Audrey Levin muss sich wegen sexueller Übergriffe auf wehrlose Patienten verantworten
Einst wollte Dr. Aubrey Levin im Apartheids-Südafrika schwule Soldaten mit Elektroschocks heterosexuell machen, in Kanada verübte er danach sexuelle Übergriffe auf Patienten. Dafür muss er jetzt ins Gefängnis.
Ein Gericht im kanadischen Calgary hat den 74-jährigen Psychiater Aubrey Levin in drei Fällen der sexuellen Nötigung von männlichen Patienten zu fünf Jahren Haft verurteilt. Richterin Donna Shelley erklärte, der Arzt habe "das Vertrauen der Patienten auf schreckliche Weise missbraucht". Die Opfer waren kanadische Häftlinge, die er als Gefängnisarzt zwangsbehandelt hatte.
Die Staatsanwaltschaft hatte acht Jahre Haft gefordert. Wegen des hohen Alters des Angeklagten und seines angeschlagenen Gesundheitszustandes reduzierte die Richterin die Strafe auf fünf Jahre. Die Verteidigung hatte argumentiert, dass Levin zu krank sei, um einen längere Haftstrafe anzutreten und wahrscheinlich im Gefängnis sterben würde. Sie forderte 60 bis 90 Tage Arrest, den er an Wochenenden absolvieren sollte.
Richterin Shelley argumentierte jedoch, dass die Schwere seiner Taten ein solch mildes Urteil nicht zulasse. Die Aufgabe des Psychiaters sei es gewesen, den Patienten, die nicht aus freiem Willen zu ihm gekommen seien, zu helfen. Statt dessen habe er ihnen weitere Probleme beschert. Er habe sich wie ein "Raubtier" verhalten.
Übergriff heimlich gefilmt
Levin war bis vor wenigen Jahren ein prominenter Professor der Universität von Calgary. 2010 hatte ein 36-jähriger Patient einen sexuellen Übergriff Levins heimlich gefilmt. Daraufhin wurde ihm die Zulassung entzogen und Anklage erhoben. Mehr als 30 mutmaßliche Opfer haben sich bei der Polizei gemeldet.
Der Psychiater war im Apartheids-Südafrika berüchtigt, bevor er 1995 nach Kanada auswanderte und sich dort einbürgern ließ: Während der Rassentrennung hatte er als Armeearzt in Militärkliniken und Umerziehungslagern gearbeitet. Damals zählte unter anderem zu seinen Aufgaben, schwule Soldaten von ihrer "abweichenden" sexuellen Orientierung zu "heilen". Er nutzte eine brutale Elektroschock-Therapie. Hier zeigte er den Patienten pornografische Bilder und fügte ihnen gleichzeitig Schmerzen zu. Viele Patienten erlitten bei der "Behandlung" bleibende Schäden. Seine Ruchlosigkeit brachte dem Mediziner den Spitznamen "Dr. Schock" ein. (dk)