https://queer.de/?18515
Selbstfindung unter Mobbing
England: Junger Vater nimmt sich das Leben
- 08. Februar 2013 3 Min.

Mutter Denise (l.), Anthonys Freundin Charlotte und Tochter Lily auf einer Pressekonferenz im Dezember. Bereits damals wurde die LGBT-Community bei der Suche nach dem Jungen einbezogen. (Bild: BBC)
Der 16-Jährige soll jahrelang als schwul gemobbt worden sein, berichten jetzt britische Medien.
Wieder scheint homophobes Mobbing Leben zerstört haben: Wie britische Medien berichten, könnte sich in England ein 16-Jähriger das Leben genommen haben, weil er aufgrund seiner vermuteten Bisexualität gehänselt wurde und zugleich zu wenig emotionale Unterstützung und Begleitung fand. Besonders tragisch: Der Junge hinterlässt nicht nur seine Eltern und zwei Geschwister, sondern auch eine Tochter.
Anthony Stubbs aus Leyland in Lancashire war im November letzten Jahres auf dem Weg zum Haus seiner Freundin verschwunden. Erst am 14. Januar wurde seine Leiche von der Polizei in einem Waldstück gefunden. Wie seine Mutter nun britischen Medien erzählte, erhielt sein Abschiedsbrief keinen deutlichen Bezug auf das Mobbing, das sie für den Selbstmord verantwortlich macht. Aber den Hinweis, sein vierjähriger Bruder solle mit einer starken Persönlichkeit aufwachsen.
Als Anthony sich das Leben nahm, war er zwei Jahre lang mit der 18-jährigen Charlotte M. zusammen, Tochter Lily wurde im Sommer 2012 geboren. "Das Paar hatte es schwer", berichtet Anthonys 34-jährige Mutter Denise. "Charlotte wurde selbst gehänselt, Leute verhöhnten sie: 'Du gehst mit einer Schwuchtel aus.'"
Jahrelange Schikane

Anthony mit Tochter Lily (Bild: privat)
Vor allem ihr Sohn habe unter dem Mobbing gelitten, so die Mutter: "Anthony wurde durch Mädchen zwei Jahre lang schikaniert. Er wurde als 'gay boy' angeschrien, ins Gesicht geschlagen. Er kam mit einem zerissenen Pulli nach Hause und selbst sein Handy wurde ihm gestohlen."
Anthony habe noch nach seiner sexuellen Identität gesucht, berichtet die Mutter, die die drei Kinder, darunter eine 15-jährige Tochter, alleine aufzog, nachdem sich der Vater früh von der Familie entfernt hatte. "Aus meiner Sicht hatte er immer leicht campe Verhaltensweisen und ich hatte immer den Verdacht, er könnte schwul sein." Als sie ihn darauf ansprach, habe er gesagt, dass er Charlotte liebe, aber bisexuell sein könnte.
Seine Gefühle für das Mädchen schienen echt zu sein, berichtet die Mutter. Aber als er verschwunden war, fand sie eine Dating-SMS von einem Mann auf seinem Handy. "Ich glaube, Andy war sehr gut darin, zu verstecken, wie er sich wirklich fühlte, und glaubhaft zu machen, ihm ginge es gut."
Er musste wohl noch seinen Platz in der Welt finden, inklusive seiner sexuellen Orientierung, meint die Mutter: "Ich glaube, seine Gefühle für das gleiche Geschlecht ließen ihn kämpfen, wie der damit umgehen soll. Ich denke, es wurde ihm zu viel – all diese Gefühle, das Vater-Sein und die Liebe zu Charlotte."
In der Schule sollte es mehr Unterstützung geben, sagt die Mutter. "Niemand war da für Anthony. Ich fühle mich einfach schlecht, ich fühle mich, als hätte ich ihn im Stich gelassen."
Für Jugendliche, die in Deutschland Unterstützung beim Umgang mit ihrer sexuellen Orientierung oder einfach Freunde suchen, gibt es zahlreiche LGBT-Jugendgruppen und -zentren (eine nicht mehr ganz aktuelle Liste gibt es hier). Auch mehrere Webseiten, etwa dbna (Du bist nicht allein) oder die des bundesweiten Jugendnetzwerks Lambda, richten sich gezielt an junge Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender. Aufklärungsprojekte wie SchLAU gehen gezielt in Schulen und suchen immer wieder Mitstreiter. (nb)















Dieser Abschaum, der andere mobbt, will damit nur davon ablenken, dass sie selbst der wirkliche Abschaum sind.