Für uns ist es wie Weihnachten, wenn ein angeblich von seiner Homosexualität "geheilter" Ex-Gay-Aktivist rückfällig wird: Denn die Jungs predigen meist mit missionarischem Eifer, dass Homosexualität in die Hölle führt und machen so das Leben vieler Schwuler und Lesben zur Hölle, obwohl sie sich selbst selten an ihre hehren Ziele halten können – wie jetzt der amerikanische Ex-Gay-Blogger Matt Moore.
Die Bloggerin Zinnia Jones, die sich als "atheistische Aktivistin" bezeichnet, hat Moores Profil im schwulen Datingdienst "Grindr" veröffentlicht. Darin gibt "Matt" an, gerade nach New Orleans gezogen und derzeit Single zu sein. Am Montag bestätigte der "wiedergeborene Christ", dass es sich wirklich um sein Profil handele. In einem pathetischen Text geißelte er sich wegen seines "großen Ungehorsams" selbst:
Das Grindr-Profil gehört wirklich mir. Ich war dort einige Male online in den letzten paar Wochen. […] Es war falsch, dass ich auf Grindr war. Ich habe meine Einstellung zur Homosexualität, zur Bibel usw. nicht geändert.
Das Grindr-Profil zu erstellen war ein großer Ungehorsam von mir – Ungehorsam gegenüber Christus. Ungehorsam gegenüber einem liebenden und barmherzigen Gott. Dankenswerterweise glaube ich, dass Er mir vergeben wird für diesen Ungehorsam. Das Blut Christi reinigt mich von diesem Ungehorsam. Ich werde nie wieder auf Grindr sein – niemals.
Ich habe meinen Priester und die Kirchenleitung informiert, dass ich auf Grindr war, bevor das alles öffentlich wurde.
Moores Leben könnte seine Privatangelegenheit sein, wenn er nicht ein populärer Blogger wäre, der mit rechthaberischen Texten jungen Schwulen Angst einjagen will – Angst vor einem rachsüchtigen Gott, der jeden Mann ins ewige Fegefeuer schickt, der nicht schleunigst Frauen anmacht. Mit diesen Thesen wurde er zu einem der Starautoren der evangelikalen Zeitung "The Christian Post".
In ihr erzählt er etwa, wie schlimm der "homosexuelle Lebensstil" in Wirklichkeit sei: "Aus meiner Erfahrung von Gesprächen mit Menschen, die wegen ihrer Sexualität verwirrt sind oder ihre Homosexualität bereuen, weiß ich, dass 99,9 Prozent derjenigen, mit denen ich gesprochen habe, sexueller Gewalt oder Pornografie im Alter von vier bis sieben Jahren ausgesetzt waren." Zum Glück, so Moore, drehe es ihm jetzt den Magen um, wenn er "homosexuelle 'Beziehungen'" sieht. In seinem Blog hat er eine Antwort auf diese Probleme: "Jesus ist angenehmer als Pornografie". Ob er ihn auch auf Grindr gesucht hat?
Während junge schwule Katholiken sich wenig darum kümmern, was der Papst in Rom sagt, sind junge Schwule, die evangelikal sozialisiert wurden, ihrem Gewissen verpflichtet - und dem eigenen Gewissen kann man nicht weglaufen. Das führt dazu, dass es unter Schwulen, die evangelikal erzogen wurden, so viele gebrochene und seelisch verkümmerte Menschen, aber eben auch so viel Doppelmoral gibt, wofür dieser amerikanische "Ex-Gay" nur ein Beispiel ist.