Ralf König verewigte den ehemaligen grünen Bundestagsabgeordneten Herbert Rusche 1986 in einem Comic. Hinten rechts: die damalige Bundestagsvizepräsidentin Annemarie Renger
Gelingt den Piraten im Herbst der Sprung über die 5-Prozent-Hürde, darf man sich im Bundestag auf spannende Rededuelle zwischen Volker Beck und seinem Vorgänger freuen.
Der frühere Grünen-Politiker Herbert Rusche wurde am Sonntag von der Aufstellungsversammlung der Piratenpartei Hessen auf Listenplatz zwei gewählt. Gelingt den Piraten bei der Bundestagswahl am 22. September 2013 der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde, ist damit sein Wiedereinzug ins Parlament gesichert.
Im Jahr 1985 war Rusche der erste offen schwule Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Der heute 60-jährige Frührentner aus Frankfurt am Main ist ein Urgestein der westdeutschen Schwulenbewegung. 1972 war er Mitgründer der Schwulengruppe "Homo Heidelbergensis", ab 1973 Mitglied der "Homosexuellen Aktion Westberlin" (HAW). Danach arbeitete er u.a. im schwulen Frankfurter Kommunikationszentrum "Anderes Ufer" mit.
Kritik an den "Rampensäuen" der Grünen
Auch als Fan neuer Medien eckte er bei den damaligen Grünen an: Mit "BTX für Freunde" startete Rusche alias "BTX-Berta" 1988 das erste Online-Angebot für schwule Männer
Als grüner Bundestagsabgeordneter brachte Rusche mit seiner Fraktion 1986 einen Antrag zur Streichung des Paragrafen 175 ein.
Der Ökopartei, deren Gründungsmitglied er war, kehrte der Buddhist bereits 2001 den Rücken. "Zunächst war es das völlige Scheitern des Versuchs, mehr Basisdemokratie in die Parlamente zu bringen, der mich enttäuschte", begründete Rusche in einem Blog-Beitrag seine Entfremdung von den Grünen. "Es waren vorwiegend die Rampensäue, die Chefideologen und deren Gefolgsleute, die zunächst in der Bundestagsfraktion, in den Landtagsfraktionen und dann nach und nach auch in der Partei das Heft in der Hand hatten." Zu den Piraten stieß er im August 2009 (queer.de berichtete).
Rusche hatte erst Anfang Februar öffentlich erklärt, sich bei den hessischen Piraten um ein Bundestagsmandat bewerben zu wollen (queer.de berichtete). Für die neun Listenplätze gab es am vergangenen Wochenende über 30 Kandidaten. Insgesamt nahmen fast 200 Mitglieder des Landesverbands an der zweitägigen Aufstellungsversammlung in der Gallushalle in Grünberg teil. Spitzenkandidat wurde mit großer Mehrheit Volker Berkhout aus Kassel.
Bei der Bundestagswahl 2009 erzielten die Piraten zwei Prozent der Stimmen. Nach einem Höhenflug im vergangenen Jahr liegen sie in aktuellen Umfragen bei drei Prozent. (mize)