Die B.Z. ist beim Wissen über HIV und Aids auf dem Stand der frühen 80er Jahre stehen geblieben (Bild: Screenshot bz-berlin.de)
Die Aids-Hilfe Berlin ist empört über einen Bericht der Boulevardzeitung B.Z., in dem suggeriert wird, dass Aids durch Spucken übertragen werden kann.
Die B.Z. hat am Dienstag einen Artikel mit der Überschrift "Polizei hat den Aids-Spucker, sucht Opfer" auf seiner Website veröffentlicht. Er bezieht sich auf eine Pressemitteilung der Bundespolizeidirektion Berlin vom Dienstag, in der das Opfer einer Spuckattacke gesucht wird. Die Bundespolizei geht davon aus, dass das Opfer sich mit einer ansteckenden Krankheit infiziert haben könnte.
Die Berliner Aids-Hilfe zeigte sich schockiert über die "derartige plumpe und diskriminierende Aufmachung", die zudem medizinisch falsch sei: "HIV lässt sich durch Anspucken nicht übertragen. Aids ist die Folge einer unbehandelten HIV-Infektion und kann daher von sich aus schon in keinem Fall übertragen werden", erklärte Ute Hiller, die Geschäftsführerin der Berliner Aids-Hilfe. "Es ist ein schwerer Schlag ins Gesicht von HIV-Positiven, dass die B.Z. mit ihrer reißerischen Überschrift längst überwunden geglaubte Bilder von HIV-Positiven oder an Aids erkrankten Menschen als Virenschleuder hervorholt." Mit dieser "unwahren Berichterstattung" vernichte die B.Z. jahrelange Aufklärungsarbeit zu Übertragungswegen und schüre eine unbegründete Angst und Panik unter der Allgemeinbevölkerung.
Bundespolizei: Info stammt nicht von uns
Nach Aussage der Bundespolizeidirektion Berlin wurden zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Pressemitteilung keine Angaben zu der tatsächlich vorliegenden Erkrankung gemacht. Zudem sei auch dort bekannt, dass HIV sich durch Anspucken nicht übertragen lasse.
Nach der Kritik der Aids-Hilfe hat die B.Z. den Artikel gegen 14 Uhr abgeändert. Jetzt schreibt die Zeitung, dass der Mann nicht an Aids, sondern an Hepatitis erkrankt sei. Die Überschrift lautet nun schlicht: "Polizei hat den Spucker, sucht Opfer".
Es gab bereits mehrfach Kritik an der Berichterstattung der B.Z. aus der Community. So zeigte sich der Lesben- und Schwulenverband 2010 entrüstet über die Berichterstattung der Zeitung des Axel-Springer-Verlags, weil Übergriffe auf Homosexuelle bagatellisiert worden seien (queer.de berichtete). (cw)
Daher wundert mich diese medizinische Falschmeldung in der B.Z. nicht weiter.