vom promisken Schwulen gezeichnet, der ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit seiner Triebbefriedigung nachkomme und so zur Bedrohung für die Gesellschaft würde. Die von der Bundesregierung geführte Lernstrategie der Aufklärung und Information habe im Zentrum seiner Kritik gestanden, Vertreter dieses Präventionskonzeptes seien diskreditiert worden.
"Dadurch wurden übelste Ressentiments gegen schwule Männer befördert." Der Deutschen Aids-Hilfe erschließe sich deshalb nicht, warum das Magazin mit dem Akzeptanzpreis eines Schwulenverbandes ausgezeichnet werden soll. "Zumal eine Entschuldigung oder ein Bedauern der Verantwortlichen bis heute aussteht."
Die seit 2001 vergebene Kompassnadel geht an Personen, die sich in besonderer Weise für die Emanzipation der LGBT-Community eingesetzt haben. Den Preis in diesem Jahr an das Medium zu vergeben, begründete der Vorstand des Landesverbandes mit der seit vielen Jahrzehnten prägenden Rolle des Blatts beim "gesellschaftlichen und politischen Diskurs zum Umgang mit homosexuellen Menschen." Netzwerkvorstand Steffen Schwab merkte aber auch die Fehler an, die man in der Redaktion begangen habe: "Der 'Spiegel' selbst steht für einen Lernprozess, an dessen Beginn mit dem Aufkommen von Aids in den 1980er Jahren ein durchaus nicht immer angemessener, auch anhaltend verletzender Umgang mit der hauptbetroffenen Gruppe der schwulen Männer stand."
Vor der DAH hatte bereits Frank Laubenburg, NRW-Landessprecher der Landesarbeitsgemeinschaft queer der Linkspartei die Auszeichung kritisiert: "Bis heute ist die Aids-Berichterstattung des 'Spiegel' immer wieder vor allem eins: unerträglich." Auch der schwule Blogger Steven Milverton sprach von einem "Kompassfehler". (cs)
Es war nicht der Spiegel, der auf dem Höhepunkt der AIDS-Krise diese Stigmatisierung gefördert hat. Das war ja wohl eher die BILD-Zeitung und die Medien des Axel-Springer Verlages; und auch die konservative FAZ hat da damals gern mitgemacht.
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Die Preisverleihung an Spiegel ist mehr als gut und berechtigt. Und seit vielen Jahren habe ich immer wieder gute Artikel zum Thema Homosexualität sowie zum Kampf um die staatliche Anerkennung homosexueller Paaare beim Spiegel lesen dürfen.
Gleiches gilt übrigens auch für die taz und die Frankfurter Rundschau sowie für die Zeitung Die Zeit, die ebenso mir positiv aufgefallen sind.
Meine Negativliste im Bereich der deutschen Zeitungen/Magazine lautet.
Platz 1: Die Bild
Platz 2: Die Rheinische Post
Platz 3:Die Welt /Welt am Sonntag
Platz 4: Die FAZ
Platz 5: Der Focus
Meine Positivliste der gedruckten/online Medien lautet:
Platz 1: Die Queer/Siegessäule/sonstige LGBT-Magazine wie Hinnerk, rik, exit, usw.
Platz 2: die taz
Platz 3: der Spiegel/Spiegel Online
Platz 4: die Frankfurter Rundschau
Platz 5: Kölner Stadt-Anzeiger und Berliner Zeitung
Platz 6: der Stern
Platz 7: Frankfurter Rundschau und Mitteldeutsche Zeitung
Platz 8: die WAZ
Platz 9: Der Tagesspiegel
Platz 10: Neue Osnabrücker Zeitung und weitere diverse regionale Zeitungen