V.l.n.r.: Marc Ouellet, Peter Turkson und Tarcision Bertone gelten als die heißesten Anwärter auf den Papst-Stuhl.
Unter den meistgenannten Anwärtern für die Papst-Nachfolge findet sich zu Homo-Rechten keine moderate Stimme.
Unterstützung für Gesetze, die Schwulsein unter Strafe stellen, öffentliche Aussagen, wonach Homosexualität und Pädophilie das gleiche seien, und ein steter Kampf gegen die Homo-Ehe: Die am lautesten genannten Namen für eine Nachfolge des Papstes zeichnen sich in der Frage der Homosexualität nicht gerade durch Milde aus. Eine Übersicht:
Marc Ouellet, Kanada
Der emeritierte Erzbischof von Québec hatte sich 2007 für die Diskriminierung auch von Homosexuellen durch die Kirche in den 60er Jahren entschuldigt. Der heute 68-Jährige machte sich damit trotzdem nicht zum Freund von Homo-Aktivisten, da er mehrfach gegen die Homo-Ehe polterte. Bei einer Anhörung im Senat sagte er etwa, dass die Kirche keine Kinder taufen könne, die bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen. Die Homo-Ehe sei eine Diskriminierung von Christen und schade Kindern, hatte er ein anderes Mal gesagt.
Peter Turkson, Ghana
Der 64-jährige Kurienkardinal wird in den Medien hoch gehandelt und ist derzeit Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Als die UN die Verfolgung von Homosexuellen in Afrika kritisierte, sagte Turkson im letzten Jahr, in einigen Staaten gäbe es "Übertreibungen". Homosexualität sei aber "nicht unsere Kultur und gegen unseren Glauben". UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sei "dumm", wenn er diese "europäische Mentalität" auf Afrika übertrage. Auch müsse man zwischen Moral und Menschenrechten unterscheiden. Turkson hat sich für die Nutzung von Kondomen ausgesprochen – bei Ehepaaren.
Tarcisio Bertone, Italien
Der 78-jährige Kardinalstaatssekretär ist der zweithöchste Mann im Vatikan und hatte vor zwei Jahren Homo-Aktivisten weltweit gegen sich aufgebracht, als er Schwulen die Schuld an den Missbrauchsskandalen gab. Es gebe einen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie, mutmaßte er, was selbst den Sprecher des Vatikans zu einem Zurückrudern veranlasste.
Angelo Scola, Italien
Der Mailänder Erzbischof sprach sich mehrfach gegen die rechtliche Anerkennung homosexueller Partnerschaften aus, da die Ehe als Verbindung von Mann und Frau heilig sei. Der 71-Jährige überraschte im letzten Jahr zusammen mit zwei Kollegen LGBT-Aktivisten, als sie katholischen Homo-Gruppen erlaubten, in Kirchen Andachten zum Internationalen Tag gegen Homophobie abzuhalten.
Francis Arinze gilt als Hoffnung der Reaktionären (Bild: Wiki Commons / Padre Mimmo Spatuzzi / CC-BY-SA-3.0)
Francis Arinze, Nigeria
Der 80-jährige ist vielleicht schon zu alt, um Papst zu werden. Der ehemalige Erzbischof von Onitsha ist eng mit der Glaubenskongregration verbandelt und steht für eine strikt konservative Linie. Über Schwule sagte er einmal, er wolle sie mit Weihwasser reinigen. 2003 hatte er in einer Rede Homosexualität mit Pornografie und Ehebruch verglichen.
Oscar Rodriguez Maradiaga, Honduras
Der Erzbischof von Tegucigalpa machte Schlagzeilen, als er Berichte über den Missbrauchsskandal als jüdische Verschwörung darstellen wollte. Trotz einer ablehnenden Haltung zu Kondomen und Abtreibung gilt der 70-Jährige als moderat und als wichtige Stimme gegen die Armut. Schlagzeilen machte er ebenfalls, als er Ricky Martin wegen dessen Nutzung einer Leihmutter öffentlich angriff. Im Zuge einer Schmutzkampagne gegen die Kirche war ihm selbst Homosexualität vorgeworfen worden.
Odilo Scherer, Brasilien
Der Erzbischof von São Paulo, der Vorfahren aus dem Saarland hat, gilt als gemäßigt. Eine gleichgeschlechtliche Verbindung könne nie eine Ehe oder Familie sein, hatte er 2011 in einem Interview gesagt, diese "Verwirrung" anderer Staaten solle sich Brasilien ersparen. Auch hatte er einen CSD kritisiert, aber zugleich Gewalt gegen Homosexuelle abgelehnt und betont, dass Gott auch Schwule und Lesben liebe. Er verwies darauf, dass sich gerade die katholische Kirche in den 80ern um Aids-Kranke gekümmert habe, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.
Angelo Bagnasco, Italien
Der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz verglich 2007 Homosexualität mit Inszest. Aufgrund der Homo-Ehe stehe Europa auf der Kippe, hatte der 70-Jährige erst vor wenigen Tagen gewarnt, Europa wolle die Religion systematisch verbannen.
Gianfranco Ravasi, Italien
Der Kurienkardinal äußerte sich immer wieder negativ über die Homo-Ehe, die zu einer "Zerstörung der Familie" in "einer Art Erdbeben" führen werde.
Christoph Schönborn machte sich in Österreich als Kämpfer gegen die Homo-Ehe einen Namen (Bild: Wiki Commons / OneArmedMan / PD)
Christoph Schönborn, Österreich
Der Wiener Kardinal entfernte 2008 ein Bild des Künstlers Alfred Hrdlicka aus einer Ausstellung im kircheneigenen Dommuseum, weil es Jesus und die Apostel in homoerotischem Zusammenhang zeige. Der 68-Jährige wird nicht müde zu betonen, dass die Ehe eine Verbindung von Mann und Frau ist, die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen hält er weder "für angebracht noch für notwendig", da sie "unabsehbare Folgen für die ganze Gesellschaft" habe. Im letzten Frühling entschied er überraschend, dass ein Schwuler Pfarrgemeinderat bleiben durfte – der örtliche Pfarrer wollte ihn loswerden.
Timothy Dolan, USA
Der Erzbischof von New York ist ein Hardliner in Sachen Homo-Ehe: In der menschlichen DNA gebe es klare Vorgaben, was richtig und falsch sei, sagte er einmal in einem Interview, und die Ehe sei von der Natur als Verbindung von Mann und Frau vorgegeben. Initiativen zur Ehe-Öffnung verglich er mit der skurrilen Politik von Ländern wie China und Nordkorea.
Trotz der Nennung von Namen ist offen, wer Mitte oder Ende März tatsächlich zum Papst gewählt wird. Viel Hoffnung auf einen moderaten Kandidaten darf man sich nicht machen – der strenge Benedikt XVI. hat in den letzten Jahren selbst über die Hälfte der knapp 200 stimmberechtigten Kardinäle ernannt. Allerdings gibt es die Möglichkeit, dass ein Nachfolger den Kampf gegen die Homo-Ehe weniger zu einen Schwerpunkt macht wie der jetzige Papst. (nb)
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